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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben
Autoren: George Zebrowski
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sie.
    „Mag er die Gesellschaft seiner Speichellecker genießen“, sagte Sam und trank sein Glas leer.
    Orton fiel es auf, daß Janet in ihrem Springeranzug noch eine recht gute Figur machte. Wenn die Zeit anders wäre, hätte er sich vielleicht in sie verlieben können, aber niemand konnte jemals Evelyns Platz einnehmen. „Es gibt Belange, die wichtiger als die rein persönlichen Angelegenheiten sind“, hatte sie oft gesagt. Er fühlte sich enger mit ihr verbunden, wenn er ihrem Ratschlag tatsächlich folgte.
    Es gab eine ganze Anzahl von Träumen, die auf eine angemessene Verwirklichung warteten. Die interstellare Gruppe hatte sich schon mehr als einmal mit ihm in Verbindung gesetzt. Der Traum von der Erforschung des Weltraums jenseits des Sonnenraums war trotz des Verschwindens des Unterlicht-Sternenschiffs, das in Richtung Centauri unterwegs gewesen war, nicht gestorben. Die Optimisten glaubten noch immer, daß sich das Schiff nur verspätet habe. Sein Ruf als Gouverneur hatte das Interesse der Gruppe erregt, aber als sie entdeckten, daß er ein begabter Verwaltungsfachmann und Rechtsanwalt war, der darüber hinaus sogar ihre Träume teilte, waren sie geradezu entzückt. Er brauchte sich über eine Beschäftigung, wenn seine Amtszeit zu Ende war, keine Gedanken zu machen.
    Einen Augenblick lang fragte er sich, warum Janet mit Sam so vorsichtig war, warum sie nicht offen zusammenlebten. Vielleicht hatte ihre Vorsicht keinen anderen Grund als die Tatsache, daß Sam Jacks Bruder war. Plötzlich bekam er etwas Rauch in den Hals und fing an zu husten.
    „Leichtsinnig“, sagte Janet, als sie sich herumdrehte. Sie sah ihn mit ihren großen braunen Augen an, nahm ihm die Zigarre aus der Hand und ließ sie durch den Abfallschlitz im Fußboden fallen. „Orton, hast du eigentlich dein altes Herz schon ersetzt?“
    „Für einen Mann ohne Liebe reicht es aus.“
    Ihr Lächeln wurde besorgt. „Ich meine das ernst – diese Blechbüchse solltest du ausrangieren.“
    Die Vorstellung, sich ein geklontes Herz wachsen zu lassen, bereitete ihm allerlei Kopfzerbrechen. Die Kollagen-Enzym-Behandlung, mit der sein alterndes, schwer mitgenommenes Protein gereinigt wurde, war nicht so schlimm, aber der Austausch von Organen unter der Verwendung von Zellen von embryonischen Zwillingen störte ihn manchmal. Von seinem embryonischen Klon entnommenes Material wurde ihm injiziert und ersetzte ihn langsam, bis all seine Zellen ausgetauscht waren. So wurde ein Prozeß weitergeführt, der im Körper bei einem gewissen Alter aufhört; der ungeborene Klon starb natürlich dabei. So konnte er sein Lebensalter verdoppeln, wie viele das bereits taten. Die Prozedur war so umstritten, wie das die Abtreibung im letzten Jahrhundert gewesen war, und das war auch der Grund, warum er es lieber gesehen hätte, wenn Einzelorgane ohne Embryos zum Wachsen gebracht werden könnten. Auf der anderen Seite hatte die Prozedur die herzzerreißende Wartezeit abgeschafft, die man früher auf sich nehmen mußte, bis ein Spender gefunden war. Auch das Problem der Abstoßung körperfremder Organe und Gewebe war damit aus der Welt geschafft. Der RNS-Code einer Person wurde direkt gelesen, und dann konnte man neue Zellen aus Rohstoffen herstellen, die dann benutzt werden konnten, um zu ersetzende Körperteile wachsen zu lassen. Auch einen ganzen Menschen konnte man so wachsen lassen und hatte so eine alternative Reproduktionsmethode gefunden.
    „Ein natürliches Herz würde nicht so schwer arbeiten“, sagte er. „Für meinen großen Körper und meine Eßgewohnheiten wäre das zuviel. Ich würde das arme Ding verbrauchen, genau wie das letzte. Das alte atomgetriebene hier reicht mir, wenn es auch nicht so fein konstruiert ist wie das neue organische Herz – wenn ich mich aufrege, klopft es ein wenig zu schnell und manchmal auch zu langsam, und außerdem macht es mein Gesicht rot, wenn ich dich ansehe. Davon abgesehen warte ich auf bessere Techniken.“
    Sie lachte und lehnte sich gegen das Geländer zurück. „Du hast abgenommen.“
    „Ich sollte mich an den Schreibtisch setzen“, sagte er und stand auf. „Noch ein Jahr Dienstzeit ist noch eine Menge Arbeit.“
    Sie ging zu ihm hin, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn. Fast hätte er sie in die Arme genommen. Es würde keinen Augenblick mehr dauern, bis sie aus ihm einen Schuljungen gemacht hatte, der sich über sein Glück wunderte und sich von ihm erschrecken ließ.
    „Mein Stock – ich
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