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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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er müsse zurück, da sonst seine Luft nicht für den Rückweg ausreichte. Miguel winkte ab und zog seinen Octopus nach vorn; Xisco könne sein zweites Atemgerät und somit die Luft seiner Flasche mitbenutzen. Xisco nickte.
     
    Miguel entdeckte einen losen Stein. Der Moment war gekommen. Entweder er tat es jetzt, oder ... bevor er weiterdenken konnte, nahm er den Stein, schlug Xisco damit kräftig an die Stirn, drehte sich weg und knipste die Lampe aus.
    Schwärze hüllte ihn ein.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit schaltete er die Tauchlampe wieder an. Xisco trieb reglos im Wasser. Die rote Mütze auf dem Kopf.
    Miguel starrte ihn an. Der Anblick schnitt ihm ins Herz. Doch jetzt war es zu spät. Mit Tränen in den Augen tauchte er Richtung Ausgang und überließ Xisco seinem kalten Grab.
    Den Höhlenausgang erreichte er problemlos. Jetzt musste er sich selbst noch verletzen. Er schloss die Augen, bevor er gezielt an der zackigen Felswand entlangschwamm, die ihm die Wange aufriss. Dabei verlor er das Atemgerät aus seinem Mund, der Silikonrand seiner Taucherbrille schlitzte auf, und Wasser drang ein. Nachdem er sich das am Schlauch treibende Atemgerät wieder in den Mund gesteckt hatte, machte er sich auf den Rückweg.
    Als er den Wagen erreichte, wählte er den Notruf. Für Xisco käme jetzt jede Hilfe zu spät.
    Die Rettungstaucher benötigten vier Stunden, bis sie seine Leiche bergen konnten. Die Sanitäter versorgten Miguels Wunden, und die Polizei glaubte seine Version, dass heruntergefallene Steine das Unglück verursacht hatten. Auch nahmen sie ihm ab, er habe noch versucht, seinen Freund zu finden, bis er sich letztlich selbst habe retten müssen. Weitere Ermittlungen würde es nicht geben.
     
    Miguel fuhr zurück nach Petra. Cecilia die Nachricht von Xiscos Tod zu überbringen, war Aufgabe der Polizei. Er würde sie später besuchen. Zuerst wollte er unbedingt an der Dorfkneipe vorbeifahren, um zu sehen, ob die Feier wegen der Gewinne schon in vollem Gange wäre. Menschentrauben drängten sich vor Jorges Bar. Doch keiner schien in Feierlaune zu sein. Die Leute standen aufgebracht vor der Kneipe, die geschlossen war und von einigen Guardia-Civil- Beamten gesichert wurde, damit niemand die Bar stürmte.
    Miguel grinste. Vermutlich wollten alle Gewinner ihr Geld gleich abholen, was den armen Jorge die Polizei hatte rufen lassen.
    Er drosselte das Fahrtempo und drehte das Fenster hinunter. Aber innerhalb einer Minute brach seine Welt zusammen. Die Lose waren gefälscht! Der neue Losverkäufer ... ein Betrüger. Keiner aus dem Dorf hatte auch nur einen lausigen Cent gewonnen.
    Die echten Gewinnlose waren auf dem Festland verkauft worden.
    Miguel schloss die Fensterscheibe und beschleunigte etwas, bevor er nach wenigen Metern vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte, mitten auf der Straße hielt und über dem Lenkrad zusammenbrach.

Rayos y truenos en Son Fred / Blitz und Donner in Son Fred
     
    Es war im Winter. Eiskristalle glitzerten auf der kargen Erde in der Sonne, als die Gemeinschaft von Son Fred beschloss, sie sei nun groß genug, um einen eigenen Talayot für ihre spirituellen Rituale und Versammlungen zu bauen.
    Die Gemeinschaft bestand aus mehreren Sippen. Die Grossos überragten die anderen, während die Quadrats an einer leicht quadratischen Gesichtsform erkennbar waren. Die Pins hielten ihre Schafe in einem Pinienwald. Hinzu kamen noch weitere Sippen: unter anderem die Pedres , auf deren Grund die meisten losen Steine lagen; die Tallats , von denen keiner größer als einsvierzig war; und die Xots mit ihrer Ziegenherde.
    Jede Sippe der Gemeinschaft hatte sich aus runden Steinen kleine Steinhöhlen gebaut, die als Schlafplatz dienten. Bei einigen bestand der Untergrund nicht nur aus Fels, und so konnten sie eine Grube graben, was die Schlafraumhöhe deutlich verbesserte. Die Wohnhöhlen lagen in einem Umkreis von zwei Kilometern verstreut.
     
    Der Fill del Grosso, der erstgeborene Sohn, ergriff an diesem Wintermorgen das Wort. Er beeindruckte nicht nur durch seine Größe, sein dunkles und lockiges Haar umrahmte eindrucksvoll sein kantiges Gesicht. Als er seine Stimme erhob, verstummte sofort jegliches Gespräch: »Versammelte Sippen. Nachdem wir beschlossen haben, gemeinsam unseren Talayot für die Versammlungen und Rituale zu bauen, bleibt die Frage offen, wo wir unseren Bau errichten werden.«
    »Er sollte unbedingt einen guten Überblick von seinem höchsten Punkt bieten, falls wir uns doch mal
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