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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens
Autoren: David Eddings
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sowohl Wärme als auch Licht bescherte. Botschaft, der die meiste Zeit im Freien verbrachte, außer an den wirklich bitterkalten Tagen, war an diesen heimeligen Abenden am goldenen Feuer, nach dem Abendessen und bis zum Zubettgehen, gewöhnlich schläfrig. Oft legte er sich dann auf den Fellvorleger vor dem Kamin, blickte in die tanzenden Flammen, und bald fielen seine Augen zu. Später erwachte er in der kühlen Dunkelheit seiner eigenen Kammer, mit der kuscheligen Daunendecke bis zum Kinn hochgezogen. Da wußte er, daß Polgara ihn behutsam zu Bett getragen hatte, und mit einem glücklichen Seufzer schlief er weiter.
    Durnik machte ihm einen Schlitten, und der lange Hügel ins Tal eignete sich großartig zum Rodeln. Der Schnee war nicht so tief, daß die Kufen in ihm steckengeblieben wären, und so schaffte Botschaft es durch die Abfahrtsgeschwindigkeit bis weit über die Wiese am Fuß des Hügels.
    Der absolute Höhepunkt der Rodelzeit kam an einem beißend kalten Spätnachmittag, kurz nachdem die Sonne in ein Bett purpurner Wolken am westlichen Horizont gesunken war und der Himmel sich zu einem blassen, eisigen Türkis gefärbt hatte. Botschaft stiefelte durch den harschigen Schnee bergauf und zog den Schlitten hinter sich her. Oben angekommen hielt er kurz zum Verschnaufen an und schaute ins kleine Tal. Das strohgedeckte Haus kuschelte sich in den hohen Schnee. Goldenes Licht fiel aus seinen Fenstern, und der bleiche Rauch aus seinem Schornstein hob sich pfeilgerade in die stille Luft.
    Lächelnd legte Botschaft sich auf seinen Schlitten und fuhr hinunter. Es waren ideale Rodelbedingungen, und kein Windhauch bremste seine schnelle Abfahrt. Er sauste über die ganze Wiese und auch noch durch die Bäume. Die weißen Birken und dunklen Nadelbäume schossen an ihm vorbei. Er hätte es sogar noch weiter geschafft, wäre der Bach nicht im Weg gewesen. Aber selbst dieser Ausgang seiner Rodelpartie war aufregend, da das diesseitige Ufer mehrere Fuß hoch war und Botschaft mit seinem Schlitten in einem hohen Bogen anmutig über das dunkle Wasser segelte – bis er mit einem gewaltigen Platschen eintauchte.
    Polgara hatte ihm eine Menge zu sagen, als er bibbernd und mit zu Eis gefrierenden Kleidern und Haaren zu Hause ankam. Wie ihm schon lange aufgefallen war, neigte Polgara dazu, die Dinge zu dramatisieren – insbesondere, wenn sich ihr die Gelegenheit bot, über die Fehler anderer herzuziehen. Sie bedachte ihn als erstes mit einem musternden Blick, dann beeilte sie sich, eine abscheulich schmeckende Medizin zu holen, die sie ihm sehr freigiebig einflößte. Nunmehr zog sie ihm mit pausenlosem Wortschwall die froststarre Kleidung aus. Sie hatte eine klare, gute Rednerstimme und einen gewaltigen Wortschatz. Ihr Tonfall und die Artikulierung verliehen ihren Bemerkungen noch zusätzliche Bedeutung. Botschaft hätte jedenfalls eine kürzere, weniger erschöpfende Abhandlung seines Mißgeschicks vorgezogen – vor allem, da Belgarath und Durnik, beide ohne großen Erfolg, ihr Grinsen zu verbergen suchten, während Polgara auf ihn einredete und ihn gleichzeitig mit einem großen, rauhen Badetuch nibbelte.
    »Nun«, meinte Durnik, »zumindest braucht er diese Woche kein Bad.«
    Polgara hielt beim Abtrocknen inne und drehte sich langsam zu ihrem Mann um. An ihrem Blick war nichts wirklich Drohendes, aber ihre Augen wirkten frostig. »Hast du etwas gesagt?« fragte sie ihn.
    »Uh – nein, meine Liebe«, entgegnete er hastig. »Nicht wirklich.« Er blickte Belgarath etwas verlegen an und stand auf. »Ich hole wohl besser etwas Brennholz.«
    Polgara hob die Brauen, und ihr Blick wanderte zu ihrem Vater. »Nun?«
    Er blinzelte mit einer Unschuldsmiene.
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber das Schweigen wurde drückend, ja unheilschwanger.
    »Warte, Durnik«, sagte der Alte schließlich. »Ich helfe dir.« Auch er erhob sich. Die beiden gingen aus der Tür, und Botschaft war allein mit Polgara.
    Sie wandte sich wieder ihm zu. »Du bist den ganzen Berg heruntergerodelt?« fragte sie nun mit völlig ruhiger Stimme. »Und über die ganze Wiese?«
    Er nickte.
    »Und dann durch den Wald?«
    Wieder nickte er.
    »Und dann über das Ufer und in den Bach?«
    »Ja«, gestand er.
    »Ich nehme an, du bist nicht auf die Idee gekommen, vom Schlitten zu springen, ehe er über das Ufer fuhr?«
    Botschaft war kein redseliger Junge, aber er befürchtete, daß er jetzt wohl doch ein paar Worte sagen müsse. »Nun«, begann er, »ich habe
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