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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition)
Autoren: Anna Katmore
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Hintern auf der Rückbank angewachsen war, und ich bewegte mich keinen Millimeter, sondern blickte ihm nur unschuldig in das aufgedunsene rote Gesicht. So wie es aussah, machte ihm die Hitze wohl noch mehr zu schaffen als mir.
    „Was ist los, Artful Dogge ? Du brauchst wohl eine Extraeinladung?“
    Artful Dogge ? Hatte Mr. Donut gerade versucht Dickens zu zitieren? Ich verdrehte die Augen, als ich zur Tür rüber rutschte und mit gefesselten Händen mühsam ins Freie kletterte. „Das Buch liest du wohl besser noch einmal, Schwachkopf“, murmelte ich dabei und stieß mir im selben Moment den Kopf heftig am Türrahmen. Der Schmerz schoss mir vom Scheitel bis in die Zähne und für einen kurzen Moment tanzten Sterne vor meinen Augen. „Verdammter Mist!“ Das kam nur von den blöden Handschellen.
    Riley grunzte vor Lachen. „Das geschieht dir ganz recht.“
    Herr, bitte lass ihn an seinem Gekicher ersticken , flehte ich mit einem hoffnungsvollen Blick nach oben. Doch da tat sich nichts. Überraschte mich nicht. Meine Gebete blieben erfahrungsgemäß unerhört. Mit gekreuzten Handgelenken im Rücken zog ich mir also die alten Jeans höher, die immer viel zu locker an meinen Hüften hingen, und folgte dem Langen hinüber zur Eingangstür, die er wie ein Gentleman für mich aufhielt. Wenn ich doch nur meine Hände aus den Handschellen winden könnte, dann würde ich dieser Flasche die Tür in sein dämliches Gesicht knallen.
    Riley betrat das Gebäude nach mir. Ich ging etwas schneller und hatte ihn bis zur Treppe abgehängt. „Macht euch keine Umstände, Jungs!“, rief ich über meine Schulter. „Ich finde den Weg auch allein.“ Ich joggte die niedrigen Steinstufen hinauf in den ersten Stock. Leider musste ich aber dann doch vor der Tür des Polizeireviers warten, bis mir einer der beiden öffnete. Als sie auch endlich oben ankamen, keuchte Riley wie eine alte Dampflock. „Tz, tz“, machte ich und schüttelte den Kopf.
    Der große Bulle ließ seine schwere Hand auf meine Schulter fallen. „Nur keine Eile, Mädchen. Du wirst deine Strafe schon noch früh genug bekommen.“
    Daraufhin zog ich meine Schulter weg und knurrte angewidert: „Ich hab Neuigkeiten für euch, Riley und Rileys Partner . Ich bin erst siebzehn, also noch minderjährig. Ihr könnt mir gar nichts tun. Besonders nicht wegen eines so bedeutungslosen Vorfalls wie … mir einen Sweater auszuleihen.“ Ich setzte noch ein lässiges Grinsen oben drauf, was leider gar nicht so leicht über meine Lippen kam, wo mir doch ständig Miss Mulligans Drohung im Ohr lag.
    „Ausleihen?“, prustete Riley, doch sein angepisster Gesichtsausdruck versicherte mir, dass ich Recht hatte. Ich drehte mich zur Tür und atmete erleichtert auf.
    Riley schloss die Tür auf und marschierte als Erster hinein. Ich holte tief Luft und folgte ihm dann in das Büro, das den gesamten ersten Stock belegte. Die Decke war hoch und gewölbt, und die Sonne, die durch die vielen schmalen Fenster schien, blendete mich für einen kurzen Moment. Der Gestank von Männerschweiß und Polizeihund kroch mir in die Nase.
    Eine Handvoll Cops saß in gemütlichen Bürosesseln, wo sie genüsslich ihren Kaffee schlürften und sich über die breiten Schreibtische hinweg miteinander unterhielten. Keiner beachtete mich, also machte ich einen weiten Bogen um den deutschen Schäferhund, der sich quer über den Gang ausgebreitet hatte, und stolzierte schnurstracks an Riley vorbei und weiter zu der Rezeption mit Schreibtisch dahinter am Ende des Raumes.
    Die Hüfte lässig an das Pult gelehnt, stützte ich mich so gut es ging auf einen Ellbogen und blickte runter zu dem schwarzhaarigen jungen Mann mit Dreitagebart, der gerade einen Stapel Formulare bearbeitete. Seine hellblauen Augen hoben sich nett von der dunklen Uniform ab.
    „Hey, Quinn. Was geht ab?“, fragte ich. „Entschuldige, ich würde dir ja gerne die Hand schütteln, aber im Moment bin ich leider etwas … wie soll ich sagen—?“ Ich drehte mich zur Seite und hob die Schultern, um meine Handschellen zu präsentieren. „Kurz angebunden.“
    Quinn fuhr sich mit den Händen über sein sonnengebräuntes Gesicht, was sein verzweifeltes Stöhnen erstickte. „Shit, Jona! Sag mir bitte, dass das Trick-Handschellen sind und du nur den verdammten Schlüssel verloren hast.“ Er schielte zwischen seinen Fingern hindurch zu mir rüber.
    Ich versuchte es mit einem entwaffnenden Lächeln. „Möchtest du noch mal raten?“
    Er nahm die Hände
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