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Magnolia Haven 03 - Abendrot

Magnolia Haven 03 - Abendrot

Titel: Magnolia Haven 03 - Abendrot
Autoren: Marina Schuster
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hinter ihr zufiel.
    »Miststück«, fluchte er leise, »lass dich hier bloß nie mehr blicken.«
    Nachdem Joanna ins Hotel zurückgekehrt war, warf sie sich auf ihr Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es dauerte lange, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie sich mit dem Päckchen beschäftigen konnte. Mit zitternden Fingern wickelte sie das braune Packpapier ab und nahm den Deckel von der kleinen Schachtel.
    Viel enthielt sie nicht, ein Brief lag darin, und eine silberne Kette mit einem Medaillon. Verwundert betrachtete sie das Schmuckstück und klappte dann den Anhänger auf. Zwei Fotos waren in die Innenseite geklebt, eines von ihr, und eines von einem Mann, den sie nicht kannte. Sie starrte das leicht vergilbte Bild an, bis ihr plötzlich auffiel, dass es eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr hatte. Ihr Herz fing an zu klopfen, als ihr bewusst wurde, dass es sich offenbar um ihren Vater handelte.
    Mit fliegenden Fingern öffnete sie das Briefkuvert und begann zu lesen.
    »Meine über alles geliebte Joanna,
    bitte sei nicht allzu traurig, wenn Du das hier liest. Ich weiß, dass Dir das schwerfallen wird, aber versuch daran zu denken, dass ich nun alles hinter mir habe, und Du hast noch alles vor Dir. Ich kann in Ruhe gehen, denn ich weiß, dass es Dir gutgeht. Du hast einen Mann, der Dich liebt, und ein Kind, und ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass Du glücklich wirst.
    Jetzt, wo Du weißt, was es bedeutet, jemanden zu lieben, kannst Du einige Dinge bestimmt besser verstehen, deswegen möchte ich Dir etwas erzählen, was mir seit Jahren auf der Seele liegt.
    Du hast mich ein paar Mal nach Deinem Vater gefragt, und ich habe Dir immer gesagt, es wäre einer der Freier gewesen, und ich würde seinen Namen nicht kennen. Das ist nicht wahr, ich weiß sehr wohl, wer er war, denn es war der einzige Mann, den ich je geliebt habe.
    Ich war sechzehn und habe als Hausmädchen für eine wohlhabende Familie in Atlanta gearbeitet. Er war der einzige Sohn, und obwohl er damals bereits verheiratet war und ein Kind hatte, haben wir uns ineinander verliebt. Es hat nicht lange gedauert, bis ich feststellte, dass ich schwanger war. Ich habe ihm nichts davon gesagt, denn ich wollte nicht, dass er meinetwegen irgendwelchen Ärger bekommt. Also habe ich gekündigt, noch bevor man mir etwas ansehen konnte, und bin mit meinem letzten Geld nach New Orleans gefahren, damit er mich nicht findet.
    Dort bin ich dann an Bill geraten. Ich hatte kein Geld, kein Dach über dem Kopf und nichts zu essen, daher war ich dankbar, dass er mir angeboten hat, sich um mich zu kümmern. Anfangs war er sehr nett zu mir, hat mich gut behandelt und mir Geld gegeben, damit ich ein paar Sachen für Dich kaufen konnte. Als Du dann auf der Welt warst, hat er sein wahres Gesicht gezeigt, und als ich merkte, dass er ein Zuhälter ist, war es schon zu spät. Ich musste einen Schuldschein unterschreiben und mich verpflichten, das Geld bei ihm abzuarbeiten. Ein paar Mal habe ich versucht, wegzulaufen, doch ich bin nie weit gekommen. Seine Schläger haben mich immer wieder gefunden und zurückgebracht. Als er mir gedroht hat, dass Du es büßen müsstest, wenn ich noch einmal abhauen würde, habe ich mich in mein Schicksal gefügt.
    Nun kennst Du die ganze Geschichte, und vielleicht wirst Du mich jetzt dafür verachten, dass ich mich mit einem verheirateten Mann eingelassen habe. Aber ich habe das nicht leichtfertig getan, ich habe ihn sehr geliebt, und das tue ich bis heute. Da ich nun nicht mehr in der Lage sein werde, für Dich da zu sein, sollst Du erfahren, wer es ist. Solltest Du jemals Hilfe benötigen oder in Schwierigkeiten sein, wende Dich an Richard Bentley. Es kann sein, dass Dir der Name bekannt vorkommt, seiner Familie gehört Bentley Industries, der Stahlkonzern. Deswegen habe ich auch seinen Namen für mich behalten, ich wollte ihn schützen, denn es hätte einen großen Skandal gegeben, und das wollte ich ihm nicht antun. Falls Du zu ihm gehst, dann nimm das Medaillon mit, er wird es wiedererkennen, denn er hat es mir damals geschenkt.
    Ich hoffe, Du verurteilst mich nicht für das, was ich getan habe. Aber ich habe es nie bereut, denn aus dieser Liebe ist das Beste entstanden, was ich je hätte haben können, nämlich Du.
    Das Einzige, was mir leid tut ist, dass Du all die Jahre mit mir in diesem Elend aushalten musstest – bitte verzeih mir dafür. Es ist kein Tag vergangen, an dem ich Dir nicht ein schöneres Leben gewünscht hätte, und ich
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