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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben
Autoren: George Zebrowski
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machen. Wir sollten uns bemühen, schärfer zu unterscheiden, was wir ohne Verständnis tun können und was wir nur mit Verständnis anpacken dürfen.“
    „Welche Gefahren? Wir haben eine saubere Technologie erreicht, oder hast du das noch nicht gehört?“
    „Wie viele Tote hat es in den Bulero-Betrieben im letzten Jahr gegeben?“
    Plötzliche Stille senkte sich zwischen die beiden.
    Jack lachte. „Sam – du hast von den Problemen im letzten Jahrhundert gelesen, und jetzt hast du die Hosen voll. Vielleicht ist die Welt sicherer, weil wir weniger Neues anpacken, weil wir eine Langzeit-Technologie planen. Du bist derjenige, der das Neue will.“
    „Nein. Ich habe nichts dagegen, wenn die Erneuerung und Anwendung sich in ihrem Tempo etwas verlangsamt. Ich verlange nur ein besseres Verständnis für einen Anwendungsbereich, in dem es daran offensichtlich fehlt.“
    „Nur einen?“
    „Je stärker die Komplexität unserer Technologie wächst und je breiter der Anwendungsbereich ohne eine fundierte Theorie wird, desto umfassender wird der Zusammenbruch werden, wenn etwas schiefgeht. Überleg dir doch nur einmal, wie viele Aufbereitungsanlagen für Luft und Wasser wir gebraucht haben und was es gekostet hat, die Spaltungsreaktoren wieder abzureißen …“
    „Damit sind wir aber durchgekommen, bis wir die Energiequellen aus der Fusion und von der Sonne benutzen konnten“, sagte Jack. „Nimm doch nur das Geschrei über die Begrenztheit der Rohstoffquellen der Erde – das Problem haben wir doch einfach weggeblasen, als wir die Anlagen in den Raum hinausverlegt haben und zu einer Energiewährung übergegangen sind. Jetzt kann die Erde mehr Energie bekommen, als sie braucht. Jeder bekommt die Chance, ein menschenwürdiges Leben zu führen, und die Stufe allgemeiner Wohlhabenheit wird lange vor dem Augenblick erreicht sein, wenn wir zuviel erzeugte Wärme in die Biosphäre abstrahlen. Du wirst mir doch nicht etwa mit dem alten Hut kommen?“
    Jack spürte die Schlucht und die Jahre von unausgesprochener Verachtung und falschem guten Willen zwischen ihnen. Sam und Janet schienen sich in einer feindseligen Solidarität gegen ihn verbunden zu haben. Er spürte seinen Haß gegen sie und erkannte zur gleichen Zeit seine Schäbigkeit. Er brachte sein Inneres zum Zittern, und er hatte Angst davor.
    „Geht es dir gut?“ Sam sah ihn an. Jack richtete sich auf. Vor diesem Bastard wollte er keine Schwäche zeigen.
    „Mir geht es ausgezeichnet.“ Er zwang sich ein Lächeln ab. Ich bin ein Eindringling, dachte er, als er sich im Raum umsah. Er warf einen Blick nach oben zu Janet, aber sie bemerkte ihn nicht, da sie auf ihren Sohn herabsah. Sie weiß nicht einmal mehr, daß es heute zu Ende ist.
    Jack lehnte sich nach vorne und tippte Mike Basil auf die Schulter. Der Manager drehte sich um und sah ernst zu ihm hoch.
    „Wiedersehen, Sam“, sagte Jack. Er suchte noch einmal Janet mit seinen Blicken, aber sie sah nicht zu ihm herüber.
    Richard verabschiedete sich distanziert von ihm. Jack drehte sich mit unsicheren Bewegungen um und ging aus der hinteren Tür hinaus in die Küche. Basil kam eilig hinter ihm her.
    Er trat hinaus. Die Nachtluft war kühl und trocken. Das Hovercraft wartete wie ein riesiges Insekt auf dem Rasen auf ihn und bedrohte ihn mit seinen Scheinwerfern. Er erwartete fast, daß es sich aufrichten und ihn wie eine gigantische Gottesanbeterin in Stücke reißen würde.
    Er ging über das dunkle Gras und kletterte in den Bauch der Kreatur. Basil folgte ihm und setzte sich auf den gegenüberliegenden Sitz, als sich die Tür schloß.
    Jack schloß die Augen und lehnte sich zurück. Am nächsten Morgen würde er auf seiner Yacht sein, weit weg von der Familie, die ihm nichts mehr bedeutete.
     
    Die Scharade ist wieder einmal zu Ende, dachte Orton Blackfriar. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre und atmete langsam den Rauch aus. Richard saß allein auf dem Sofa. Sam stand an der Bar an der hinteren Mauer und mixte sich einen letzten Drink. Janet saß neben ihm auf einem Kissen. Ihre Gedanken waren schmerzhaft deutlich zu erraten.
    Richard stand auf. Mit einem Ausdruck von mühsam unterdrückter Erbitterung auf seinem Gesicht drehte er sich um und ging zur Seitentür hinaus.
    Sam drehte sich um, hob sein Glas, um der leeren Luft zuzuprosten, und stürzte die Hälfte seines Drinks mit einem Schluck hinunter. Janet stand auf und lehnte sich über das Geländer. „Dieses Mal ist er in Panik geraten“, rief
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