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Magnolia Haven 01 - Morgendammerung

Magnolia Haven 01 - Morgendammerung

Titel: Magnolia Haven 01 - Morgendammerung
Autoren: Marina Schuster
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doch selbst noch ein halbes Kind. Wie alt ist sie? Siebzehn? Achtzehn?«
    »Joanna, darf ich dir die Familie vorstellen?«, sagte Tom ungerührt. »Mein Bruder Jake Prescott, meine Schwägerin Olivia Prescott und mein Neffe Michael.«
    »Guten Morgen«, murmelte Joanna und schaute unbehaglich von einem zum anderen.
    Während Olivia ablehnend das Gesicht verzog, betrachtete Michael Joanna mit unverhohlener Neugier. Jake Prescott jedoch starrte sie an, als hätte er ein Gespenst gesehen, und ihr wurde immer mulmiger.
    »Was für eine seltsame Familie«, ging es ihr irritiert durch den Kopf.
    Unterdessen hatte Tom Joanna zum Tisch geführt. Er ließ sich neben seinem Bruder nieder und deutete auf den Stuhl zu seiner Linken.
    »Setz dich«, befahl er Joanna, »du hast doch sicher Hunger nach der langen Fahrt.«
    Widerspruchslos nahm sie an seiner Seite Platz, während ein Dienstmädchen sofort beflissen ein Gedeck vor sie hinstellte.
    Zuvorkommend goss Tom ihr Kaffee ein, reichte ihr dann eine Platte, von der sie sich ein wenig Rührei und Schinken auf den Teller tat.
    Niemand sprach ein Wort, es herrschte eine unangenehme Stille, und Joanna fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut.
    Während sie aß, musterte Joanna unauffällig die einzelnen Mitglieder der Familie Prescott.
    Michael, der ihr direkt gegenübersaß, war wie seine Mutter blond und hatte blaue Augen, Joanna schätzte ihn auf etwa vierzehn Jahre. Er war insgesamt eher schmächtig, trug eine Jeans und ein rotes Poloshirt.
    Olivia Prescott war schätzungsweise dreißig Jahre alt, sie war in ein elegantes Kostüm gekleidet, dessen Pfirsichton ihre blasse Haut noch fahler erscheinen ließ. Die Pupillen in ihren fast schwarzen Augen waren kaum zu erkennen, was ihnen ein lebloses Aussehen verlieh. Sie war ausgesprochen dürr, und ihre Hände, die geziert mit dem Besteck hantierten, erinnerten Joanna an Spinnenbeine.
    Sie schaute zu Jake Prescott, der am Kopfende des Tisches saß, und als dieser plötzlich den Kopf hob und sie seinem Blick begegnete, blieb ihr beinahe der Bissen im Hals stecken.
    In seinen grauen Augen lag eine beängstigende Mischung aus Zorn und Ungläubigkeit, die ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Er wirkte drohend und dunkel, genauso dunkel wie seine Kleidung, die aus einer schwarzen Jeans und einem schwarzen Hemd bestand. Der Schatten eines Dreitagebarts auf Wangen und Kinn gab seinem Gesicht ebenfalls ein düsteres Aussehen. Sein Mund, der zu zwei schmalen Strichen zusammengepresst war, ließ deutlich erkennen, dass er von ihrer Anwesenheit keineswegs begeistert war.
    Rasch senkte sie den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihren Teller, während sie sich fragte, wie sie es in dieser feindseligen und bedrückenden Atmosphäre aushalten sollte. Sie war es nicht gewohnt, dass man sich beim Essen so anschwieg, im »Red Lantern« war es immer lebhaft zugegangen. Die Mädchen dort besaßen zwar keine Reichtümer, aber sie hatten zumindest Herz und Humor, etwas, was dieser Familie hier scheinbar völlig abging.
    »Nach dem Frühstück zeige ich dir dein Zimmer«, sprach Tom plötzlich mitten in ihre Gedanken hinein. »Ich nehme an, es ist in Ordnung, wenn du im Dienstbotentrakt wohnst?«
    Sie schaute ihn kurz an und nickte zurückhaltend. »Ja, natürlich.«
    Ein breites Lächeln zog über sein Gesicht. »Na dann – herzlich willkommen auf Magnolia Haven.«
    Jake Prescott stand am Fenster seines Arbeitszimmers und beobachtete mit zusammengepressten Lippen das junge Mädchen, welches mit Michael durch den Garten spazierte. Das kastanienfarbene, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundene Haar schimmerte rötlich in der Sonne, die enge Jeans und die hellblaue Bluse betonten ihre schlanke Gestalt. Sie hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt und schien Michael aufmerksam zuzuhören, während er ab und zu mit den Händen in eine Richtung wies und dabei etwas erzählte. Offenbar machte er sie mit dem üppigen Wirrwarr aus Bäumen und Blumenstauden, Schlingpflanzen und Moos, Rasenflächen und kleinen Teichen vertraut.
    Unangenehme Erinnerungen stiegen in ihm auf, und er wandte sich verärgert ab.
    Im gleichen Moment betrat Tom den Raum.
    »Du wolltest mich sprechen?«
    »Wer ist dieses Mädchen?«, begann Jake ohne Umschweife.
    »Joanna Shepherd.«
    »Herrgott, muss ich dir alles einzeln aus der Nase ziehen? Wie kommst du dazu, sie einfach hier anzuschleppen? Du hättest das vorher mit mir besprechen müssen.«
    »Es tut mir leid«,
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