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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
Autoren: V.A.
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dürfen und ich einen fünfjährigen Neffen bei mir habe, darf ich ihn dann allein nach Hause schicken? Aber allmählich wurden sie schwieriger, und als Alter zurückkam, war ich noch nicht fertig. Er nahm das Band heraus, und wir gingen zu seinem Tisch zurück, wo er es auswertete und dann beiseite legte. Danach schaute er mich an.
    »Herr Heimelmann«, sagte er schließlich, »wo haben Sie die letzten Monate verbracht?«
    »Wieso?« fragte ich. »Im Zentrum der Freemann-Stiftung.«
    »Ach so«, sagte er. »Und würden Sie mir wohl kurz erzählen, wie Sie dahin gekommen sind und was Sie während Ihres Aufenthalts dort getan haben?«
    Ich zögerte. Irgend etwas an dieser ganzen Angelegenheit war faul. Aber wohl oder übel mußte ich ihm antworten, und das beste schien, ihm die Wahrheit zu sagen. Schließlich brauchte er ja nur einen Knopf auf seinem Tisch zu drücken und Peer anzurufen, um ihn zu fragen.
    »Also gut«, sagte ich, etwas verlegen, denn es ist nicht gerade leicht, zuzugeben, daß man ein Alkoholiker gewesen ist. »Eines Tages saß ich in einer Bar und trank –«
    Und ich erzählte ihm alles – wie es angefangen hatte, bis zum gegenwärtigen Tag. Nachdem ich fertig war, saß er eine lange Zeit da, ohne etwas zu sagen. Auch ich zog es vor, zu schweigen. Nach meinem Geständnis fühlte ich mich ziemlich bedrückt. Endlich brach er das Schweigen.
    »Verfluchte Bande!« sagte er wütend. »Verfluchte und verdammte Bande!«
    Ich starrte ihn an.
    »Wer?« fragte ich. »Wer denn? Ich verstehe nicht.«
    Er wandte sich zu mir und schaute mir voll ins Gesicht.
    »Herr Heimelmann«, sagte er, »Ihre Freunde von der Stiftung –«, er zögerte. »Niemand sagt Ihnen das so ungern wie ich; aber die Tatsache ist, daß wir Sie nicht zur Emigration zulassen können.«
    »Nicht zulassen?« wiederholte ich. Seine Worte schienen mir in den Ohren zu dröhnen. Das Zimmer schwankte, und ich hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu versinken; es war, als stürzte ich in einen großen finsteren Raum. Und die ganze Zeit über wußte ich, daß ich neben seinem Tisch saß. Ich klammerte mich daran, um mein Gleichgewicht wieder herzustellen. Ich hatte dabei das Gefühl, als entfernte sich alles weit weg von mir, nur ich blieb allein zurück – all die jungen Leute, mit denen ich die Schule besucht und die Prüfungen gemacht hatte. Aber ich hatte doch bestanden. Meine Beglaubigungen waren in Ordnung!
    »Hören Sie«, sagte ich. Die Worte wollten mir nur schwer über die Lippen. »Ich bin qualifiziert.«
    »Es tut mir leid«, sagte er. Und er sah wirklich so aus, als täte es ihm leid – so leid, daß ihm fast die Tränen in die Augen traten. »Aber das sind sie nicht, Herr Heimelmann. Sie sind völlig unbrauchbar, und Ihre Freunde von der Stiftung wußten das. Das ist nicht das erstemal, daß sie versucht haben, jemand hinter unserem Rücken durchzuschmuggeln, Sie spielen mit der Tatsache, daß durch die modernen Lehrmethoden jeder etwas erlernen kann.«
    Schweigend starrte ich ihn an. Ich versuchte, etwas zu sagen, aber meine Kehle war wie zugeschnürt, und die Worte schienen steckenzubleiben.
    »Herr Heimelmann –«, sagte er. »Jack – ich will versuchen, es Ihnen zu erklären, obgleich das nicht meine Sache ist und ich auch nicht so recht weiß, wie. Sehen Sie mal, Jack, in vieler Hinsicht sind Sie viel besser dran als Ihre Vorfahren. Körperlich sind Sie in ausgezeichneter Verfassung. Sie sind größer und kräftiger. Sie reagieren schneller und können sich besser auf etwas einstellen. Ihr seelisches Gleichgewicht ist viel stabiler, so stabil, daß Sie höchstwahrscheinlich gar nicht geisteskrank werden können, ja, daß Sie noch nicht einmal eine ernsthafte Psychose entwickeln können, aber ...«
    Ich spürte eine Art Blutgeschmack in meinem Mund, wenn auch keinen Schmerz. Um mich herum schienen sich die Konturen zu verwischen; in meinem Kopf fühlte ich eine Art Zeitbombe, die immer lauter tickte. Seine Stimme war wie das Brüllen eines Hurrikans.
    »... IQ liegt bei zweiundneunzig, Jack. Sie verstehen – die Punktwertung für den Intelligenzgrad! Vor sehr langer Zeit einmal war das gar nicht so schlecht; aber in unserer ständig anwachsenden Gesellschaft –«, hilflos hob er die Hände.
    Der Hurrikan wurde stärker. Ich konnte kaum noch verstehen, auch das Zimmer schien sich irgendwie aufzulösen. Ich fühlte, wie die Zeitbombe in mir zitterte – sie war bereit zur Explosion.
    »Diese Burschen von der Foundation haben
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