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Märchenprinz Sucht Aschenputtel

Märchenprinz Sucht Aschenputtel

Titel: Märchenprinz Sucht Aschenputtel
Autoren: VICTORIA PADE
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verwaschenen, viel zu großen Sweatshirt und schwarzer Schlafanzughose mit aufgedruckten Comicfiguren gemacht hatte. Hätte sie sich wenigstens die Wimpern getuscht und ihr schulterlanges dunkelbraunes Haar nicht zu einem achtlosen Pferdeschwanz gebunden!
    Dass sie aussah, als käme sie gerade aus dem Bett, machte die Situation auch nicht besser. Als sie merkte, dass ihr der weite Ausschnitt des Sweatshirts über die Schulter gerutscht war, zupfte sie ihn so unauffällig wie möglich wieder zurecht.
    Tate McCord sah es trotzdem, weil er ausgerechnet in diesem Moment aufblickte. Überrascht stellte Tanya fest, dass seine Augen viel blauer waren, als sie sie in Erinnerung hatte.
    Leider wirkte er noch immer ärgerlich.
    „Ich frage noch mal: Was machst du hier um diese Zeit, und was fällt dir ein, in Papieren herumzuschnüffeln, die dich nichts angehen?“
    Er warf die losen Blätter zurück in die Mappe.
    „Ich weiß, dass das nicht gut aussieht“, murmelte sie zerknirscht.
    Ganz im Gegensatz zu ihm. Er sah sogar noch besser aus als früher. Groß und schlank war er schon immer gewesen, doch jetzt wirkten seine Schultern breiter und sein Körper muskulöser. Seine Gesichtszüge waren klarer, mit einem kantigen Kinn und hohen Wangenknochen. Die Lippen hatte er im Moment streng zusammengepresst, was zusammen mit seiner schmalen Nase und dem durchdringenden Blick etwas Furcht einflößend wirkte. Trotzdem bemerkte sie, wie gut es ihm stand, dass er das dunkelblonde Haar jetzt länger trug als früher.
    Aber er wartete auf ihre Antwort.
    „Meine Mutter hat heute bei der Arbeit ihre Strickjacke hier liegen lassen“, erklärte sie und deutete auf das Kleidungsstück, das über der Stuhllehne hinter ihr hing. „Sie friert leicht, wenn sie morgens durch den Park zum Haus hinübergeht, und da wollte ich sie ihr heute noch holen.“
    Das war nicht gelogen, klang allerdings angesichts der Tatsachen sehr fadenscheinig.
    „Da du gerade schon mal hier warst, hast du dir gedacht, du schaust dich mal um. Und zwar nach Dingen, die dich absolut nichts angehen. Dann hast du dich hinter dem Pult versteckt, damit Blake und ich nicht merken, dass du uns belauschst? Oder willst du mir erzählen, du hättest nichts gehört?“
    Sein Tonfall war schneidend und ironisch. Dass er mit allen Anschuldigungen recht hatte, machte die Sache nicht besser.
    Vielleicht war Angriff hier die beste Verteidigung …
    „Ich habe jedenfalls genug gehört. An den ganzen Gerüchten, dass es mit McCord Jewelers bergab geht, ist ja offenbar etwas dran. Und anscheinend stimmt es sogar, dass ihr den Santa-Magdalena-Diamanten sucht.“
    „Also hast du eine ganze Menge gehört.“
    „Ich gebe zu, dass ich neugierig geworden bin, als ich zufällig die Mappe sah“, fuhr sie fort. „Sie lag nämlich schon offen da …“
    Jetzt fing Tanya an, Märchen zu erzählen. Erstens hatte sie die Mappe selbst aufgeschlagen, und zweitens hatte sie sich nur deshalb auf die Suche nach der Strickjacke ihrer Mutter gemacht, weil sie hoffte, in der Bibliothek auf interessante Informationen zu stoßen. Schließlich hielten die McCords hier manchmal geschäftliche Besprechungen ab.
    „Aber wo ich das nun alles weiß, kann ich es ja vielleicht für eine spannende Reportage nutzen“, schloss sie.
    „Ist das der Dank dafür, dass ich deiner Mutter den Gefallen getan habe und deinen Lebenslauf an meinen Freund beim Regionalfernsehen geschickt habe?“
    „Ich wusste nicht, wer mir das Bewerbungsgespräch vermittelt hatte, aber trotzdem nochmals vielen Dank dafür.“
    „Oh, keine Ursache, gern geschehen“, erwiderte er bissig.
    „Aber die Sache ist die …“, fuhr sie ungerührt fort, „… als Neuling fängt man bei so einem Sender ganz unten an. Soll heißen, bei den langweiligen Sachen, zu denen die anderen Reporter keine Lust haben.“
    „Ah, ich hätte also dafür sorgen sollen, dass du gleich eine Führungsposition bekommst?“
    „Darum geht es doch gar nicht. Was ich sagen will, ist, dass … na ja, die McCords und die Foleys, ihre ewige Fehde – und jetzt noch die Sache mit dem Diamanten, der vielleicht auf Foley-Land versteckt ist … Das sind für einen Regionalsender wie meinen alles Top-News, und wenn ich darüber etwas bringen kann, ist das für mich eine echte Karrierechance.“
    Ganz zu schweigen von den anderen Gerüchten, die sich die Hausangestellten erzählten, und die bisher der Öffentlichkeit noch nicht bekannt waren. Zum Beispiel, dass Tates
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