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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
Autoren: Katja Henkel
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drehte ich mich zur Seite. »Es ist Samstag«, brummte ich. »Und ich will einfach nur hier liegen, okay? Bettdecke über den Kopf und fertig.«
    »Streck mal die Hände aus.«
    Kleinlaut gehorchte ich. Suse klebte mir zwei große Pflaster auf die aufgerissenen Handflächen.
    »Suse, mir tut das alles so leid. Das mit uns und dass ich nur noch Zeit für Tom hatte und…«
    Sie stand auf. »Hier.« Sie warf etwas auf meine Bettdecke, etwas Rotes mit einem Türkis.
    Das Freundschaftsbändchen. »Du hast die also aufgehoben…!«, sagte ich verblüfft.
    Sie schob den Ärmel ihres Pullis hoch. »Hab meins schon wieder an. Jetzt du.«
    »Aber… müssen wir nicht erst darüber sprechen? Uns versöhnen und alles?«
    »Schnee von gestern. Soll ich dir helfen?«
    Ich nickte, weil meine Hände immer noch höllisch wehtaten.
    »Hauptsache, so was kommt nie wieder vor«, meinte Suse. »Versprochen?«
    »Ich schwör’s!«
    »Ich auch!«
    Sie stand auf und drehte sich vor dem Spiegel. »Wie seh ich aus?«
    Sie war wunderschön plus deluxe © wie immer. »Super«, sagte ich. »Wieso?«
    »Nur so. Und jetzt raus aus den Federn, wir treffen gleich Marli. Auf dem Hüttendach. Gibt schließlich noch einiges zu klären.« Kurz bevor sie aus dem Zimmer verschwand, drehte sie sich noch einmal um. »Und pack deinen Ring ein. Ich hab meinen auch dabei.« Sie zwinkerte mir zu.
    Hastig putzte ich mir die Zähne, was nicht leicht war mit der dicken Lippe, schlüpfte in Jeans und Sweatshirt und aß im Stehen in der Küche ein Nutellabrot. Alle anderen waren ausgeflogen. Tom war bei seiner Mutter im Krankenhaus, meine Eltern machten mit Laila den samstäglichen Großeinkauf, Tante Jenny musste arbeiten, Opa frühstückte wahrscheinlich bei irgendeiner schicken Omi und Greg… keine Ahnung. Der pennte sicher noch wie jeder anständige Teenager. Was mir ja leider nicht vergönnt war.
    Marli hockte mit angezogenen Beinen auf der Hütte und streckte das Gesicht in die Sonne. Suse nahm Anlauf, rannte an der Wand hoch und landete in null Komma nix neben ihr. Ich brauchte deutlich länger, bis ich auf das Dach gekraxelt war, ungeschickt wie ein Affe, der das Klettern verlernt hat.
    »Morgen«, sagte ich oben angekommen.
    »Hi Luna!« Marli strahlte mich mit ihren großen veilchenfarbenen Augen an. »Du, ich wollte mich noch mal eben bedanken wegen…«
    »Noch ein einziges Mal und ich schreie«, sagte ich.
    »Oh. Okay.«
    Ich starrte auf die Mauer. »Und da wolltest du drüberspringen? Das sind doch mindestens zwei Meter!«
    »Zwei Meter zwanzig. Ich hab’s abgemessen. Eigentlich ist es leichter, drüberzuspringen als drauf, weil man ganz schön viel Schwung hat.«
    »Verstehe«, sagte ich. Und dann: »Aber ich will jetzt alles haargenau wissen. Also raus mit der Sprache. Wie hast du das gestern gemacht, Marli? Du warst wie vom Erdboden verschluckt, von einer Sekunde auf die andere.«
    »Na gut.« Marli atmete ein paarmal tief ein und aus. »Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis.«
    »Lass hören«, sagte ich.
    »Es ist so… ich kann die Zeit anhalten.«
    »Du kannst was?«, riefen Suse und ich gleichzeitig.
    »Die Zeit anhalten. Ich kann… wie soll ich das erklären? Während alles um mich herum sozusagen erstarrt, die Zeit stehen bleibt, kann ich mich ganz normal bewegen und tun und lassen, was ich will. Also zum Beispiel in aller Gemütsruhe zurück zur Aula laufen. Und für die anderen ist nicht mal eine Sekunde vergangen. Ähm.« Sie räusperte sich. »Versteht ihr?«
    Ich runzelte die Stirn so fest, dass es wehtat. »Verstörenderweise – ja.«
    Suse nickte. »Kapiert. Und weiter?«
    »Wow«, murmelte Marli. »Dachte nicht, dass ihr mir das so einfach abkaufen würdet.«
    »Du machst das mit diesem Ring, richtig?« Ich deutete auf das Tapeband, das Marli sich wieder um den Finger gewickelt hatte und unter dem sich, wie wir seit gestern wussten, der Ring befand.
    »Woher…?«, fragte Marli verblüfft.
    »Erzähl erst mal weiter!«, befahl Suse.
    »Okay, ich bin also so schnell wie möglich zurück in die Aula.«
    »Wieso so schnell wie möglich? Ich meine, wenn alles um dich herum erstarrt, dann hast du doch alle Zeit der Welt?«, fragte ich. Ich fand mich ausgesprochen logisch in diesem Moment, und das so ziemlich zum ersten Mal, seit wir diese Zeitguckerei machten.
    »Die Sache ist die: Ich weiß nie, wie lange die Zeit stehen bleibt. Ich kann das nicht steuern. Oder zumindest hab ich noch nicht rausgefunden, wie.«
    Das kam mir nur zu
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