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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Autoren: Sabine Städing
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Sie flog ihrer Tante um den Hals und drückte sie ganz fest an sich.
    »Und wie ich hierbleiben möchte!«, rief sie. »Ich möchte im Regenfass bleiben. Bei dir und Serpentina und wenn es sein muss, nehme ich sogar Jeppe in Kauf!«
    »Du Kröte bringst mich noch um.« Gerührt befreite Linette sich aus Magnolias Umarmung. »Wir müssen Mama einfach überreden«, sagte Magnolia. »In Wirklichkeit bin ich ihr doch nur lästig.«
    »Wir werden sehen«, sagte Tante Linette. Plötzlich schien die ganze Sache sie nicht mehr zu interessieren. Seelenruhig widmete sie sichwieder ihrer Weihnachtsdekoration. Sie winkte mit dem Zauberstab und beobachtete zufrieden, wie ein Tannenbüschel nach dem nächsten an den gewünschten Platz huschte. Anschließend verteilte sie eigenhändig Strohsterne und kleine saure Weihnachtsäpfel in den Zweigen.
    Magnolia war zuversichtlich. Irgendein passender Zauberspruch würde ihrer Tante sicher auch für ihre Mutter einfallen.
    Sie genoss die besondere Atmosphäre im Haus. Überall roch es harzig nach frischem Tannengrün und alles strahlte in vornehmen Glanz. Nicht bunt und schrill, sondern besinnlich und leise. Das Kupfer des Kessels glänzte ein wenig mehr als sonst, rot-grüne Flickenteppiche schmückten die dunklen Dielenbretter. Und als es draußen auch noch zu stürmen anfing, während Tante Linette die ersten Plätzchen aus dem Ofen zog, wusste Magnolia, dass es auf der ganzen Welt keinen Ort gab, an dem sie glücklicher wäre.
    Am Morgen des Heiligabend verkündete Linette beim Frühstück, sie hätte vor, in den Wald zu gehen, um einen Weihnachtsbaum zu holen. Wenn Magnolia Lust hätte mitzukommen, müsse sie sich warm anziehen und sich vor allem beeilen.
    »Ist es dafür nicht schon zu spät?«, fragte Magnolia. Insgeheim hatte sie nicht mehr damit gerechnet, auch noch einen Weihnachtsbaum zu bekommen.
    »Durchaus nicht«, erwiderte Tante Linette und stieg in ihre dicken Winterstiefel. »Ich habe schon vor drei Tagen eine junge Fichte ausgeguckt und alles Nötige mit ihr besprochen. Sie ist bereit und fühlt sich geehrt, das Weihnachtsfest mit uns zu verbringen.«
    »So, sie fühlt sich geehrt.« Spöttisch sah Magnolia ihre Tante an.
    »Genau. Hast du den Spaten?«
    »Wozu den Spaten?«
    »Wozu den Spaten?! Ja glaubst du, wir wollen die freundliche Fichte ermorden?« Empörung schwang in Tante Linettes Stimme.
    »Wir graben sie selbstverständlich aus und sie ist für ein paar Tage in einem Pflanzkübel bei uns zu Gast.«
    Sie zogen mit Spaten und Schlitten hinaus in den verschneiten Wald. Die Luft war kalt und roch nach Schnee. Bald standen sie vor einer hübschen, kleinen Fichte. Linette schüttelte behutsam den Schnee aus ihren Zweigen und setzte sich dann auf den Schlitten.
    »Fang an«, sagte sie, »aber sei vorsichtig, damit du ihr Wurzelwerk nicht verletzt.«
    »Ich soll die Tanne ganz alleine ausgraben?«
    »Die Fichte.« Tante Linette nickte.
    »Ich wette, der Boden ist steinhart.«
    »Es wird schon gehen.«
    Sie behielt recht. Im Schweiße ihres Angesichts grub Magnolia den Wurzelballen aus, wickelte ihn in Decken und hievte ihn auf den Schlitten.
    »Entschuldige, wenn ich störe«, knurrte sie, »würde es dir etwas ausmachen, deinen Hintern zu erheben? Diese kleine, junge Fichte ist nämlich verdammt schwer.« Bereitwillig machte Tante Linette Platz. Sie nickte dem Schlitten zu und wie von Geisterhand gezogen, glitt er ihnen durch den Wald voran. Eine Stunde später stand Frau Fichte bequem (wie sie versicherte) in einem Pflanzkübel und ließ sich festlich schmücken. Magnolia hängte kleine, aus Holz geschnitzte Weihnachtshexen in ihre Zweige und Tante Linette blies blanke Kugeln wie Seifenblasen in den Baum. Ohne zu zerplatzen ließen sie sich auf den Nadeln nieder. Zu guter Letzt setzten sie duftende Bienenwachskerzen in die dunkelgrünen Zweige und Frau Fichte strahlte in mildem Glanz.
    Nach einer Portion Haferflocken zum Mittag legte Linette sich wie gewohnt ein Stündchen aufs Ohr und Magnolia stieg hinauf in ihr Zimmer, um dort das Geschenk für ihre Tante einzupacken. Sie hatte in dem Schreibwarengeschäft in Rauschwald extra hellgrünesSeidenpapier und einen Geschenkanhänger in Form eines Weihnachtsmannes gekauft. Sorgfältig wickelte sie ihren ersten selbstgestrickten Schal ein. Er war quietschbunt und wirklich gut gelungen. »Für die zauberhafteste Tante der Welt«, schrieb sie auf den Anhänger.
    Ihre Mutter bekam eine billige Packung Pralinen. Das
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