Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
Autoren: Peter Hohmann
Vom Netzwerk:
zusammenfrieren!
    Nicht verwunderlich, dass niemand auf der Straße war. Gelegentlich zwängte sich ein Lichtstreifen durch geschlossene Fensterläden auf die Straße, in den meisten Häusern jedoch war es dunkel. Entweder schlief man um diese Zeit – oder versackte in der Perle.
    Galoppieren kam nicht in Frage. Egal ob die Reisenden gerade zu Eisklumpen erstarrten, er würde nicht riskieren, dass sich sein Brauner ein Bein brach oder die Fesseln an einer im Schnee verborgenen Eiskante durchtrennte.
    Am Marktplatz bog er nach links und ritt am Iros-Tempel vorbei, ein aus wuchtigen Steinquadern errichtetes gedrungenes Gebäude, das Gerom eher an eine kleine Wehranlage, denn an einen Ort erinnerte, an dem man dem Gott der Sonne huldigte. Ein neuer Tempel müsste mal her anstelle dieses Ungetüms aus grauer Vorzeit.
    Noch bevor er den Rand Eisbachs erreichte, wurde das Vorankommen schwieriger. Niemand wählte diesen Weg, weil es jenseits der Dorfgrenze einfach nichts gab – außer zwei Idioten mit einem Fuhrwerk!
    Sein Ross mühte sich durch den Schnee. Als er die letzten Behausungen hinter sich ließ, ging es noch langsamer voran. Von weitem sah er den Wagen im Mondlicht, was sonderbar aussah, so als wäre es eine Geisterkutsche.
    Blödsinn! schalt er sich und ritt weiter.
    Beide Leute saßen wieder auf dem Bock, und die Zugtiere, dem zotteligen Fell nach Hochlandponys – wenigstens die richtigen Tiere hatten diese Narren ausgewählt –, schleppten sich mit gebeugten Köpfen voran.
    Als Gerom die Neuankömmlinge erreichte, rechnete er mit halbtoten Gestalten, denen Ohren und Nase schwarzgefroren waren, mit Eiszapfen im Haar und steifen Gliedern. Stattdessen zeigten sich keinerlei Spuren von Erfrierungen, weder beim Mann noch bei der Frau, auch wenn die Frau erschöpft und krank aussah. Weiße Brösel klebten an ihrem Umhang: Sie war es, die vom Bock gefallen war. Der Mann wirkte gleichermaßen erschöpft, insgesamt jedoch in besserer Verfassung.
    Der Neuankömmling zog an den Zügeln. Die Tiere schnaubten dankbar, als der Wagen anhielt. Weißer Dampf stieg aus ihren Nüstern in den klirrenden Nachthimmel.
    Dunkle Augen richteten sich auf Gerom. Der Blick war so intensiv, dass die beißenden Kommentare, die ihm auf der Zunge lagen, schmolzen und verliefen wie Schnee in der Sonne. Aufgrund der Mütze mit den Ohrenklappen und der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze sah Gerom nur einen kleinen, weißen Fleck heller Haut. Trotzdem glaubte er, dass der Kerl nicht allzu alt war. Diese Augen … stechend und intensiv, wie Punkte gebündelter Kraft. Einen Augenblick verspürte er ein Zwicken im Bauch.
    Angst?
    Ich habe keine Angst.
    Statt einer Begrüßung schlug ihm nur Schweigen entgegen.
    Ungehobeltes Pack! dachte er bei sich, zwang sich jedoch zu einer freundlichen Miene. Die waren wohl einfach zu geschafft, als dass sie einen einzigen Mucks herausbrachten.
    Gerom löste den Beutel. „Warmer Tee?“
    Der Mann nickte. „Das wäre sehr nett, ja.“ Seine Stimme hörte sich klar an, anders als bei Leuten, denen die Lippen eingefroren waren.
    Gerom lenkte sein Pferd zum Wagen und überreichte den Beutel. Schweigend streifte der Mann die Handschuhe ab, öffnete den Krug und schenkte ein. Seine Finger zitterten kaum.
    Vielleicht kommen die auch gar nicht von weither? ereilte Gerom ein eigentlich absurder Gedanke.
    Der Mann half seiner Gefährtin beim Trinken. Als sie schluckte, schloss sie die Augen und seufzte. Dann packte sie plötzlich ein Hustenanfall und sie beugte sich von Krämpfen geschüttelt vornüber. Das Japsen und Würgen klang fast so schauerlich wie beim alten Ole, der vor zwei Wintern an der Keuche gestorben war.
    Sofort holte der Mann ein Tuch hervor und hielt es der Frau vor den Mund. Sie wimmerte leise, und es dauerte einige Zeit, bis sie sich aufrichtete und erschöpft zurücklehnte.
    Gerom verfolgte das Geschehen aufmerksam. Als er die dunklen Punkte auf dem Tuch sah, das der Mann rasch verschwinden ließ, dämmerte ihm, warum die beiden nach Eisbach gekommen waren.
    Der Mann bemerkte Geroms Blick und erwiderte diesen, nicht abweisend oder gar böse, sondern als wolle er sagen: Du weißt jetzt, dass sie krank ist – und weiter?
    Gerom räusperte sich verlegen. Wann hatte er sich das letzte Mal verlegen gefühlt oder geschämt? Der Kerl war ihm unheimlich. Trotzdem, er konnte sie schlecht hier draußen stehen lassen, allein der Frau wegen. Ihre Augenlider flatterten. Sie schien kurz vor einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher