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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
Autoren: Katja Henkel
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vierzehn.
    Sie funkelte mich böse an. »Du tickst ja nicht richtig.«
    »Daran müsstest du doch langsam gewöhnt sein.«
    »Musst du immer das letzte Wort haben?«, schimpfte sie.
    »Wer denn sonst?«
    In rasendem Tempo erklärte ich ihr dann, dass wir die Ringe in wenigen Minuten noch einmal ausprobieren müssten, wovon sie überhaupt nicht begeistert war. Aber ich hatte bereits das Kästchen aufgerissen und hielt ihr einen Ring hin. »Hier!« Ich schob mir den andern über den Finger. Sah auf mein Handy. Vier Uhr neunundzwanzig. »Schnell!«
    »Ich hab dich wirklich lieb, Luna, du bist die tollste Freundin und Cousine der Welt. Wir werden bis in alle Ewigkeiten beste Freundinnen sein«, sie zupfte theatralisch an ihrem Freundschaftsband, »aber du bist auch eine entsetzliche Nervensäge. Warum hast du’s so eilig? Ab jetzt wirst du schließlich ein Jahr lang dreizehn sein.« Sie seufzte und sah dann schweigend auf ihren Finger hinunter.
    Wir saßen da. Und saßen. Nichts geschah. Irgendwann sagte ich: »Vielleicht ist es wichtig, wer welchen Ring anzieht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Stimmt. Der mit dem blauen Stein könnte für dich sein.«
    »Wieso?«
    »Weil du blaue Augen hast. Und der grüne ist für mich.«
    »Woher soll Ururoma Elsa vor fünfzig Jahren gewusst haben, welche Augenfarbe wir haben?«
    »Woher soll sie gewusst haben, wie wir heißen?« Suse gähnte genüsslich.
    Also tauschten wir die Ringe. Und warteten. »Tja«, sagte Suse schließlich. »Das war’s dann wohl. Mal wieder so ein idiotischer Scherz von Opa.« Sie zog den Ring ab und ließ sich wieder auf ihr Bett fallen.
    »Hauen wir uns noch ein paar Stunden aufs Ohr«, schlug ich vor und seufzte tief. »Wah. Wir haben in den ersten beiden Stunden Landkarten-Terror!« Suse und ich nennen unsere Mathelehrerin die Landkarte, weil sich unter ihrem Rock jede Menge Krampfadern wie Flüsse ihre Waden hochziehen. Eigentlich heißt sie Frau Landauer. »Möchte mal wissen, was die Landkarte sich wieder Fieses einfallen lässt.«
    Zack – und schlagartig hatte ich das Gefühl, Achterbahn zu fahren. Der Boden unter mir ruckelte, während ich wie von einer unsichtbaren Hand in die Höhe gerissen wurde. Mann, war mir schwindlig. Mein Magen drehte sich ein paarmal um die eigene Achse. Auch mit meinen Ohren war was nicht in Ordnung, sie fühlten sich an, als wären sie voll Wasser. Dann, als die Welt um mich herum sich wieder halbwegs beruhigt hatte, ging’s erst richtig los:
    Als ob jemand mit der Fernbedienung einen anderen Fernsehkanal eingeschaltet hätte, sah ich nicht länger Suse neben mir sitzen, sondern wie die Landkarte durch die Tür gestürmt kam und rief: »Hinsetzen, und zwar dalli«, und dann, fast schon genüsslich: »Hefte raus, wir schreiben einen Test!«
    Wie bitte, was?
    Wieso konnte ich auf einmal unser Klassenzimmer vor mir sehen? Und Suse, die wie alle anderen ihr Matheheft aus dem Rucksack kramte, als ob das das Normalste der Welt wäre? Zuerst dachte ich ja noch, dass ich die ersten Stunden des Tages irgendwie verschlafen hatte, auch wenn ich es mir beim besten Willen nicht erklären konnte, aber dann hörte ich meine eigene Stimme sagen: »Das geht doch nicht, ich habe heute Geburtstag!«
    Und sah mich selbst. Wie ich neben Kristen auf meinem Platz hockte. Ich hatte mein neues grünes T-Shirt an, das mit den silbernen Palmen drauf, und musste entsetzt feststellen, dass Kristen genau dasselbe anhatte. Ein Albtraum! Mir wurde schlecht. Ich dachte, das gibt’s doch nicht. Vor einer Sekunde war ich noch mit Suse in unserem Zimmer gewesen, mitten in der Nacht, stockdunkel draußen, und jetzt war helllichter Tag und wir saßen in der Schule?
    Es war, als wäre ich gleichzeitig hier und dort. Gleichzeitig jetzt und morgen. Ich nahm alles wahr . Landkartes Krampfadern, den Aufgabenbogen, die einzelnen Aufgaben. Ich hörte das kollektive Aufstöhnen. Ich roch die Ausdünstungen von Kristens Achselhöhlen und Suses Lipgloss. Ananas.
    Ich muss Suse in der großen Pause unbedingt fragen, wo sie den herhat!, dachte ich noch.
    Dann war es wieder, als würde jemand durch die Kanäle zappen und mich gleichzeitig in einen Mixer stecken. Mein ganzer Körper wurde durchgeschüttelt und mit einem Mal stand ich mit Suse und Alenya in der großen Pause in der Cafeteria herum. Alenya und ich hatten jeweils einen Erdbeer-Shake in der Hand und Suse nuckelte an ihrem Eistee. Kristen zog gerade ihr grünes T-Shirt hoch, um ihrer besten Freundin
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