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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm
Autoren: V.A.
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verständnisvoll. »Aber Sie sind noch nie in Ihrem Leben vor etwas ausgerissen, nicht wahr?«
    »Nein. Doch. Wie ging die Entwicklung in dem System A weiter?« Ich war plötzlich sehr müde.
    »Sie werden es bereits erraten haben – die Menschen beanspruchten die Planetoiden für sich. Große, kleine und mittlere; jeder nach seinem Geschmack. Die Regierung des Planeten verlor bald die Kontrolle über die Aussiedler. Natürlich verfügte sie über eine Polizeiflotte, aber die Polizisten mußten sich schon bald auf die Verfolgung der wirklich schweren Verbrechen beschränken.
    Ansonsten konnte der Bewohner eines Planetoiden völlig ungestört leben; er mußte sich nicht um Gesetze kümmern, brauchte keine Anweisungen und Bestimmungen der Regierung zu befolgen und hatte keine Sorgen mit den Nachbarn, solange er sie selbst nicht belästigte.
    Sie dürfen allerdings nicht glauben, daß dort alles ruhig und friedlich verlaufen wäre. Natürlich gab es immer wieder Aufregungen – Raubüberfälle, Hausfriedensbruch, Rauschgiftschmuggel, Glücksspiele und ...
    Nun, Sie können jedes beliebige Vergehen oder Verbrechen aufzählen – diese Leute mußten ihre Erfahrungen damit machen. Aber nach einiger Zeit wurden diese unangenehmen Begleiterscheinungen weniger, denn schließlich waren die Menschen aufeinander angewiesen. Man kann zwar einen Planetoiden in ein Paradies verwandeln, kommt aber trotzdem nicht ohne Importe aus. Schließlich ist auf einem kleinen Felsbrocken unmöglich Platz für alle notwendigen Fabriken. Ein Mann kann vielleicht allein auf einer einsamen Farm leben, muß aber dann auf die technischen Errungenschaften verzichten, an die er gewöhnt ist. Was tut er, wenn er einen Arzt braucht? Woher beschafft er sich Ersatzteile für seine Maschinen? In diesen und ähnlichen Fällen muß er mit anderen zusammenarbeiten, weil er sonst selbst in Gefahr gerät.
    Es gab allerdings Planetoiden, auf denen sich einige Männer und Frauen völlig von der Außenwelt abschlossen. Selbstverständlich zeigten sich bereits nach wenigen Generationen die erwarteten Ergebnisse dieser unklugen Isolierung. Aber diese Fälle waren schon zu Anfang selten und wurden verständlicherweise später nie wieder nachgeahmt.
    Nach einiger Zeit kam es zu einem natürlichen Gleichgewicht. Die Entfernung zwischen den Tausenden von Kolonien garantierte den Menschen die gewünschte Unabhängigkeit, aber andererseits mußten sie trotzdem auf freiwilliger Basis zusammenarbeiten, um existieren zu können.«
    Miriam räusperte sich. »Waren sie ... waren sie glücklich?«
    Jeremia lächelte. »Zum Teil – allerdings längst nicht alle. Aber wenn sie nicht glücklich waren, konnten sie jederzeit irgendwo anders einen neuen Versuch unternehmen.
    Glücklich? Ich möchte sagen, daß ihre Aussichten dafür sehr viel besser als die der Bewohner von Barnesworld waren. Die Demokratie ist eine großartige Erfindung, Miß Flood; die Menschheit kann bestimmt nicht ohne sie auskommen. Aber welchen Ausweg gibt es für die Minderheit in einer Gesellschaft, in der die Mehrheit regiert?
    Es kann vorkommen, Miß Flood, daß die Minderheit nur noch eine Lösung für sich sieht – sie vollzieht ein Manöver, das im militärischen Sprachgebrauch unter der Bezeichnung siegreicher Rückzug bekannt ist.
    Aus welchem Grund hat die Menschheit sich Ihrer Meinung über die gesamte Galaxis hinweg verteilt? Abenteuerlust? Forschungsdrang? Nicht unbedingt. In den meisten Fällen verlassen Menschen deshalb ihre Heimat, weil ihnen die Lebensverhältnisse dort nicht mehr zusagen. Natürlich können sie es auch mit einer Revolution versuchen, aber das bedeutet schließlich nur, daß dann eine andere Gruppe die Minderheit darstellt. Daraus folgt, daß die Mehrheit sich wieder einmal vor einer Revolution in acht nehmen muß.
    Selbstverständlich läßt sich dieser Vorgang einigermaßen elegant verschleiern. Revolutionen sind nicht ungefährlich.
    Manchmal kommen dabei sogar Menschen ums Leben. Deshalb teilt man die Mehrheit einfach in zwei Parteien auf. Dieses Verfahren funktioniert in fast jeder modernen Gesellschaft. Nennen wir die beiden Parteien ›Tralala‹ und ›Tralali‹. Tralala ist an der Macht. Wenn die Minderheit einige Zeit später Tralala bis obenhin satt hat, veranstaltet man eine Revolution – entweder mit Stimmzetteln oder Kanonen –, so daß jetzt Tralali die Regierung übernimmt.
    Die Bevölkerung glaubt dann tatsächlich daran, daß es zu einer echten
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