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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens
Autoren: David Eddings
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unerbittlich.
    Er wand sich. »Polgara, könnten wir nicht mit dem ›Hab-ich's-dir-nicht-gesagt‹ aufhören?«
    »Du hast gehört, daß ich ihn gewarnt habe, nicht wahr, Durnik?« wandte Polgara sich an ihren Mann.
    Offenbar bemühte sich Durnik, nicht zu lachen.
    Der Alte seufzte, langte in seinen Kittel und brachte eine kleine Flasche zum Vorschein. Mit den Zähnen zog er den Korken heraus und nahm einen tiefen Schluck.
    »O Vater!« rief Polgara angeekelt. »Hast du denn gestern nicht genug gekriegt?«
    »Nicht, wenn unser Gespräch bei diesem einen Thema verharrt!« Er streckte seinem Schwiegersohn die Flasche entgegen. »Durnik?«
    »Danke, Belgarath, aber es ist noch ein bißchen früh für mich.«
    »Pol?« wandte Belgarath sich nun seiner Tochter zu.
    »Also wirklich!«
    »Na gut, wenn du nicht willst.« Belgarath zuckte die Schultern, steckte den Korken wieder in die Flasche und verstaute sie. »Sollten wir unsere Rast nicht beenden? Es ist noch ein weiter Weg bis zum Aldurtal!« Er gab seiner Stute leicht die Fersen.
    Das Häuschen, das Polgaras Mutter gehört hatte, lag in einem Tal zwischen den sanften Hügeln am Nordrand des Aldurtals. Ein plätschernder Bach durchzog dieses geschützte Tal mit seinen Mischwäldern. Das Haus war aus grauen, rostfarbenen und erdbraunen Feldsteinen erbaut, die sorgfältig an- und aufeinandergefügt waren. Es war breit und niedrig und geräumig. Seit mehr als dreitausend Jahren war es nicht mehr bewohnt worden. Inzwischen hatten die Elemente ihm Dach, Türen und Fensterrahmen geraubt, so daß nur noch die offenen Mauern standen, die der Wind mit Zweigen, Laub und Unrat gefüllt hatte. Trotzdem ging ein seltsames Harren von ihm aus, als habe Poledra, die Frau, die einst hier gelebt hatte, den Steinen die Gewißheit eingehaucht, daß eines Tages ihre Tochter zurückkehren würde.
    Die goldene Sonne stand auf halbem Weg zwischen Mittag und Untergang, als der Wagen in der Nähe anhielt. Das gleichmäßige Knarren eines Rades hatte Botschaft eingelullt, und nun weckte Polgara ihn sanft. »Botschaft«, sagte sie, »wir sind da.« Er öffnete die Augen und sah zum erstenmal den Ort, den er für alle Zeit sein Zuhause nennen würde. Sein Blick wanderte über die dachlosen Mauern, an die sich hohes Gras schmiegte, auf den Wald dahinter mit den weißen Stämmen der Birken, die sich von dem dunklen Grün der Nadelbäume abhoben, und auf den Bach. Dieser Ort war ungemein vielversprechend. Im Bach konnte man selbstgebastelte Schiffe segeln und flache Steine über die Oberfläche hüpfen lassen, und, wenn einem schon nichts anderes in den Sinn kam, hineinfallen. Mehrere der Bäume dort schienen zum Klettern wie geschaffen, und eine alte Birke, ganz dicht am Ufer, mit überhängenden Zweigen, vereinte die aufregende Möglichkeit, einen Baum zu erklettern und ins Wasser zu fallen.
    Der Flecken, auf dem ihr Wagen angehalten hatte, war ein langer Hang, der sanft zum Haus abfiel. Es war die Art von Hügel, den hinunterzusausen es Spaß machen würde, vor allem an einem Tag mit strahlend blauem Himmel, über den der Wind Wölkchen wie Pusteblumen trieb. Das kniehohe Gras war im Sonnenschein von üppigem Grün und der Boden darunter bestimmt feucht und doch fest. Die süße Luft, wenn man den langen Hang hinunterrannte mußte berauschend sein.
    Ganz deutlich spürte Botschaft plötzlich ein unendliches Leid, ein Leid, das Aberjahrhunderte nicht gelindert hatten. Da blickte er in Belgaraths verwittertes Gesicht und sah eine Träne über die faltige Wange des alten Mannes rollen und in dem weißen Bart verschwinden.
    Trotz Belgaraths Trauer um sein Weib erfüllte Botschaft eine tiefe Zufriedenheit, während er über dieses kleine, grüne Tal schaute, mit seinen Bäumen, seinem Bach und den saftigen Wiesen. Er lächelte und probierte das Wort ›Zuhause‹, und ihm gefiel sein Klang.
    Polgara sah ihn ernst an. Ihre Augen waren sehr groß und leuchtend, und ihre Farbe wechselte mit ihrer Stimmung von einem hellen Blau, so blaß, daß es fast grau wirkte, bis zu einem tiefen Lavendel. »Ja, Botschaft«, sagte sie, »unser Zuhause.« Dann legte sie die Arme um ihn, und in dieser sanften Geste lag all die Sehnsucht nach diesem Tal, die sie durch schwere Jahrhunderte erfüllt hatte, die Jahrhunderte, in denen sie mit ihrem Vater ihrer schier endlosen Aufgabe nachgegangen war.
    Durnik der Schmied blickte nachdenklich hinunter auf das Tal im warmen Sonnenschein, überlegte, plante und ordnete in
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