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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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wissen!!!"
    "Ach ja ... dann sag mir doch mal, was sie gesagt hat..." sagte Beatrice spitz.
    "Naja, sie hat gesagt, dass ihre Bilder bestens versorgt sind." sagte ich unsicher geworden.
    "Stimmt. Und weiter, wortwörtlich bitte."
    "Äh, ja, und dann, also dann hat sie gesagt, und ich zitiere sie wunschgemäß wörtlich: Was gehen mich deine Bilder an!"
    "Aha." Beatrice sagte dieses Aha so also ob er ein ziemliches Rindvieh sei, was ihn natürlich wurmte.
    "Was heißt hier so blöd ... aha? Was denn, aha?"
    "Ja ... " sagte Beatrice gedehnt, "dann denk mal nach. Was könnte mein Aha wohl heißen."
    Peter schüttelte den Kopf. Weiß der Teufel, was die beiden Damen da ausgeheckt hatten, er kam nicht drauf.
    "Herrje," stöhnte Beatrice ungeduldig, "sei doch nicht so begriffsstutzig. Sie hat gesagt: Was gehen mich deine Bilder an. Ich wiederhole - deine!!!"
    "Meine? Wie ... welche, meine?" stotterte er verständnislos.
    "Na, welche wohl!!!" lachte Beatrice fast hysterisch und trank ihren Cognac auf einen Zug aus.
    Irgendwie begann es ihm plötzlich zu dämmern. Diese Bilder, Tante Schnuck meinte doch wohl nicht wirklich ... DIESE?
    "Sag mal, träume ich, soll das heißen, dass sie uns d-i-e-s-e Bilder ..." fragte Peter ungläubig.
    "Genau! Ein Präsent für Ihren sehr unwürdigen Neffen, den sie trotz seiner Frechheiten am Telefon immer noch irgendwie mag." stellte Beatrice fest, als ob sie selbst die Urheberin dieser Schenkung wäre. Was sie ja irgendwie auch war, denn ihre glückliche Ehe hatte aus Peter, dem unruhigen Geist, einen halbwegs erträglichen Menschen und liebevollen Ehemann gemacht. Und das hatte Tante Schnuck nicht nur gefallen, sie hatte Beatrice deswegen auch des öfteren gelobt.
    "Vielleicht sollten wir uns die Bilder jetzt doch noch einmal genauer ansehen." sagte er nach einer ziemlich langen Pause. Hand in Hand gingen sie ins Schlafzimmer und zogen die Bilder unter dem Bett hervor. Die Signaturen verschlugen ihnen den Atem. Vor ihnen lag ein Millionenvermögen!!! Ihr Vermögen!
    Tante Schnuck hatte in ihrer lässigen Art ein Geschenk von fast unschätzbarem Wert gemacht. Einen Moment lang fragte Peter sich, ob sie ein solches Geschenk nicht in einem Anfall von geistiger Umnachtung gemacht hatte. Vielleicht sollte er es lieber zurückgeben. Doch Beatrice drehte alle Bilder um und zog schließlich einen Briefumschlag hervor, der auf der Rückseite von einem der Bilder eingeklemmt war.
    "Hier ist es ja. Tante Schnuck hat uns einen Brief geschrieben. Hier, lies ihn bitte selbst."
    Peter faltete den Brief auseinander und las, was dort in Schnucks klarer Handschrift geschrieben stand: "Lieber Peter, Du bekommst nach meinem Tod sowieso alles vererbt. Aber ein Umstand stört mich dabei, ich kann dann Dein dummes Gesicht nicht mehr sehen. Den Spaß möchte ich mir, wenigstens zum Teil, nicht nehmen lassen. Deshalb schenke ich Dir die folgenden fünf Bilder schon zu Lebzeiten, sozusagen aus warmer Hand. 1. Sterbender Bauer von Goya, 2. Mann mit Seidenbarett Rembrandt zugeschrieben, 3. Der Earl of Hickford von van Dyke und 4. Eine andalusische Gräfin von Velasquez. 5. Morgen an der Ostsee von Caspar David Friedrich. Häng dir die Bilder nicht unbedingt auf, verkauf sie lieber und mach Dir und Deiner lieben Frau einen Traum wahr. Deine Tante Schnuck. PS: Die notarielle Schenkungsurkunde bekommst Du natürlich noch."
    "Na, was sagst du jetzt?" fragte Beatrice unter Tränen lachend.
    Goya? Van Dyke? Velazquez? Rembrandt? Caspar David Friedrich?
    Peter sagte nun nichts mehr.
     

Der alte Esel
     
    Sein Gefühlsleben glich an diesem sonnigen Mai morgen einem Cocktail - bunt und gut gemischt, sozusagen weißer Rum und bunte Früchte, klirrendes Eis und heiße Sonne.
    Einerseits war er ja stolz darauf, dass sie es nach nur sieben Monaten wirklich geschafft hatten - aus einer besseren Ruine war "Maison Aglaia" geworden, ein kleines Schmuckstück mit weißgekalkten Wänden, einer einladenden Terrasse und 18 sauberen Zimmern mit bescheidenem Komfort. Also gewiss kein Luxushotel, aber ein liebenswerter Ferienaufenthalt für bis zu 33 Gäste mit sehr persönlicher Note.
    Andererseits begann mit der Ankunft ihrer ersten Gäste der Ernst eines neuen Lebens, das sie bisher nur in der grauen Theorie und ihrer hoffnungslos optimistischen Phantasie kannten - ab heute waren sie richtige Hotelbesitzer. Und davor hatte Peter nun doch etwas Herzklopfen. Schließlich war er gelernter Journalist und hatte über das Hotelfach
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