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Magie des Mondes - Vollmond

Magie des Mondes - Vollmond

Titel: Magie des Mondes - Vollmond
Autoren: A.K. Schoenme
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geschafft hatte, öffnete er die Augen und umfasste mit einer schnellen Bewegung, die ich nicht einmal gesehen hatte, meinen Arm. Diese Reaktion geschah so schnell, dass ich mich fragte, wie er sich nur so schnell hatte bewegen können. Das war höchstens ein Bruchteil einer Sekunde gewesen.
Wenige Augenblicke sahen wir uns tief in die Augen. Von seinen Augen war ich irgendwie gefangen oder er vielleicht auch von meinen, denn für einen kurzen Augenblick glaubte ich, einen Seelenverwandten in ihm zu erkennen. Ich weiß nicht, wie lang er mich fest hielt, bevor er mich vorsichtig wieder los ließ und mich mit sanfter Gewalt zurück auf das Polster drückte.
Gedanklich schalt ich mich, als ich wieder zur Besinnung kam. So ein Unsinn! Das ist bestimmt nur das bekannte Stockholmsyndrom. Geiseln entwickelten manchmal eine positive Bindung zum Entführer – das musste es viel eher sein!

Auch wenn es keine kalte Jahreszeit war, begann ich zu frieren - ich trug schließlich nur meinen Schlafanzug. Bevor ich ihn bitten konnte, irgendeine Heizung anzumachen, hatte er die Decke schon um mich gelegt und mich in seine Arme gezogen. Obwohl ich mich versteifte und versuchte Abstand zu erlangen, drückte er mich fest an sich.
„Kannst Du das lassen?“, fragte ich scharf, doch statt mir eine Antwort zu geben, flüsterte er mir zärtlich zu:
„Schon gut…keine Angst…entspann dich ich wärme dich nur“, murmelte er sanft, während er mich im Arm hielt.
Auch wenn mir diese Nähe unheimlich war und ich mich verspannte, wich die Kälte überraschend schnell und machte einer ungekannten Wärme Platz. Sobald das Zittern abgeebbt war, ließ er es zu, dass ich mich aus seinen Armen löste.

In einem scheinbar unbeobachteten Moment massierte ich mir mit meiner Hand meine Stirn in der Hoffnung ich könnte die lästigen Kopfschmerzen vertreiben.
„Wenn du auf mich hören und dich wieder hinlegen tätest, würde es automatisch ein bisschen besser werden.“, raunte er mir zu. Der seltsam besorgte und mitfühlende Ton überraschte mich.
„Wieso könnt ihr mich nicht einfach gehen lassen? Was habt ihr mit mir vor?“, fragte ich verzweifelt.
„Das wirst du erfahren, aber beruhige dich! Wir haben dir bisher nichts getan und das wird auch so bleiben.“, entgegnete er ruhig.
Nichts getan? – dachte ich. Ha! Das allerdings war Ansichtssache.

Die Fahrerei kam mir wie eine Ewigkeit vor.
Wir hielten zwischendurch einmal mitten im Nirgendwo an, sodass ich keine Straßenschilder, keine Menschenseele und auch sonst nichts außer Wald durch das kleine Fenster neben der Spüle sehen konnte. Kurz darauf öffnete sich die Tür zum Fahrerraum. Alex, den ich ebenfalls vor einem halben Jahr flüchtig kennengelernt hatte, trat zu uns nach hinten.
„Hallo Lucy“, begrüßte er mich und sah mich mit einem seltsamen unergründlichen Blick an. Als er sich einen Moment später wieder gefangen hatte, gab er mir eine kleine Tasche, gefüllt mit Kleidern von mir. „Hier… die hab ich dir, bevor wir dich ins Auto getragen haben, noch schnell gepackt, damit du auf der Fahrt etwas zum Umziehen hast.“
Unverändert starrte er mich mit diesem unbeschreiblichen Blick an, so als ob er sich jedes Detail von mir einprägen würde.
„Verlangst du jetzt ernsthaft, dass ich auch noch danke sage?“, fragte ich sarkastisch.
    Kopfschüttelnd senkte er kurz den Blick.
„Etwas weniger garstig, bitte!“, mahnte Julian. „Wir führen nur Anweisungen aus. Wir sind nur so etwas wie Boten. Wir haben einen Auftrag... einen Befehl, wenn du so willst… den wir ausführen, mehr nicht.“
„Ach, so nennt man das jetzt.“, lachte ich freudlos. „Entführer passt aber besser…“
„Lucy es reicht!“, warf er mit erhobener Stimme dazwischen, so dass ich zusammen zuckte. „So sind nun einmal unsere Anweisungen. Ob dir das passt oder nicht…wir müssen dich in die Schlossstadt bringen und dürfen dir noch nichts sagen. Damit musst du nun einmal noch ein paar Stunden leben.“ Julian starrte mich wütend an. Hatte ich bisher vor allem Angst gespürt, überwog nun die Wut. „Als ob es euch nicht auch interessieren würde, was aus euch wird, wenn man euch entführt hätte?! Oder ist es bei euch normal, einfach betäubt und in ein wildfremdes Auto bugsiert zu werden?! … Nur um dann weiß der Kuckuck wohin kutschiert zu werden ohne einem irgendwelche Gründe mitzuteilen…“
„Das tut nichts zur Sache. Beruhige dich jetzt.“, schnitt er mir noch einmal scharf
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