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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
Autoren: V.A.
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sehr ich Sie beneide!«
    Ich lächelte ziemlich gezwungen; beim Frühstück bin ich nie sehr gesellig, und ich hatte es auch gelernt, mich vor schrulligen, langweiligen und enthusiastischen Leuten in acht zu nehmen, die mich als ihre legitimierte Beute zu betrachten schienen. Herr Perlman war jedoch keiner dieser Nervtöter – obgleich er sicher ein Enthusiast war, und ich glaube, man könnte ihn sogar als schrullig bezeichnen.
    Er sah wie jeder mittelmäßige, einigermaßen begüterte Geschäftsmann aus, und ich nahm an, daß er wie ich ein Gast des Hauses war. Die Tatsache, daß er meinen Vortrag besucht hatte, war nicht erstaunlich; er war der Öffentlichkeit zugänglich und durch Funk und Presse natürlich gut vorbereitet gewesen.
    »Seit meiner Jugend«, sagte mein uneingeladener Gesellschafter, »hat mich der Saturn fasziniert. Ich weiß genau wann und wie alles anfing. Ich muß so ungefähr Zehn gewesen sein, als ich zum erstenmal die wundervollen Gemälde von Chesley Bonestell sah, die den Planet so zeigen, wie er von seinen neun Monden aus aussehen muß. Ich nehme an, Sie kennen sie?«
    »Natürlich«, entgegnete ich, »obgleich sie schon ein halbes Jahrhundert alt sind, hat sie noch niemand übertroffen. Wir hatten ein paar von ihnen im ›Endeavour‹ – auf den Verhandlungstisch genagelt. Ich habe sie oft betrachtet und sie mit der Wirklichkeit verglichen.«
    »Dann wissen Sie auch, was ich gefühlt habe, damals im Jahre 1950. Stundenlang saß ich davor und versuchte die ungeheure Tatsache zu verdauen, daß dieses unbeschreibliche Gebilde mit den silbernen Ringen darum herum nicht nur die Träume irgendeines Malers waren, sondern etwas, das tatsächlich existierte – daß es eine Welt war, zehnmal so groß wie die Erde.
    Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, daß ich dieses Naturwunder einmal selbst sehen würde, ich hielt es für selbstverständlich, daß so etwas nur den Astronomen mit ihren gigantischen Teleskopen vorbehalten sein würde. Aber dann, als ich so um die Fünfzehn war, machte ich eine andere Entdeckung – so aufregend, daß ich sie fast nicht glauben wollte.«
    »Und was war das?« fragte ich. Inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, mein Frühstück mit ihm teilen zu müssen; der Mann schien ziemlich harmlos zu sein, und sein Enthusiasmus wirkte rührend.
    »Ich fand heraus, daß jeder Idiot ein hochwertiges astronomisches Teleskop zu Hause in seiner Küche bauen kann – für wenige Dollar, mit ein paar Wochen Arbeit. Es war eine großartige Offenbarung; wie Tausende anderer Kinder borgte ich mir in der Bücherei eine Ausgabe von Ingalls ›Teleskopbasteln für Amateure‹ aus und ging an die Arbeit. Sagen Sie, haben Sie jemals selbst ein Teleskop gebaut?«
    »Nein. Ich bin Ingenieur, kein Astronom. Ich wüßte nicht, wie ich es anstellen müßte.«
    »Das ist unglaublich einfach, wenn man die Vorschriften befolgt. Man fängt mit zwei Glasscheiben an, die ungefähr zweieinalb Zentimeter dick sind. Ich kriegte meine für fünfzig Cent von einem Schiffskrämer; es waren Gläser für Bullaugen, wertloses Altmaterial, weil sie an den Rändern angeschlagen waren. Dann zementiert man eine Scheibe auf eine flache, glatte Oberfläche – ich benutzte ein altes Faß, das auf einem Ende aufstand.
    Als nächstes mußte ich vier verschiedene Arten von Schmirgelpulver kaufen, angefangen von grobem, kernigem Zeug bis zu den feinsten Sorten, die es gibt. Man legt eine Prise des gröbsten Pulvers zwischen die beiden Scheiben und reibt die obere auf der unteren mit regelmäßigen Bewegungen hin und her. Dabei muß man langsam um das Ganze herumgehen.
    Verstehen Sie, was passiert? Die obere Scheibe wird durch die schleifende Bewegung des Schmirgelpulvers ausgehöhlt, und beim Herumdrehen bildet sich eine konkave Kugeloberfläche. Von Zeit zu Zeit muß man das Pulver wechseln, man muß nach und nach immer feineres auflegen und auch ein paar einfache optische Tests vornehmen, um festzustellen, ob die Kurve auch genau ist.
    Später muß man das Pulver durch Schminke ersetzen, bis man zum Schluß eine weiche polierte Oberfläche hat, von der man selbst kaum glauben kann, daß man sie selbst hergestellt hat. Dann bleibt nur noch eins zu tun, obgleich das ein bißchen heikel ist. Man muß den Spiegel versilbern und ihn zu einem guten Reflektor machen, das heißt, daß man aus der Drogerie ein paar Chemikalien holen und sich genau an das halten muß, was das Buch vorschreibt.
    Ich erinnere mich
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