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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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tödliche Schwellung im Rachen behandeln zu können.
     
    Ab und zu raffte sich Bernhard auf, um mit Gabriella in den Bergen spazieren zu gehen. Nicht, dass er die Berge hochwanderte, vielmehr fuhren sie mit dem Auto zu einem Ausflugsplatz in die Sierra Tramuntana. Dort gingen sie ein wenig spazieren. Immer wenn Bernhard dicht am Abgrund stand, dachte Gabriella: Nur ein kleiner Schubs, und alles wäre vorbei. Doch als Alleinerbin würde sie sofort zum Kreis der Verdächtigen gehören.
     
    Bernhard konnte Gabriella nur noch mit einem begeistern - mit seinen Mandelkeksen. Obwohl sie nach all den Jahren das Rezept auswendig kannte, schmeckten die Kekse schlichtweg besser, wenn Bernhard sie gebacken hatte. Er verwendete hierfür die Ernte der eigenen Mandelbäume.
    Es war sehr mühsam, lohnte sich geschmacklich aber auf alle Fälle. Die Ernte brachte er in Säckchen zu der Mandelmühle ins Dorf. Dort jagte man die Nüsse durch die alte Maschine, die mit lautem Getöse die Mandeln knackte. Anschließend fielen die Schalen und Kerne gemischt zurück in den Sack, weshalb Bernhard später zu Hause stundenlang auf einem großen Tisch die Schalen aussortierte. Doch damit war die Arbeit lange nicht beendet. Er musste die Mandelkerne ins kochende Wasser geben, wieder herausholen, die Haut abziehen und sie danach zum Trocknen auslegen. Da er jede Nuss mehrmals in die Hand nahm, entwickelte er ein ganz besonderes Verhältnis zu ihnen.
    Gabriella durfte noch nicht einmal eine davon naschen. Aber ihr sollte es recht sein, denn sie konnte sich später über die Mandelkekse mit Schokolade hermachen.
     
    Bernhard kochte hervorragend, genoss hin und wieder ein Glas Rotwein - meist jedoch trank er Wasser. Sie hatten auf dem Land einen eigenen Brunnen, und da die Wasserqualität vom Labor für sehr gut befunden worden war, trank er es direkt aus der Leitung. Einzig die langen Bleirohre, die vom Wasserdepot zum Haus führten, schadeten dem Brunnenwasser. Ein befreundeter Arzt machte Bernhard darauf aufmerksam, dass es speziell bei seinem Gesundheitszustand nicht zuträglich wäre, täglich von dem Wasser zu trinken. Darum beschloss er, die Rohre komplett auszutauschen.
    Trotz aller Bemühungen war sein Spanisch eher holprig, weshalb er Gabriella bat, den Klempner im Dorf aufzusuchen. Der kleine Familienbetrieb hatte bisher sämtliche Installationen im Haus durchgeführt, und Gabriella kannte jedes Familienmitglied.
    An einem Morgen verband sie die Einkäufe im Dorf mit dem Besuch beim Klempner. Sie trat in das kleine Ladengeschäft, wo sie ein muskulöser Mann begrüßte.
    »Wo ist Juan?«, fragte sie den Unbekannten.
    »Er ist mit der ganzen Familie in Barcelona, weil eine Tante sehr krank ist.«
    »Was? Juan überlässt seinen Laden einem Fremden?«
    »Ich kenne Juan und seine Firma seit Jahren, jetzt springe ich so lange für ihn ein, bis er wieder da ist.«
    Sie überlegte kurz. »Wie heißen Sie, und wer macht die Arbeiten, die anfallen?«
    »Ich bin Raúl. Ich übernehme das. Sonst arbeite ich in einer großen Installationsfirma in Palma.«
    Gabriella musste lächeln, als sie sich Raúl im gleißenden Sonnenlicht mit freiem Oberkörper bei der Arbeit vorstellte - das pure Klischee des südländischen Machos - frei Haus.
    Er grinste breit zurück: »Also, was haben Sie für ein Problem?«
    »Ach, am besten Sie schauen sich das erstmal an. Wir haben alte Bleirohre. Die sollen ausgetauscht werden.«
    Sie vereinbarten einen Termin für den darauffolgenden Tag, und Gabriella beschrieb ihm den Weg.
     
    »Ich fahre gleich zum Arzt. Wann wollte der Handwerker kommen?«, fragte Bernhard ungeduldig.
    »Er sollte eigentlich schon da sein.« Gabriella schaute auf die Uhr. »Seit einer Viertelstunde.«
    »Dann musst du das alleine mit ihm regeln. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er so unpünktlich ist. Bei Juan war das anders.«
    Mit einer halben Stunde Verspätung kam Raúl. Gabriella zeigte ihm gleich das Wasserdepot.
    »Wie weit ist der Brunnen weg?«, fragte Raúl.
    »Das können wir vernachlässigen, es sind nur vier Meter.«
    Er berechnete den Weg bis zum Hausanschluss an der Hauswand. »Im Haus sind keine Bleirohre mehr verlegt?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Da wurde mal was ausgetauscht.« Sie bot Raúl eine Cola an, während sie in die Küche gingen. »Ich bin neugierig. Was macht denn das Blei aus den Rohren? Also gesundheitlich, meine ich?«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Können wir bitte das Sie weglassen, Raúl? Ich heiße
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