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Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
Autoren: V.A.
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alles so schnell, daß ich keine Zeit mehr hatte, ein Funkgerät mitzunehmen, um mit meinen Freunden dort sprechen zu können. Es tut mir leid, daß ich euch beiden so viel Unannehmlichkeiten verursacht habe.«
    »Mir macht das nichts aus«, stellte Binichi fest und gab wieder die Bubbelgeräusche von sich.
    Der Tomah reagierte überhaupt nicht.
    »Auf dem Floß sind Lebensmittel«, fuhr Chuck fort, »wenigstens für mich. Ich fürchte, ihr könnt nicht viel damit anfangen. Wasser ist ebenfalls vorhanden. Binichi wird sich kaum Sorgen zu machen haben, nehme ich an. Aber was dich angeht, Tomah, so sieht es übel aus. Ich werde nichts für dich tun können, bis wir festes Land erreichen. Dann wirst du für dich sorgen können, während Binichi ins Hintertreffen gerät.«
    Der Gesandte der Tomah gab wieder keine Antwort. Es war nicht zu erraten, was hinter seiner Stirn vor sich ging. Chuck, der den beiden nun gegenüber saß, versuchte, sich in seine Lage zu versetzen. Wie mußte dem Landbewohner zumute sein, der jetzt nur durch wenige Zentimeter Kunststoff von seinen traditionellen und tödlichen Feinden getrennt war? Unter dem Floß war die grundlose See, Ursprung aller furchteinflößenden Sagen seines Volkes. Sicher, als Gesandter war er ein ausgesuchtes Exemplar, intelligent und entsprechend erzogen, aber vielleicht ging die bestehende Situation doch über seine Kräfte.
    Chuck gab sich keinen Illusionen hin. Er kam ohne Waffe und nur mit seinen nackten Fäusten kaum gegen einen von ihnen an. Wenn sie sich einigten und über ihn herfielen, hatte er überhaupt keine Chance mehr. Und das würde mit Sicherheit geschehen, wenn er einen Streit zwischen ihnen zu schlichten versuchte. Trotzdem würde er es tun müssen, wenn es wirklich soweit kam. Er trug die Verantwortung. Die Verständigung der beiden Rassen war die Voraussetzung für das weitere Verbleiben der Menschen auf dieser Welt.
    Endlos erstreckte sich das Meer. Weder der Tomah noch der Lugh hatten sich inzwischen gerührt oder einen Ton von sich gegeben.
    Der Nachmittag verging, dann die Nacht. Als am anderen Morgen die Sonne aufging, schien sich das Floß nicht von der Stelle bewegt zu haben. Um sie herum war das Meer, eintönig und unverändert. Binichi lag zusammengerollt auf dem Boden des Floßes und hatte die Augen geschlossen. Der Tomah hatte sich nicht vom Platz gerührt. Er hockte in seiner Ecke, die Klauen halb gespreizt, wie eine Statue, die man aus Stein gehauen hatte.
    Mit der steigenden Sonne wurde auch der Wind frischer. Die Wogen wurden breiter und höher. Unaufhörlich kamen sie herangerollt, hoben das Floß in die Höhe und ließen es wieder ins nächste Tal absinken.
    »Binichi ...«, sagte Chuck.
    Der Lugh öffnete eins von seinen Augen.
    »Wird es einen Sturm geben?«
    »Es wird Wind geben.«
    »Viel Wind?« Chuck wußte, daß die Frage zu allgemein gestellt war. Er mußte sie anders formulieren, um eine brauchbare Auskunft zu erhalten. »Wie hoch werden die Wellen sein?«
    »Meine Höhe«, antwortete Binichi. »Am Nachmittag wird es wieder ruhiger werden.«
    Kurz darauf wurde es schnell dunkler. Gegen zehn Uhr herrschte ein trübes Zwielicht, außerdem begann es zu regnen. Bald regnete es so stark, daß Chuck kaum noch das andere Ende des Floßes sehen konnte.
    Um einen sicheren Halt zu haben, klammerte er sich am Außenbordmotor fest. Bei der schlechten Sicht war er ganz auf sein Gefühl angewiesen, und das teilte ihm mit, daß ihr Floß nicht mehr von der Stelle kam. Die Wellentäler hinab glitt es mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit vorwärts, aber wenn es dann den nächsten Hang emporkletterte, wurde es mit der gleichen Geschwindigkeit wieder zurückgeworfen. Es war ein ewiges Hin und Her, Auf und Ab. Es konnte einem übel dabei werden.
    Die Wellen wurden höher, und Chuck begann sich Sorgen zu machen, daß die nächste Woge einen von ihnen packen und über Bord werfen konnte. Auf der linken Seite des Floßes, etwa in der Mitte, waren Kästen angebracht. In einem davon befanden sich Leinen. Auf Händen und Knien kroch er vor bis zu dem Kasten. Mit klammen Fingern holte er die Leinen hervor.
    Plötzlich kam ihm zu Bewußtsein, daß er auf dem Weg zu dem Kasten Binichi oder dem Tomah begegnet sein müßte. So groß war das Floß nun auch wieder nicht, daß man sich darauf ausweichen konnte. Er sah durch Dunkelheit und Regen, aber er konnte nichts erkennen. Dann fühlte er, wie ihn jemand sanft in die Seite stieß.
    »Er ist fort«,
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