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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Leckereien.

     
    Es war gerade in der schönsten Jahreszeit, als Prinzessinn Hulda in diese reizende Gegend kam. Sie ward keinen Palast gewahr; aber lange Reihen von Orangebäumen, Jasmin und Rosenhecken bildeten eine Menge Säle und Zimmer, in welchen die prachtvollsten Ruhebetten, Tische, Stühle und andere Geräthschaften standen.

     
    Als Prinzessinn Hulda dies Alles bewundert hatte, sagte der Widder zu ihr: »Dieser Ort gewährt Dir, holde Prinzessinn, alle Sicherheit vor den Verfolgungen Deines Vaters; hier wird Dich niemand aufsuchen und finden; verlaß daher diese Gegend nicht; mit Vergnügen biete ich sie Dir zum Aufenthalt an, und Alles, was Du wünschest, soll Dir gewährt seyn.«

     
    Die Prinzessinn entschloß sich, aus Furcht vor ihrem Vater, zu bleiben, worüber der Widder eine große Freude hatte, und ihr versprach, ihr das Leben so angenehm als möglich zu machen. Er erzählte ihr darauf, daß er ein königlicher Prinz sey, den aber eine böse Fee schon von seiner Kindheit an verfolgt, und ihn, als er sich einst auf der Jagd in diese Gegend verirrt, in einen Widder auf mehrere Jahre verwandelt habe.

     
    Hulda hörte dies mit Verwunderung an, und empfand Mitleiden mit dem unglücklichen Prinzen. Sie faßte Zutrauen zu ihm, und gewöhnte sich immer mehr an seinen Umgang. Hätte sie nur zuweilen ihren Vater und ihre lieben Geschwister sehen können, dann würde sie ganz zufrieden gewesen seyn.

     
    Nun begab es sich eines Tages, daß die Boten, welche der königliche Widder von Zeit zu Zeit auszusenden pflegte, um Neuigkeiten zu erfahren, die Nachricht mitbrachten, daß die älteste Schwester der Prinzessinn Hulda im Begriff wäre, sich zu verheirathen, und daß man die größten Anstalten zu ihrer Hochzeit mache.

     
    Bei dieser Nachricht wurde die Prinzessinn sehr niedergeschlagen und traurig, weil ihr das Vergnügen versagt war, ihre Schwester, die sie so sehr liebte, an jenem festlichen Tage sehen zu können.

     
    Kaum aber hatte der Widder ihren Kummer bemerkt, und erfahren, warum sie so betrübt sey, als er sie recht freundlich anredete, und also sprach: »Noch nie habe ich Dir einen Wunsch versagt, und Alles gern gethan, was Dir Vergnügen machen kann. Ist es also Dein Wunsch, auf der Hochzeit Deiner Schwester zu seyn, so reise dahin, wenn Du willst, nur versprich mir, daß Du auch wieder zu mir kommen willst, denn sonst würde ich vor allzu großer Sehnsucht sterben.«

     
    Hulda war über dies Anerbieten gerührt, und versprach, daß sie gewiß wiederkommen wolle. Darauf gab ihr der Widder eine prächtige Kutsche, mit schönen Pferden und vielen Bedienten, und so gelangte sie bald in den Palast ihres Vaters, wo man eben mit der Feier der Hochzeit beschäftigt war.

     
    Als sie in den Saal trat, wo die Hochzeitgäste versammelt waren, richteten Alle ihre Augen auf sie: denn sie war sehr schön, und ihre Kleider glänzten von Gold und Silber und den köstlichsten Diamanten. Ganz besonders betrachtete sie der König, und sie befürchtete schon, von ihm erkannt zu werden; aber er war von ihrem Tode so fest überzeugt, daß es ihm gar nicht einfiel, daß seine Tochter Hulda es seyn könnte.

     
    Um sich indessen nicht allzu lange aufzuhalten, und dann vielleicht doch wohl erkannt zu werden, eilte sie bei Zeiten unbemerkt hinweg, und ließ ein Kästchen von Korallen und Smaragden zurück, auf welchem mit Diamanten geschrieben stand: »Schmuck für die Braut.« Man öffnete es sogleich, und fand es mit allen nur möglichen Kostbarkeiten angefüllt. Nun war man noch neugieriger geworden, zu wissen, wer die Fremde gewesen seyn möchte, und der König befahl, wenn sie wieder käme, alle Thüren zu verschließen, und sie da zu behalten.

     
    So kurz auch Hulda's Abwesenheit gedauert hatte, so kam sie doch dem Widder und seiner zärtlichen Ungeduld sehr lange vor. Er erwartete sie schon am Ufer einer Quelle im Dickicht des Waldes, und kaum erblickte er sie, als er ihr mit sichtbarer Freude entgegen lief, und ihr seine Unruhe und Ungeduld erzählte. Sie war ebenfalls sehr freundlich gegen ihn, und dankte ihm für das Vergnügen, welches sie durch seine Güte genossen habe.

     
    Einige Zeit darauf verheirathete der König seine zweite Tochter. Schwester Hulda erfuhr es, und bat den Widder um die Erlaubniß, auch diesem Feste beiwohnen zu dürfen. Diese Bitte machte ihn sehr niedergeschlagen, doch war er zu gefällig gegen die Prinzessinn, als daß er sie ihr hätte versagen sollen. Nur machte er
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