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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Autoren: Tonino Benacquista
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alles erfolgreich über die Bühne ging, musste ich mich bereit erklären, vor die Kameras zu treten.
    Ich aber verspürte große Lust, sie alle zum Teufel zu jagen. Gerade hatte man mir erlaubt, im Untergeschoss des Rathauses meine Familie wiederzusehen. Dass man mich einer Milliarde Zuschauer zum Fraß vorwarf, danach stand mir überhaupt nicht der Sinn. Ich hatte keinerlei Lust, für Menschen, die ich nicht kannte, das Hassobjekt zu spielen. Das Verrückteste aber war, dass ich auch noch einen Haufen anderer Gefühle bei den Leuten auslöste: Neugier, das war klar, aber auch Sympathie, ja sogar Mitgefühl! Und natürlich alle möglichen Arten von Empörung bis hin zu purer Abscheu. Keiner reagierte gleichgültig auf mich, dabei wäre mir das im Moment am liebsten gewesen. Ich wusste, was bei einem TV-Interview herauskommen würde. Abermillionen Zuschauer würden mich mit negativen Wellen und schlechten Vibrationen bombardieren. (Ich glaube an dieses Zeug, ehrlich.) All der Hass, der mir mit einem Schlag entgegenschlagen würde! Ich hatte Angst vor den Folgen.
    » Du hast keine Wahl « , sagte Tom. » Sonst wird man uns beide noch heute lynchen. Bringen wir’s hinter uns, der Tag war lang genug. Danach lade ich dich zu einem Drink ein. «
    Ich fragte ihn, ob man die Sache nicht irgendwie umgehen könne. Da brach er in Lachen aus und führte mich vor die Kameras. Damit du dir, lieber Leser, ein genaues Bild machen kannst: Es gab eine Art kleine Tribüne mit Mikros, davor saß eine Horde Journalisten, und die ganze Welt beobachtete das Geschehen vor dem Fernseher.
    » Na, dann mal los, Fred. «
    » Meinst du wirklich? «
    Meinte er wirklich, diesen verbitterten Halunken namens Giovanni Manzoni der Welt vorführen zu müssen? Ich war erschöpft vom Leben im Allgemeinen und von der heutigen Schlacht im Besonderen. Überall auf der Welt würden sie mit Hass auf mich reagieren. Sie würden mich mit lauter Stimme in allen Sprachen der Welt verfluchen, mir ins Gesicht spucken wollen, die wüstesten Drohungen ausstoßen und ihre Kinder eindringlich vor mir warnen. Brauchte das die Welt im Osten und Westen, im Süden und Norden, auf dem Festland, auf der See, in der Wüste und in den Megacitys? Nein, sie brauchte etwas ganz anderes.
    Da kam mir eine Idee.
    Belle, meine Schöne, mein Diamant.
    Wenn ich mit Worten den Blick meiner Tochter beschreiben könnte, wäre ich ein richtig guter Schriftsteller. Aber gab es überhaupt jemanden, der dazu die Fähigkeit besaß?
    Belle hat sofort Ja gesagt. Selbstverständlich würde sie für mich vor die Journalisten treten. Warum, wusste ich nicht. Aber dass wir alle von ihrem Auftritt profitieren w ürden, das wusste ich. Ihr Gesicht erstrahlte, noch bevor sie ins gleißende Scheinwerferlicht trat. Die Menschen sahen sofort ihr inneres Licht. Empfanden ihre Herzensgüte. Jedes Wort, das sie aussprach, klang wie die Wahrheit selbst. Wenn sie lächelte, glaubte jeder, sie lächle nur ihn an. Belle war ein Wunder. Sie war eine Madonna, die man nicht verstecken durfte.
    Von ihrer Familie hatte sie nur Gutes zu berichten, vor allem von ihrem Vater. Sie schien Frieden stiften zu wollen zwischen den fünf Kontinenten und ihrem Vater. Eine Minute lang war sie das berühmteste, meistbetrachtete Mädchen der Erde. Sie verließ die Tribüne strahlender, als sie sie betreten hatte. Mit einer kleinen Geste machte sie ihren Zuhörern Hoffnung, dass sie bald zurückkehren würde.
    *
    Dann wurde es Nacht in So Long, und die ganze Stadt kehrte zur Normalität zurück. Die Menschen legten sich schlafen nach diesem verrückten Tag; die Polizisten zogen sich zurück und warteten auf neue Befehle; allein die Schausteller ruhten nicht, sie beluden bereits die LKWs. In der Rue des Favorites Nummer neun, im Haus der Feds, hatte Tom für meine kleine Familie ein paar Feldbetten aufgeschlagen. Seine Lieutenants schoben, beide mit einer Pumpgun bewaffnet, im Wohnzimmer Wache, während Tom und ich, die Ellbogen auf die Fensterbank gelehnt, den Bourbon, von dem wir schon den ganzen Tag geträumt hatten, hinunterkippten.
    Malavita versuchte, neben dem Heizkessel im Keller einzuschlafen. Man hatte sie mit meterweise Verbandsmaterial umwickelt. Auch sie hatte genug von diesem beschissenen Tag. Ich ha tte gesehen, in welchem Zustand man sie gefunden hatte. Wie konnte man so etwas einem Hund antun? Von nun an würde ich mich um sie kümmern, ihre Genesung überwachen, mit ihr im Wald spazieren gehen, ihr ein paar
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