Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
sich ganz wohl fühlen würden – aber länger als ein, zwei Wochen gebe ich Ihnen damit nicht. Es könnte jeden Augenblick wieder in die Binsen gehen. Aber die Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen.«
    Ich weiß eigentlich nicht, warum sie immer so tun, als ließen sie einem selbst die Wahl.
    »Gut, dann also Ersatzteile. Haben Sie sie bei sich?«
    »Jawohl. Ich werde alles auf Ihr eigenes Herzgefäßsystem einstellen müssen, um einen guten einphasigen Impuls zu erlangen, deshalb werde ich Sie einfach ausstöpseln und ...«
    George wurde kalkweiß.
    »Sie werden mich nicht abschalten!«
    »Ich schalte Sie sofort wieder an den Hausstrom an.«
    »Nein! Das dürfen Sie nicht tun!«
    »Sei vernünftig, George«, bat ich. »Stell dich bloß nicht auch noch an. Das ist doch überhaupt nicht tragisch. Ich habe es im ›Looker's Capsule Digest‹ nachgelesen.«
    »Sie werden zwar tot sein«, bemerkte Dr. Stebbins fröhlich, »aber nur so lange, wie nötig ist, um von Ihnen zum Stromkasten zu gelangen.«
    Mein Herz klopfte heftig. Es ist mein eigenes, ungefähr das einzige, was von mir selbst noch übriggeblieben ist, aber mit neunundachtzig ist das immerhin beachtlich, finde ich. George ist siebenundneunzig; er besitzt auch noch einige eigene Körperteile, aber ich kann mir einfach nie merken, welche das sind.
    Der Arme legte sich auf die Couch.
    »Ich bin noch nie zuvor gestorben«, sagte er.
    »George«, rief ich aus, »George, ich liebe dich.« Aber mein Gefühlsausbruch setzte ihn noch mehr in Schrecken. Wir blickten einander fest an.
    »Sind Sie bereit?« fragte der Doktor.
    »Bereit für den Tod«, antwortete George ergeben.
    »Holen Sie noch einmal tief Luft – genug, um für den kurzen Moment auszureichen, Herr ... eh ...«
    Es trug kaum zu Georges Beruhigung bei, seine Identität zu verlieren, noch bevor er abgeschaltet war. George stieß einen tiefen Seufzer aus, der Doktor zog den Stecker heraus, und George war tot.
    »Oh, Gott!« stöhnte der Doktor, während er die verschiedenen Drähte, die aus der Buchse hingen, fein säuberlich nebeneinander aufreihte.
    »Um Himmels willen, Doktor, was ist los?« schrie ich, meine Knie begannen zu zittern.
    »Ich habe meinen Helicopter auf der Mittwochvormittagseite geparkt«, sagte er und stieß den Stecker fest in die dazugehörige Dose. »Das kostet mich garantiert einen Strafzettel.«
    Ich ließ mich in den Sessel sinken. Aus Georges Gesicht war alle Farbe gewichen, er lag erschreckend bewegungslos da.
    »Doktor! Beeilen Sie sich bitte!«
    »Jetzt schalte ich hier einfach ab, tausche diesen kleinen Stromkreis aus – so, da hinüber, schalte hier ein und ... Wie fühlen Sie sich?«
    George setzte sich auf. Seine Augen funkelten.
    »Großartig!« Er sprang auf und kam auf mich zu. Die elektrische Verbindungsschnur spannte sich – sie war nur knapp vier Meter lang –, während ich aufschrie und der Doktor ihn packte.
    »Schön ruhig bleiben«, mahnte Dr. Stebbins. »Sie arbeiten jetzt mit höherer Spannung, und das bringt Sie auf seltsame Ideen. Elektrophorie nennt man so was.«
    »Komm her«, befahl George. Zögernd schob ich mich seitlich auf die Couch zu. Er sprang mit einem Satz darüber und packte mich. So hatte ich ihn nicht mehr gesehen, seit er den Plan, sich an einem Universitätskurs für das Einfrieren von Hormonen zu beteiligen, aufgegeben hatte.
    »George! Bitte!«
    »Ich könnte ihm eine Verlängerungsschnur geben«, sagte Dr. Stebbins.
    »Ich glaube nicht, daß er die braucht«, antwortete ich.
    »Wo ist mein zweiter Akt?« fragte George und ließ mich aus der Umklammerung frei. »Bring mir die Schreibmaschine her! Und auch das Manuskript, und dann setz dich zu mir!«
    Er hatte nie gut mit beiden Händen Maschineschreiben können.
    Um so erstaunlicher war es, wie flink er jetzt mit nur einer Hand vorankam. Mit dem einen Arm hielt er mich fest umschlungen, während er mit dem anderen draufloshämmerte. Ich las nicht, was er schrieb. Er mag das nicht. Alle fünf Zeilen hielt er inne, um mich zu küssen. Und alle zehn Zeilen etwa machte er Pläne – für eine Reise nach Ganymed, für einen Sechsakter, für Babies, die wir uns noch anschaffen sollten, jetzt, da unsere Enkel verheiratet waren.
    Inzwischen hatte der Doktor Teile von Georges Ersatz- und Hilfsgefäßen auf dem Fußboden ausgebreitet – seinen Ersatz-Schrittmacher, seinen isolierten Beschleunigungsumwandler, seinen systolischen Adjutator und seine Blutfiltrieranlage. Er arbeitete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher