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Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Titel: Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht
Autoren: Georges Simenon
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Sie herausfinden, mit wem sie Umgang hatte?«
    »Ich wollte zunächst wissen, ob sie sich manchmal heimlich mit ihrem Schwager trifft. Als das zu keinem Ergebnis führte, habe ich mich gefragt, welche Bekannten sie hatte und womit sie ihre Zeit verbracht hat.«
    »Eine Frage, Herr Kommissar. Sie haben Ginette Meurant bei der Kriminalpolizei vernommen. Sie hat Ihnen erklärt, wenn ich mich recht erinnere, sie sei am siebenundzwanzigsten Februar abends gegen acht nach Hause gekommen und das Essen sei bereits fertig gewesen. Hat sie Ihnen gesagt, welchen Anzug ihr Mann anhatte?«
    »Er trug eine graue Hose. Kein Jackett.«
    »Und als er nach dem Mittagessen weggegangen ist?«
    »Da hatte er seinen grauen Anzug an.«
    »Wann hat sie denn die Wohnung am Boulevard de Charonne verlassen?«
    »Gegen sechzehn Uhr.«
    »So dass Meurant hätte zurückkommen, sich umziehen, wieder fortgehen und nach der Rückkehr erneut den Anzug wechseln können, ohne dass sie es gemerkt hätte?«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Kommen wir auf die zusätzliche Untersuchung zurück, die Sie durchgeführt haben.«
    »Die Überwachung von Ginette Meurant hat nichts ergeben. Seit der Verhaftung ihres Mannes ist sie die meiste Zeit über zu Hause geblieben; sie ist nur aus dem Haus gegangen, um Einkäufe zu machen, ihren Mann im Gefängnis zu besuchen und zwei- oder dreimal in der Woche ins Kino zu gehen. Diese Überwachung erfolgte wie gesagt nicht durchgängig, sondern nur ab und zu. Die Ergebnisse bestätigen jedoch, was uns die Nachbarn und die Geschäftsleute gesagt haben.
    Vorgestern bin ich aus dem Urlaub zurückgekommen und habe einen Bericht auf meinem Schreibtisch gefunden. Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass die Polizei einen Fall nie ganz aus den Augen verliert, so dass es manchmal zwei oder drei Jahre nach einem Verbrechen oder einer Straftat unvermutet zu einer Verhaftung kommen kann.«
    »Mit anderen Worten, in den letzten Monaten wurden die Aktivitäten Ginette Meurants nicht mehr systematisch überwacht.«
    »So ist es. Die Inspektoren der Fremdenpolizei und vom Sittendezernat hatten trotzdem, genau wie meine eigenen Inspektoren, ihr Foto und das ihres Schwagers in der Tasche. Ab und zu haben sie die Fotos irgendwo vorgelegt. So hat am sechsundzwanzigsten September ein Zeuge anhand des Fotos in der jungen Frau einen seiner Stammgäste wiedererkannt.«
    Meurant war wieder kurz davor, die Fassung zu verlieren, und diesmal warf ihm der Vorsitzende Richter einen strengen Blick zu. Im Saal wurde Protest laut, das konnte nur Ginette Meurant sein.
    »Dieser Zeuge ist Nicolas Cajou, Inhaber eines Stundenhotels in der Rue Victor-Massé, nicht weit von der Place Pigalle. Normalerweise hält er sich in seinem Büro auf und beobachtet durch das Fenster in der Tür das Kommen und Gehen der Gäste.«
    »Ist er nicht im vergangenen März oder April zusammen mit den anderen Hotelbesitzern befragt worden?«
    »Er lag damals wegen einer Operation im Krankenhaus, und seine Schwägerin hat ihn vertreten. Dann war er drei Monate im Morvan, wo er aufgewachsen ist, zur Genesung, und erst Ende September hat ihm ein Beamter der Fremdenpolizei sicherheitshalber das Foto vorgelegt.«
    »Das Foto von Ginette Meurant?«
    »Ja. Er hat sie auf den ersten Blick identifiziert und gesagt, dass sie vor seinem Krankenhausaufenthalt in Begleitung eines ihm unbekannten Mannes in seinem Hotel war. Eines der Zimmermädchen, Genevieve Lavancher, hat sie ebenfalls auf dem Foto wiedererkannt.«
    Am Pressetisch wurden Blicke ausgetauscht, dann sahen alle überrascht zum Richter hinüber.
    »Ich nehme an, dass der Begleiter, auf den Sie anspielen, nicht Alfred Meurant ist!«
    »Genau, Herr Vorsitzender. Gestern in meinem Büro habe ich Nicolas Cajou und dem Zimmermädchen, die ich beide vorgeladen hatte, mehrere hundert biometrische Karteikarten vorgelegt, um mich zu vergewissern, dass Ginette Meurants Begleiter nicht zu unseren alten Bekannten gehört.
    Der Mann ist klein, stämmig und hat dunkelbraune Haare. Er ist elegant gekleidet und trägt einen Fingerring mit einem gelben Stein. Er dürfte um die dreißig sein, raucht amerikanische Zigaretten und ist Kettenraucher, so dass nach jedem seiner Besuche in der Rue Victor-Massé der Aschenbecher voller Kippen war, von denen nur ein paar Lippenstiftspuren zeigten.
    Ich habe vor dem Prozess praktisch keine Zeit gehabt, eine umfassende Untersuchung durchzuführen. Nicolas Cajou ist am sechsundzwanzigsten Februar ins
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