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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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Gabriella.« Sie hatte sich sehr an die spanische Umgangsweise des sofortigen Duzens gewöhnt, sodass ihr die formelle Form fremd vorkam.
    »Gerne, Gabriella. Finde ich auch viel einfacher. Also jetzt zu dem Blei. Leider weiß ich das nur zu gut, weil meine Abuela damals an einer Bleivergiftung gestorben ist. Ich habe mit meinen Eltern in Palma gewohnt und Oma in einem alten Haus auf dem Land. Wir dachten, dass ihre Schwäche und die Blässe vom Alter kämen. Dann bekam sie Bauchkrämpfe. Der Arzt meinte, sie hätte einen Virus. Es war aber keiner, wie sich hinterher herausstellte. Das Blei hatte sie über viele Jahre vergiftet. Bei ihr war nicht nur die Leitung vom Wasserdepot zum Haus aus Blei, sondern auch alle Rohre in der Küche und im Badezimmer.«
    »Das tut mir sehr leid, Raúl.« Sie sah ihn mit großen Augen an. »Haben wir uns etwa schon vergiftet?«
    »Es kommt darauf an, wie viel man davon trinkt und was man sonst so isst.«
    »Essen?«, fragte Gabriella verwundert.
    »Ja sicher, einige Lebensmittel sind mit Blei belastet. Zum Beispiel Muscheln, Pilze, Schnecken, Gemüse - wie unser grüner Wildspargel.«
    »Soll man das dann gar nicht essen?«
    »Doch. Aber es hilft schon, Gemüse gründlich zu waschen. Die Schnecken packt man zwei Tage ins Wasser, dann ist der Darm auch leer. Und man muss ja nicht jeden Tag Muscheln und Pilze essen.«
    Gabriella lächelte. Bernhards Lieblingsspeisen, nach den Muscheln, waren Pilze oder wilder Spargel, als Beilage zu einem Steak.
    »Ich bringe dir morgen den Kostenvoranschlag vorbei«, verabschiedete sich Raúl.
     
    Gabriella ging an Bernhards Computer im Arbeitszimmer. Sie suchte in Google mit dem Stichwort akute Bleivergiftung . Sollte ihr Leben sich doch noch in ein gutes und aufregendes verwandeln - ohne Bernhard? Was sie im Internet darüber las, ließ sie einen Entschluss fassen: Raúl sollte die Rohre nicht austauschen - noch nicht. Und sie würde Bernhard mit seinen Lieblingsspeisen verwöhnen.
    Das Telefonklingeln riss sie aus ihren Träumereien. Rasch lief sie ins Wohnzimmer, griff nach dem Telefon auf der Kommode. » Si, diga .«
    »Möchten Sie die ADSL-Geschwindigkeit Ihrer Internetverbindung verbessern? Wir haben ein unglaubliches Angebot für Sie.«
    » No me interesa. Gracias «, beendete Gabriella das Gespräch.
    »Na, wer hat dich denn eben geärgert?« Bernhard stand plötzlich in der Tür.
    »Ich habe dich gar nicht kommen hören.« Sie strich sich die Haare aus der Stirn. »Diese blöde Telefónica. Dauernd rufen sie an und nerven. Wie war es beim Arzt?«
     
    Am nächsten Morgen fuhr Bernhard schon früh zu Freunden nach Artá. Ein typisches Rentnertreffen, dachte Gabriella, als sie ihm nachwinkte. Kaum war er um die Ecke verschwunden, stürmte sie zum Kleiderschrank und warf sich in ein aufreizendes Kleid.
    Schon als sie Raúl die Tür öffnete, registrierte sie, dass ihr Kleid die Wirkung bei ihm nicht verfehlte.
    Sie warf nur einen kurzen Blick auf den Kostenvoranschlag. »Der Preis ist in Ordnung, aber ich glaube, ich will das gar nicht.«
    »Aber es ist gefährlich, wenn du das so lässt«, meinte Raúl.
    »Ich trinke kein Brunnenwasser, nur Agua con gas , also ist es für mich, bis aufs Zähneputzen, nicht gefährlich.«
    »Und mit was kochst du? Da nimmst du doch das Wasser aus der Leitung?«
    Gabriella überlegte. »Ach, das dauert bestimmt ewig, bis ich davon einen Schaden habe.«
    »Sicher wirst du die nächsten Jahre noch nichts merken. Aber auf Dauer macht es krank.«
    »Raúl, du hast dir so viel Mühe gemacht, ich kann dich ja schon jetzt bezahlen, und du machst die Arbeiten dann einfach später. So gegen Sommerende, was hältst du davon?«
    »Da ist aber meine Vertretung für Juan zu Ende, das geht dann nicht mehr.«
    »Keiner weiß was davon, nur du und ich. Du rechnest mit Juan ab, und ich bezahle dir, wenn du es später machst, zusätzlich noch mal die Hälfte.«
    Raúl stutzte. »Warum willst du das?«
    Gabriella lächelte ihn verführerisch an, beugte sich mit ihrem weit ausgeschnittenen Kleid vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Du musst nicht alles wissen.«
    »Also gut, du bist der Boss, dann wird es so gemacht. Ich bringe dir in den nächsten Tagen die Rechnung.«
    »Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich komme vorbei. Rechnung brauche ich keine, der Betrag steht ja in deinem Kostenvoranschlag«, verabschiedete sie ihn.
     
    Zufrieden beobachtete Gabriella, wie sich Bernhard bei seiner Rückkehr über die Pilzpfanne
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