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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Autoren: Tonino Benacquista
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unbedingt herauskriegen. Nach der Show schlich ich mich in die Garderobe des Zauberers. Zuvor musste ich ein paar Leibwächter zum Schweigen bringen, die zu gerne ein paar Leiber bewacht hätten. Ich wollte vom Zauberer wissen, wie er es hinkriegte, vor hundert Leuten unsichtbar zu werden. Zuerst glaubte er, ich mache Spaß, dann erzählte er irgendwas von einem Ehrenkodex der Zauberer, der es ihm verbot, seine Tricks zu verraten. Erst als ich ein paar von meinen Taschenspielertricks zum Besten geben wollte (den Körper eines Zauberers in der Wüste von Nevada verschwinden lassen, mit einem Schlag alle seine Zähne herausschlagen, ihn zusammen mit einer Klapperschlange in einen Schrankkoffer einsperren usw.), verriet mir der größte Zauberer aller Zeiten seine Tricks. Und heute stand ich zwei Meter neben dem Brunnen der Markthalle von So Long und hatte nicht die Gelegenheit, Paul zu sagen, dass ich seine Arbeit überaus schätzte, dass er in gewisser Weise unser aller Vorbild war, dass wir aber für einen Plausch über die gute alte Zeit leider keine Zeit mehr hatten, weil die Jungs aus Newark, er inklusive, beseitigt werden mussten. Nun würde nie jemand erfahren, wie Paul den » Gizzi Coup « , sein Zauberkunststück, hingekriegt hatte. Das Geheimnis nahm er mit ins Grab.
    Mit der Kriminalität ist es wie auf anderen Gebieten auch: Die Champions verdienen unseren Respekt. Menschen lieben Heldentaten – das wird immer so sein. Zum Teufel mit der Disziplin, wenn ein Genie am Werk ist. Jeder Einzelne von den Schurken, die mich beseitigen wollten, hätte ein eigenes Buch verdient, in dem sein Leben erzählt und sein Werk analysiert wird. Alle spornten sich zu Höchstleistungen an, alle wuchsen über sich hinaus. Ich zum Beispiel trage in meiner Brieftasche immer ein Foto von John Dillinger. Er war der einzig wirklich Große in den Dreißigerjahren. Nicht einmal Babyface Nelson und die Barrow Gang konnten ihm bei allem Respekt das Wasser reichen. Es war die Zeit der Künstler, der Poeten und der Idealisten. Dillinger hatte Respekt vor dem menschlichen Leben, unschuldige Opfer passten nicht in sein Konzept. In jenen Tagen tötete ein Wolf immer nur einen Wolf, Schafe wurden schlimmstenfalls geschoren.
    Um die Wahrheit zu sagen, ich verabscheue nichts mehr als Dilettantismus. Überlasst das Verbrechen den Verbrechern! Ich respektiere nur Profikiller. Die, die per Zufall zum Mörder geworden sind, die, die nichts in der Birne haben, die sinnlos Rache üben wollen, die wild um sich schießen oder fanatische Terroristen sind, die jemanden abstechen und ihre Tat in die Welt hinausposaunen, all diese Schmalspur-Gangster, die schlecht gekleidet sind und das Handwerk des Tötens nicht gelernt haben – sie alle verdienen meine Verachtung. Lasst die Killer killen, Herrgott noch mal, und lebt euer bescheidenes mittelmäßiges Leben weiter, am Ende werdet ihr dafür dankbar sein. Hört auf, eure Umwelt zu terrorisieren, auch das will gelernt sein. Und falls ihr aus Übermut versuchen solltet, den Gangsterboss zu spielen, so werdet ihr euer ganzes Leben lang dafür zahlen. Verbrecher sein ist eine Berufung. Wer ihr folgt, zahlt einen hohen Preis. Und nur wenige sind dafür geschaffen, ihn zu zahlen.
    Tom Quint, der auch ein Raubtier ist, allerdings eines auf der Seite des Gesetzes, ist da ganz meiner Meinung: Ihr jungen Vollidioten, die ihr von einer Karriere bei uns träumt, lasst uns bitte in Ruhe arbeiten. Lasst die großen Jungs in Ruhe spielen und geht nach Hause. Eure Familien werden euch sonst schon bald beweinen, und ihr werdet euch in die Hosen machen, wenn die menschliche Rache über euch hereinbricht. Das göttliche Gericht wird übrigens auch keine Geschenke an euch verteilen. Gott hasst nämlich Dilettanten.
    Quint und ich machten uns auf den Weg zum Place de la Libération, wir wollten Matt Gallone, den Chef, abknallen und so für Chaos im Rest der Truppe sorgen. Aber bevor wir irgendeinen Plan fassen konnten, erwischte es uns wie blutige Anfänger. Wir hatten keine Chance, abzuhauen oder zumindest zu verhandeln. Wenn du eine Maschinenpistolensalve hörst und ein Typ dir befiehlt, auf die Knie zu gehen, dann gehst du auf die Knie, vor allem, wenn du nicht genau weißt, wo er herkommt, ob es ein Bulle oder ein Killer ist. Du gehst auf die Knie und legst auch noch freiwillig die Hände hinter den Kopf. Großartig müssen wir beide ausgesehen haben, nebeneinander auf der Straße kniend in Erwartung unseres baldigen
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