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Magie, Liebe Und Desaster

Magie, Liebe Und Desaster

Titel: Magie, Liebe Und Desaster
Autoren: Birgit Kluger
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bevor er ihn als Erben einsetzt.“
    „ Aha. Dann fange ich am besten gleich an.“
    „ Gute Idee. Möchtest du nicht wissen, was du verdienst bei der ganzen Sache?“
    „ Ach ja, stimmt. Hatte ich vergessen.“ Typisch!
    „ Ich habe mit Herrn Schmitt 60 Euro pro Stunde ausgemacht. Ist das in Ordnung? Plus Spesen natürlich.“
    „ 60 Euro? Ja, ok, das ist ... gut.“ Ich bemühte mich, mir meine Begeisterung nicht anmerken zu lassen. Noch nie hatte ich so viel Geld in einer Stunde verdient. Ich sollte öfter für meine Schwester arbeiten.
    „ Übernachten kannst du natürlich in der Kanzleiwohnung. Wie immer“, sagte sie und reichte mir die Schlüssel.
     
    Die Tür öffnete sich. Frau Meisel, gesegnet sei sie, trat mit einem riesigen Tablett ein. Es stapelten sich belegte Brötchen, Kaffee und zwei kleine Salate darauf. Die Frau wusste, was man nach drei Stunden Autobahn am nötigsten hatte.
    Mit vollen Backen kauend, öffnete ich das Kuvert, das mir Irene zuvor gereicht hatte. Es wurde Zeit, dass ich mir den Burschen einmal anschaute. Als ich das Foto in den Händen hielt, wäre ich beinahe an meinem Brötchen erstickt. Der blonde Sunnyboy, der mir entgegenblickte, war mir bekannt. Nur hieß er damals nicht Thorsten und hatte schwarze Haare gehabt. Davon abgesehen, sah der Typ genauso wie mein Ex- Ex-Ex-Freund aus.
    „ Und er heißt wirklich Thorsten?“ Dank der vollen Backen fiel meine piepsige Stimme nicht auf.
    „ Ja. Warum?“
    „ Ach nichts, er erinnert mich nur an jemand.“
    Ich beschloss, vorerst noch nichts zu sagen. Irene hielt nicht viel von meinem Geschmack, was Männer betraf. Ich meist im Nachhinein auch nicht. Vielleicht hatte ich mich getäuscht. Vielleicht sah dieser Thorsten meinem Ex einfach nur ähnlich.
     

2
     
    Nach der Audienz bei meiner Schwester stand ich auf dem Bürgersteig vor der Kanzlei und überlegte ernsthaft, ob ich zu der Wohnung laufen sollte. Nicht, dass ich eine begeisterte Spaziergängerin war, es war eher die Hitze, die mich zu solch ungewohnten Überlegungen inspirierte. Der Asphalt kochte und mein Wagen, ein schwarzer Ford Fiesta, hatte wahrscheinlich schon Brandblasen. Ich überlegte einige Minuten, erwog das Für und Wider, um dann doch ächzend in das Auto zu steigen, sämtliche Fenster herunterzukurbeln, und, das heiße Steuer nur mit den Fingerspitzen anfassend, auszuparken.
    Einige Einbahnstraßen weiter reihte ich mich in die Autoschlange ein, die kurz vor der Alten Oper an der Ampel wartete. Von hier waren es nur etwa 50 m Luftlinie bis zu der Wohnung, was bedeutete, dass ich mindestens noch eine Viertelstunde brauchen würde. Die Hitze machte mich ebenso aggressiv, wie alle anderen Autofahrer. Mit ein paar gewählten Ausdrücken beschimpfte ich die lahme Schnecke vor mir, die vor einer grünen Ampel bremste.
    Zu meiner linken lag der Opernplatz. Wie immer im Sommer herrschte hier ein reges Treiben. Banker, die nach der Mittagspause auf dem Weg zurück in ihr Büro waren, Touristen, die Bilder von der Alten Oper machten, Einkaufsbummler und Müßiggänger belebten den Platz. In seiner Mitte der Springbrunnen, dessen Einfassung voll besetzt war mit Menschen, die sich sonnten und gleichzeitig die Kühle des Wassers genossen. Die meisten hatten sich ihrer Schuhe entledigt und hielten ihre nackten Füße in das Brunnenbecken. Ein kollektives Fußbad sozusagen. Der Schweiß lief mir in Strömen hinunter, am liebsten hätte mich dazugesellt oder mich gleich ganz hineingeworfen.
    Nachdem ich fast zerflossen war, ging es endlich weiter. Ich kam über die grüne Ampel und konnte in die Gasse einbiegen, die zur Ulmenstraße und zu der Stadtwohnung der Kanzlei führte, in die normalerweise Geschäftskunden einquartiert wurden. Endlich! Ich wuchtete meine Tasche aus dem Kofferraum – Autofahren verleitete mich immer dazu, meinen halben Bücherbestand mitzuschleppen – und keuchte die paar Stufen zu der Wohnung hinauf. Zum Glück war es hier erfrischend kühl. Ohne mich damit aufzuhalten, die Bettcouch in ein Bett zu verwandeln, ließ ich mich auf den Teppich fallen und genoss die angenehme Temperatur. Danach ging ich ins Badezimmer, duschte ausgiebig und kehrte in das Wohnzimmer zurück, um meine Strategie zu planen.
     
    Mein gesamtes Wissen darüber, wie man verschwundene Personen auffindet, hatte ich aus Kriminalromanen und dem Fernsehen. Ich glaubte nicht, dass mir das helfen würde. Wahrscheinlich hatten die Autoren dieser Romane auch nur von anderen
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