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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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könnte, wenn sie ihr nicht im Überfluß zur Verfügung stünde. Garion nahm insgeheim an, daß das Ganze nicht viel mehr war als der Wunsch nach Bestätigung. Wenn ein Gemahl bereit war, die ganze Welt nach Erdbeeren außerhalb der Reifezeit in seinen Breiten abzusuchen oder Meeresfrüchte zu beschaffen, die es nur in Gewässern auf der anderen Seite der Welt gab, war das ein sicheres Zeichen, daß er seine Gemahlin trotz ihrer angeschwollenen Taille noch liebte. Ce'Nedra bereitete das gar nicht soviel Spaß, denn jedesmal, wenn sie einen scheinbar unerfüllbaren Wunsch äußerte, trat Garion lediglich ins Nebengemach, erschuf das Gewünschte an Ort und Stelle und brachte es ihr – gewöhnlich auf einem silbernen Tablett. Das Ganze machte Ce'Nedra immer mürrischer, und schließlich gab sie es auf, Gelüste nach ausgefallenen Dingen vorzutäuschen.
    An einem frostklirrenden Abend im Spätherbst lief ein eisüberzogenes malloreanisches Schiff im Hafen von Riva ein, und der Kapitän überbrachte ein Päckchen ordentlich gefalteter Pergamentseiten mit dem Siegel Zakaths von Mallorea. Garion dankte dem Seemann überschwenglich, bot ihm und seinen Leuten die Gastlichkeit der Zitadelle an und eilte dann sogleich mit Zakaths Brief zu den königlichen Gemächern. Ce'Nedra saß strickend neben dem Feuer, während Geran mit dem jungen Wolf schlafend vor dem Kamin lag und beide hin und wieder im Traum zuckten. Die zwei schliefen immer beisammen, und Ce'Nedra hatte es schließlich aufgegeben, sie nachts trennen zu wollen, da keine Tür der Welt wirkungsvoll von beiden Seiten gesichert werden konnte.
    »Was gibt es, Liebling?« fragte sie, als Garion hereinstürmte. »Wir haben einen Brief von Zakath bekommen!« »Oh? Was schreibt er?« »Ich habe ihn noch nicht gelesen.«
    »Dann öffne ihn, Garion. Ich kann es ja kaum erwarten zu erfahren, was sich in Mal Zeth tut!«
    Garion brach das Siegel und strich das Pergament glatt. Er las laut: »An seine Majestät, König Belgarion von Riva, Kaiser des Westens, Gottbezwinger, Herr über das Große Westmeer, und an seine hochverehrte Königin Ce'Nedra, Mitherrscherin über die Insel der Stürme, Kaiserliche Prinzessin des Tolnedrischen Reiches und Juwel des Hauses derer von Borune – von Zakath, Kaiser aller Angarakaner. Ich hoffe, dies trifft Euch beide bei bester Gesundheit an, und ich sende Grüße an Eure Tochter, ob bereits geboren oder ob ihre Geburt noch bevorsteht. Ich habe inzwischen keine hellseherischen Fähigkeiten entwickelt. Cyradis sagte einmal, daß sie nicht mehr mit dem zweiten Gesicht gesegnet sei, aber ich habe manchmal den Verdacht, daß sie in dieser Beziehung nicht völlig bei der Wahrheit geblieben ist. Viel ist seit unserer Trennung geschehen. Der Kaiserliche Hof, vermute ich, ist sehr erfreut über die Veränderung meines Wesens, die ich unserer Reise nach Korim und den Ereignissen dort verdanke. Ich bin wohl ein unmöglicher Herrscher in jedermanns Augen gewesen. Das soll natürlich nicht heißen, daß alles hier in Mal Zeth jetzt eitel Glück und Sonnenschein ist. Der Generalstab war außerordentlich bestürzt, als ich meine Absicht verkündete, einen Friedensvertrag mit König Urgit zu unterzeichnen. Ihr wißt ja, wie Generäle sind. Wenn man ihnen ihren Lieblingskrieg wegnimmt, jammern und quengeln und schmollen sie wie verzogene Kinder. Ich mußte einigen sehr unverhohlen meine Meinung sagen. Übrigens habe ich vor kurzem Atesca zum Oberbefehlshaber der Armeen von Mallorea befördert. Auch darüber war die Freude einiger Mitglieder des Generalstabs nicht sehr groß, aber man kann es ja schließlich nicht allen recht machen. Urgit und ich stehen in Verbindung miteinander, und ich finde ihn erstaunlich – er ist fast so pfiffig wie sein Bruder. Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen. Die Bürokraten bekamen fast einen Schlaganfall, als ich die Autonomie der Dalasischen Protektorate erklärte. Ich finde, daß die Dalaser das Recht haben, ihren eigenen Weg zu gehen, doch viele Mitglieder der Bürokratie glauben, dort sicher begründetes Anrecht zu haben und jammerten und quengelten und schmollten fast so sehr wie die Generäle. Das hörte jedoch sofort auf, als ich meine Absicht verkündete, eine eingehende Prüfung jedes einzelnen Ministeriums durch Brador vornehmen zu lassen. Die Beteuerungen, allen Rechten auf Ämter und Besitz in den Protektoraten zu entsagen, waren schier ohrenbetäubend. Ziemlich überraschenderweise erschien kurz nach
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