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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
Autoren: Katja Henkel
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diesen dunklen Zeiten mit Magie und ähnlichem Kram die Zeit vertrieben haben.
    Ein paar Minuten vor Mitternacht hockten wir uns auf den Fußboden, Suse zog das rot-goldene Schatzkästchen näher zu uns heran und ich nahm den Schlüssel in die Hand, der daran hing. Das Schloss öffnete sich mit einem leisen Klicken und Suse hob den Deckel. In einem Samtbett lagen zwei Goldringe. Einer hatte einen blauen Stein, der andere einen grünen. Diamanten, wie unser Opa erklärt hatte. Ich dachte immer, Diamanten wären weiß.
    »Ganz hübsch, oder?«, fragte ich vorsichtig.
    »Geht so. Ich steh mehr auf Silber.«
    »Einem geschenkten Barsch schaut man nicht in den…«
    »Stimmt auch wieder«, sagte Suse und schnappte sich einen Ring.
    Ich nahm den anderen. Darunter lag ein leicht vergilbter Umschlag. Der Brief von Ururoma Elsa? »Das ist jetzt aber schon unheimlich«, sagte ich. »Da stehen wirklich unsere Namen drauf.«
    »Ist doch egal.« Sie starrte auf ihre Uhr. »Gleich ist Mitternacht.«
    Zehn, neun, acht … Wir sahen uns an, Suse und ich, und drehten die Ringe zwischen den Fingern. Fünf, vier… drei, zwei… Tiefes Einatmen. Eins!
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Lieblingscousine!« Suse beugte sich zu mir rüber und drückte mich über das Kästchen hinweg fest an sich. »Du bist hiermit um einen dicken Diamantenklunker reicher!«
    Dann nickten wir uns zu, streckten jeweils den rechten Ringfinger aus und hielten die Ringe davor. Wir streiften sie über. Vor dem Fenster wurde es totenstill. Selbst die Grillen im Garten hatten aufgehört zu zirpen. Zumindest kam es mir so vor.
    »Hmm«, sagte Suse.
    »Ja, hmm«, antwortete ich.
    »Spürst du was?«
    »Nichts. Und du?«
    »Nö.« Suse schüttelte ihr langes Haar, das glänzte wie Opas polierte E-Gitarre. Zwar hatte ich nichts Bestimmtes erwartet, aber zumindest IRGENDWAS. Und nicht NICHTS. Das war schon enttäuschend. Aber auch aus Enttäuschungen kann man einen kleinen Rapvers basteln. »Eh, hör mal«, fing ich an, »keine Magie?
    Irgendwas oder irgendwie?
    Nicht mal ein Kribbeln oder Jucken?
    Und nich ma meine Wimpern zucken?«
    »Andererseits können wir froh sein, dass uns kein zweiter Kopf gewachsen ist oder so was«, sagte Suse, wie immer praktisch veranlagt. Wir sahen uns an, schnippten mit den Fingern, bildeten mit Zeigefinger und Daumen eine Pistole und richteten sie auf die jeweils andere. Das bedeutet, dass wir uns vollkommen einig sind.
    Dann gähnte sie, wir legten uns ins Bett und wenige Minuten später war sie weg.
    Ich konnte nicht einschlafen. Aber das lag nicht an dem komischen Ring oder Opas Auftritt vorhin. Suse hat einfach die unangenehme Eigenschaft zu schnarchen. Egal ob sie auf dem Rücken liegt oder auf dem Bauch. (Deswegen sag ich ja immer: eigenes Zimmer = deluxe ©. Zimmer teilen = Mädcheninternat.) Suse behauptet, das mit dem Schnarchen läge an ihren Polypen und dass sie nichts dafür könne. Aber ich frage mich, warum man die nicht rausoperiert wie bei Tom, der hat keine Polypen mehr, was er mir kürzlich erst verriet. Und zwar kurz bevor wir uns KÜSSTEN. Nicht gerade romantisch, aber okay, wahrscheinlich war er genauso nervös wie ich. Das habe ich bisher niemandem erzählt außer Suse. Also, natürlich nicht das mit seinen Polypen.
    Tom sah an diesem Abend zum Umfallen gut aus mit seinen schwarzen Haaren, die ihm in die Augen hingen, was schade war, denn seine Augen sind der Hammer. Fast schwarz mit goldenen Punkten drin. Suse behauptet, die goldenen Punkte würde ich mir nur einbilden, weil ich so in ihn verknallt wäre. Aber die Punkte sind da, ich schwör’s! Und seine Lippen, die waren weich wie Pudding und schmeckten nach Pfirsich. Das lag daran, dass er einen Kaugummi im Mund hatte. Das wiederum weiß ich, weil den nach dem Kuss ICH im Mund hatte. MTK, Mit-Tom-Knutschen, könnte mein neues Hobby werden.
    Suse lag immer noch auf dem Rücken und schnarchte, und zwar beim Ein- und beim Ausatmen. Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt. Wenn ich morgens vor ihr aufwache, lege ich ihr manchmal ein dünnes Papiertuch aufs Gesicht. Das tanzt dann bei jedem schnarchenden Ausatmen in der Luft wie eine Feder. Ich könnte mir das stundenlang anschauen. Besser als fernsehen. Wenn man nicht einschlafen kann, ist das Geschnarche allerdings unerträglich. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, bis Mau auf mich sprang, in aller Gemütsruhe einmal über meinen ganzen Körper trippelte, dann ein paar Kreise auf meinem
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