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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Autoren: Tonino Benacquista
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Solange Menschen Gelüste haben, werden sie andere zwingen, sie zu befriedigen. Aber vielleicht sieht es in tausend Jahren anders aus, wer weiß? «
    Tom war es unangenehm, unser Vater-Sohn-Gespräch zu stören. Er erinnerte mich daran, dass es noch einiges zu erledigen gab. Ich verabschiedete mich von Warren mit einem Handschlag. Wie er unter Männern üblich ist. Nie mehr würde er eine Waffe anfassen, sagte er. Dass er es heute ein erstes und ein letztes Mal getan hatte, bereute er aber nicht. Nicht nur weil er mir das Leben gerettet hatte , er wollte so auch seine Schuld begleichen, schließlich stand jeder Sohn in der Schuld seines Erzeugers. Jetzt konnte er ein neues Leben ohne die Last der Vergangenheit beginnen. Nichts und niemand konnte ihn mehr daran hindern.
    Und wie ging es weiter?
    Was soll ich sagen?
    Mir fällt das Wort » Barbarei « ein, das in dem Gespräch mit Warren so oft gefallen war und jetzt richtig mit Sinn erfüllt wurde. Tom und ich gingen wieder getrennte Wege. Ich machte mich auf den Weg zum Place de la Libération. In einer leeren Bar wartete Hector Sosa zum Kampf gegen mich. Wie gerne hätte ich ihn mit ein paar Kugeln bearbeitet, aber ich war ohne Munition. Eine Prügelei also. Das war das Schlimmste, was mir passieren konnte, denn nichts liebte Hector mehr, als anderen mit der Faust das Nasenbein zu brechen. Flaschen zerschellten auf unseren Köpfen, Stühle, ja selbst Tische wurden hochgewuchtet, um dem gegnerischen Schädel eins überzubraten. Normalerweise ging so viel nur bei einer Massenschlägerei zu Bruch. Nun, wir waren nur zu zweit. Und alles war erlaubt. Auch ich bin ein Freund der rein körperlichen Konfrontation, ich liebe den Faustkampf, ganz ohne Waffe. Zu lange hatte ich die Wut in mir zurückgehalten. (Früher hatte ich sie für die Typen mit schlechter Zahlmoral reserviert. Die wurden von mir ordentlich vermöbelt, aber am Leben gelassen, schließlich durfte man die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie eines Tages bezahlten.) Um die Wahrheit zu sagen, ich habe mich mit einer Riesenwut in diesen Kampf geworfen – was mir richtig gutgetan hat. Ich habe mich abreagiert, es war Entspannung pur, wie Yoga, Zen oder eine Thalassotherapie . Der Kopf wurde wieder frei. Aufgestauter Groll und verzwickte Probleme lösten sich in Luft auf. Dieser Kampf war das Beste, was einem Typen wie mir passieren konnte. Trotzdem hatte ich ziemlich bald die Nase voll. Diese Kneipenschlägerei dauerte schon viel zu lange, ich hatte schon viel zu viel in die Fresse bekommen. Doch mein Gegner war nicht totzukriegen. Er hatte lange genug als Bodyguard bei Boxern gearbeitet. Das hat dieses Arschloch abgehärtet. Wie konnte ich ihn ein für alle Mal k.o. schlagen?
    Am Ende jedes Kampfes liegt immer einer auf dem Boden, und der andere steht. So ist das nun mal. Hatte einer mehr zu verlieren als der andere? Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe. In einem kurzen Augenblick, als seine Augen durch das Blutrinnsal hindurchblicken konnten, sah Hector mich an. Er war baff. Er, der diverse Mittel- und Schwergewichtler zur Strecke gebracht hatte, konnte nicht verstehen, wieso dieser Manzoni immer noch aufrecht stand. Hätte er selbst so viel einkassiert, läge er schon längst auf dem Boden. Und dort landete er schließlich auch, als ich mit voller Wucht einen Stuhl in seine Fresse beförderte. Er fiel in eine tiefe Ohnmacht, die, so schien es, nicht mehr enden wollte.
    Tom seinerseits hatte Joey Wine, Jerrys Bruder, ohne dass er sich groß ins Zeug legen musste, beseitigt. Ich hätte gerne mit ihm getauscht. Joey hatte ein Problem. Und dieses Problem war seine Sucht. Und seine Sucht waren Banken. Gegen dieses Laster halfen keine Alarmanlagen, keine Moralpredigten oder Therapien, denen er sich mehr oder wenig freiwillig unterzog. Am Ende konnte einem ein solches Laster zum Verhängnis werden . Während Gizzi manchmal mehrere Monate für die Vorbereitung eines Banküberfalls brauchte, überfiel Joey Banken, wie andere zum Pinkeln gehen. Wenn es ihn überkam, legte er los. Wenn Paul sich in eine Bank verliebt hatte, machte er ihr erst einmal den Hof, Joey hingegen fasste ihr sofort an den Hintern. So manches Mal war er schon vermöbelt worden, aber das änderte nichts. Das nächste Mal, so sagte er sich, werde er noch beherzter zu Werke gehen. Einmal hatte man ihn vier Jahre für einen Überfall auf eine Filiale der Chase Bank eingelocht. Am Tag seiner Entlassung aus San Quentin fuhr er erst einmal
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