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Magnolia Haven 03 - Abendrot

Magnolia Haven 03 - Abendrot

Titel: Magnolia Haven 03 - Abendrot
Autoren: Marina Schuster
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das nicht«, sie schüttelte den Kopf, »ich kann mir das nicht vorstellen. Sie liebt dich, und sie liebt Benjamin, sie würde nicht einfach weggehen und dich und ihren Sohn im Stich lassen. Vielleicht war sie irgendwie verwirrt, sie könnte Wochenbettdepressionen haben, so etwas soll manchmal ziemlich schlimm sein.«
    »Über vier Monate nach der Entbindung?«, fragte Jake mit nahezu unheimlicher Ruhe.
    Hilflos zuckte Carol mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Es könnte auch sein, dass ihr etwas passiert ist, vielleicht solltest du zum Sheriff gehen …«
    Mit einer Handbewegung schnitt Jake ihr das Wort ab.
    »Lass es gut sein«, sagte er müde, »ich muss den Tatsachen ins Auge sehen – sie ist weg, und sie wird nicht mehr zurückkommen.« Er ging in die Küche und fing an aufzuräumen.
    »Jake, wenn du möchtest, bleibe ich hier und helfe dir«, bot Carol ihm an.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein danke, aber das ist nicht nötig. Am besten fahrt ihr wieder nach Hause.«
    »Gut, wenn du das so möchtest. Ruf an, wenn du Hilfe brauchst, wir sind immer für dich da. Und melde dich, falls Joanna doch noch …«
    Carol unterbrach sich und biss sich auf die Lippen. »Es tut mir so leid.«
    Jake lächelte. »Schon gut, mach dir keine Gedanken. Es ist alles in Ordnung, ich komme klar.«
    Es war mitten in der Nacht, als Joanna in New Orleans eintraf. Als sie aus dem Zug gestiegen war, blieb sie einen Moment stehen und überlegte. Nur zu deutlich erinnerte sie sich daran, was bei ihrer letzten Rückkehr geschehen war und ihr war klar, dass sie auf keinen Fall ins »Red Lantern« gehen würde. Zwar war sie inzwischen achtzehn, und Bill würde sie zu nichts zwingen können, aber er würde mit Sicherheit versuchen, sie unter Druck zu setzen, und sie wusste nicht, ob sie dem in ihrer momentanen Verfassung gewachsen sein würde.
    Kurz entschlossen durchquerte sie die Bahnhofshalle und steuerte auf ein kleines, heruntergekommenes Hotel zu, welches sich in einer Seitenstraße befand. Sie hatte mit ihren Näharbeiten zwar kein Vermögen verdient, doch es würde ausreichen, um sich über Wasser zu halten, bis sie wusste, wie es weitergehen sollte.
    Es dauerte nicht lange, bis sie ein Zimmer gemietet hatte, und müde stieg sie die Stufen in die erste Etage hinauf. Ein Pärchen kam ihr entgegen, ein älterer Mann und eine grellgeschminkte Frau, und ihr war klar, dass es sich bei dem Hotel um eine der unzähligen Absteigen handelte, die es rings um den Bahnhof gab. Ewig würde sie hier nicht wohnen können, aber wenigstens für ein paar Tage, bis sie eine Gelegenheit gefunden hätte, mit ihrer Mutter zu sprechen.
    Der Raum war schäbig und schmuddelig, und als sie die Bettdecke beiseite zog und das fleckige, vergraute Laken darunter sah, verzog sie schaudernd das Gesicht.
    Unwillkürlich erinnerte sie sich an das Hotel in Nashville, an das luxuriöse Zimmer und das breite, weiche Bett, in welchem sie und Jake sich zum ersten Mal geliebt hatten. Sofort schossen ihr Tränen in die Augen, und hastig wischte sie sie weg, verbot sich jeden weiteren Gedanken daran.
    Mit einem Ruck zerrte sie die Decke wieder über das Bettlaken, breitete ihre Jacke über dem schmutzigen Kopfkissen aus und legte sich dann angezogen aufs Bett.
    Sie knipste das Licht aus, starrte aus dem Fenster auf die Neonreklame des Hotels gegenüber, die grelle Lichtmuster auf den Boden des Zimmers malte, dachte an Jake und Benjamin, und fragte sich, ob der Schmerz jemals nachlassen würde.

2
    Ein wenig nervös betrat Joanna am anderen Mittag das »Red Lantern« durch den Hintereingang. Wie beim letzten Mal auch wurde sie schnuffelnd von Devil begrüßt, und genau wie beim letzten Mal wollte sie die Treppe hinaufgehen, da öffnete sich plötzlich die Tür zu Bills Büro.
    »Wen haben wir denn da?«, dröhnte Bills Stimme über den Gang, »Wenn das nicht unsere kleine Joanna ist.«
    Sie drehte sich zu ihm um, fest entschlossen, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen.
    »Ich möchte nur kurz zu meiner Mutter.«
    Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht. »Warum so eilig? Willst du nicht einen Moment in mein Büro kommen? Wir könnten ein wenig von alten Zeiten plaudern.«
    »Ich habe keine Zeit«, erklärte sie, und einer spontanen Eingebung folgend fügte sie hinzu: »Ich werde im Hotel erwartet, wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, wird Jake die Polizei anrufen.«
    Unsicherheit malte sich auf Bills Zügen ab. »Jake«, murmelte er gedehnt. »Jake
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