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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens
Autoren: David Eddings
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wirklich nicht daran gedacht abzuspringen – aber ich glaube, ich hätte es auch nicht getan, wenn ich daran gedacht hätte.«
    »Ich bin sicher, du kannst mir das erklären.«
    Er blickte sie ernst an. »Alles ist bis dahin so großartig gegangen – nun, da hätte ich es nicht richtig gefunden aufzuhören, bloß weil es anfing, ein bißchen schiefzugehen.«
    Nach einer langen Pause sagte sie mit ernster Miene: »Ich verstehe. Dann war es also eine Art Ehrensache – daß du mit dem Schlitten bis zum Ende im Bach gefahren bist?«
    »Ich glaube, so könnte man es sagen, ja.«
    Sie blickte ihn einen Moment fest an, dann grub sie das Gesicht in die Hände. »Ich bin nicht ganz sicher, ob ich die Kraft habe, das alles noch einmal mitzumachen«, sagte sie düster.
    »Was durchmachen?« erkundigte er sich leicht erschrocken.
    »Garion großzuziehen, der heute als König in Riva herrscht, war schon fast zuviel für mich«, antwortete sie. »Doch nicht einmal er hätte mir für etwas, das er anstellte, einen unlogischeren Grund geben können.« Dann schaute sie ihn an, lachte liebevoll und legte die Arme um ihn. »O Botschaft!« sagte sie und zog ihn an sich. Und alles war wieder gut.

2
    Belgarath schob die Rückkehr zu seinem Turm im Aldurtal bis zum Frühjahr auf. So erlebte Botschaft aus nächster Nähe die unzähligen, unglaublich verwickelten Wortgefechte zwischen Vater und Tochter, die die friedliche Stille in ihrem Leben unterbrachen. Polgara machte ungemein spitze Bemerkungen, daß der faule Alte nur in ihrer Küche herumlungere und sich mit gleicher Unersättlichkeit an ihrem Feuer vergnüge wie an dem gut gekühlten Bier aus ihrem Vorratskeller. Und Belgaraths glatte Ausweichmanöver bewiesen eine in Jahrhunderten entwickelte Geschicklichkeit. Botschaft durchschaute jedoch diese bissigen Bemerkungen und unerschütterlichen Antworten. Das Band zwischen Belgarath und seiner Tochter war stark, und zwar in einem Maß, das andere sich nicht einmal hätten vorstellen können. So hatten sie es im Lauf der unzähligen Jahre für nötig befunden, ihre grenzenlose Liebe zueinander hinter dieser Fassade endloser Streitereien zu verbergen. Das sollte nicht heißen, daß Polgara sich nicht vielleicht einen aufrechteren Vater gewünscht hätte, aber sie war keineswegs so enttäuscht von ihm, wie ihre Bemerkungen manchmal schließen ließen.
    Sie beide wußten, weshalb Belgarath den ganzen Winter in Poledras Haus mit seiner Tochter und deren Mann verbrachte. Obgleich darüber nicht einmal ein Wort fiel, war ihnen klar, daß die Erinnerungen des alten Mannes an dieses Haus verändert werden mußten – nicht völlig gelöscht, denn keine Macht der Welt hätte Belgaraths Erinnerung an sein Weib zu löschen vermocht –, wohl aber so verändert, daß dieses strohgedeckte Haus den Alten auch an die glücklichen Stunden erinnerte, die er hier zugebracht hatte, ehe Poledra gestorben war, nicht nur an ihren Tod.
    Nachdem eine Woche warmer Frühlingsregen den Schnee geschmolzen hatte und der Himmel wieder blau war, beschloß Belgarath, seine unterbrochene Reise fortzusetzen. »Es wartet nichts wirklich Dringendes auf mich«, gab er zu, »aber ich möchte nach Beldin und den Zwillingen sehen, und es wäre jetzt eine gute Zeit, Frühjahrsputz in meinem Turm zu machen. Ich furchte, das habe ich seit ein paar Jahrhunderten immer wieder hinausgeschoben.«
    »Wenn du möchtest, kommen wir mit«, schlug Polgara vor. »Immerhin hast du uns hier geholfen – vielleicht nicht gerade mit Begeisterung, aber das spielt ja keine Rolle. Also halte ich es für richtig, daß wir dir beim Frühjahrsputz helfen.«
    »Vielen Dank, Polgara«, lehnte er freundlich, aber fest ab. »Deine Vorstellung vom Saubermachen ist für meinen Geschmack etwas zu drastisch. Dinge, die sich möglicherweise später als wichtig erweisen, landen bei dir auf dem Abfall. Solange in der Mitte eines Gemachs genug Platz ist, ist es sauber genug für mich.«
    »O Vater!« sagte sie lachend. »Du wirst dich nie ändern!«
    »Natürlich nicht«, erwiderte er. Er blickte nachdenklich auf Botschaft, der still sein Frühstück aß. »Aber wenn ihr nichts dagegen habt, nehme ich den Jungen mit.«
    Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick.
    Belgarath zuckte die Schultern. »Ich freue mich über Gesellschaft, und vielleicht gefällt es ihm auch, mal woanders zu sein. Außerdem wart ihr, du und Durnik, seit ihr verheiratet seid, noch nie wirklich allein. Nennt es ein verspätetes
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