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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition)
Autoren: Anna Katmore
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für sie aufzuheben. „Sind sie verletzt? Es war keine Absicht.“ Mit geducktem Kopf rückte ich ihre Brille zurecht. Dabei zitterten meine Hände und ich drängte bereits zur Flucht.
    „Geh weg von mir, du ekelhaftes Balg!“ Die alte Frau ließ ihre Krücke erneut fallen und schlug meine Hände zur Seite. „Hat denn heutzutage keine von euch Rotzgören mehr Augen im Kopf?“
    Das brachte mich in die Gänge. Ich ließ mich auf Hände und Knie fallen und gab mein Bestes, um den entgegenkommenden Menschenmassen auszuweichen. Ein schwerer Fuß trat mir auf die Finger. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht laut aufzuschreien. Vielleicht war auf allen vieren zu kriechen doch keine so gute Idee. Ich rappelte mich wieder auf die Beine.
    „Aus dem Weg!“ Dieselbe raue Stimme von vorhin teilte plötzlich die Menge vor mir wie das Rote Meer. Als Nächstes blickte mir ein sehr wütender Cop ins Gesicht. „Riley, ich hab sie!“
    Er sprang auf mich zu und griff nach meinem Arm. Ich wirbelte wild herum und wollte gerade losrennen, da knallte ich gegen die stählerne Brust seines Partners. Dieser war kleiner und stämmig, doch sein Griff an meinen Schultern war erbarmungslos.
    Eiskalte Panik überfiel mich. „Lass mich los!“ Ich trat ihm gegen das Schienbein.
    Der Mann sprang auf einem Bein und winselte wie ein geschlagener Hund. Ich wollte gerade wieder loslaufen, doch plötzlich kreisten uns die Leute ein, als würden wir hier eine verdammte Show für sie veranstalten. Nur dass ihre Blicke nicht erheitert, sondern verurteilend waren. Sie hatten mich umzingelt. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Es gab kein Entkommen.
    Oh Mann, ich steckte tief in der Patsche.
    Der größere der beiden Cops riss mir meinen zerlumpten Rucksack von den Schultern, bevor er mich zu Boden warf. Er drückte mir sein Knie ins Rückgrat.
    Fantastisch. Genau in der Position wollte ich jetzt sein. Ich hatte das Gefühl, er würde mir meine Schultern auskugeln, als er mir die Hände hinter den Rücken wand. Dann schloss sich das kalte Metall der Handschellen um meine Handgelenke.
    Oh bitte , nicht schon wieder!
    Aber hysterisch zu werden brachte mich jetzt auch nicht weiter. Ich erinnerte mich an Debbies Regel Nummer eins, wenn wir beim Stehlen erwischt wurden: Alles abstreiten!
    Ich schluckte meine Panik hinunter und fasste all meinen Mut zusammen. „Lasst mich gefälligst los!“ Der raue Beton der Straße scheuerte schmerzhaft gegen meine Wange. „Ich hab’ nichts getan!“
    Mein langes Haar verfing sich in den Fingern des Cops, der mich unsanft vom Boden hochzog. Ich stöhnte. Das würde böse für mich enden. Verdammt, ich brauchte einen Plan B. Und zwar schnell.
    „Natürlich hast du nichts getan.“ Der Officer namens Riley lachte harsch, während er in meinem Rucksack rumwühlte wie ein Maulwurf. „Lass mich raten, du bist Kleptomanin und hast ein medizinisches Gutachten für offiziell erlaubtes Stehlen in ganz London?“
    Wie bitte? Machte er sich gerade über mich lustig?
    Debbie hatte mir auch beigebracht, in Situationen wie diesen bloß keine Angst zu zeigen. Und sie war eine ausgezeichnete Lehrerin gewesen. Ich hob mein Kinn. Diese beiden Vollidioten würden mich nicht einschüchtern. „Nimm mir die Scheiß-Handschellen ab, und ich verschaffe dir ein verdammtes Gutachten für deine Eier, nachdem ich sie dir bis in den Magen gekickt hab’!“
    „Pass auf, was du sagst, Missy. Du bist nicht gerade in der richtigen Position, um einem Polizeibeamten zu drohen.“ Riley blickte mich scharf an. „Ist das dein Rucksack?“
    „Nö. Den hab ich noch nie gesehen.“
    „Ach, das ist ja spaßig. Denn hier ist ein Ausweis aus dem Westminster Waisenhaus und darauf klebt rein zufällig dein Foto.“ Er hielt mir den Ausweis vors Gesicht. Noch ein kleines Stückchen näher und er hätte mir die Plastikkarte direkt ins linke Nasenloch schieben können.
    Ich versuchte eine gleichgültige Miene zu machen und zuckte mit einer Schulter. „Na und? Ich habe letzte Woche meine Geldbörse verloren. Sieht so aus, als hätte sie jemand gefunden.“
    „Ja, natürlich“, meinte der Officer mit übertriebener Glaubwürdigkeit und rollenden Augen. „Und diese Person hat dir dann den Rucksack aufgedrängt, oder wie? Ach ja, und die Frau von dem Stand da hinten hat dir dann auch wohl den“ —er zog den lila Sweater aus dem Rucksack und hielt ihn mir unter die Nase— „in die Tasche gesteckt, als du ganz unschuldig an ihrem Stand vorbeigeschlendert
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