Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
Vom Netzwerk:
Freudenfeste und Lustbarkeiten angestellt.

     
    Als die Festlichkeiten zu Ende waren, sagte Rosimond, der immer für den wirklichen Prinzen gehalten wurde, zu seinem Bruder Bramint, den er mit an den Hof genommen hatte: »Bramint, du weißt, daß ich dich aus deinem Dorfe hieher gebracht habe, um dein Glück zu machen; aber ich weiß, daß du ein böser Lügner bist, und daß du durch deine Betrügereien deinen Bruder Rosimond unglücklich gemacht hast. Dein Bruder ist jetzt hier versteckt; du sollst mit ihm reden, und er soll dir deine Betrügerei vorhalten.«

     
    Bramint warf sich ihm zitternd zu Füßen, und gestand sein Vergehen. »Gut,« sagte Prinz Rosimond, »du sollst mit deinem Bruder sprechen, und ihn um Vergebung bitten. Er wird sehr großmüthig seyn, wenn er dir verzeiht, denn du verdienst es nicht. Er ist in meinem Kabinett, wo ich ihn dir gleich zeigen will; ich selbst aber werde in ein Nebenzimmer gehen, damit du ganz ungestört mit ihm reden kannst.«

     
    Bei diesen Worten ging Rosimond fort, steckte seinen Ring schnell auf den Goldfinger, und begab sich darauf, in seiner natürlichen Gestalt, durch eine andere Thür in das Kabinett. Als ihn Bramint hier erblickte, schämte er sich so sehr, daß er ihm nicht in die Augen zu sehen wagte; er bat ihn um Vergebung alles Unrechts, was er an ihm begangen habe, und versprach, seine Fehler wieder gut zu machen. Rosimond umarmte ihn mit Thränen, verzieh ihm, und sagte: »Ich bin der größte Liebling des Prinzen, und es kommt blos auf mich an, dich auf Lebenslang in ein Gefängniß werfen, oder gar hinrichten zu lassen; aber ich will nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern gegen dich so gut seyn, als du boshaft gegen mich gewesen bist.« Bramint war ganz verwirrt und beschämt durch die Großmuth seines Bruders, und wagte es nicht, ihn seinen Bruder zu nennen.

     
    Hierauf besuchte Rosimond seine Mutter, die schon lange sehnlichst gewünscht hatte, ihren geliebten Sohn einmal wieder zu sehen. Sie empfing ihn mit herzinniger Freude, und Rosimond erzählte ihr alles, was zwischen ihm und seinem Bruder am Hofe vorgegangen war, worüber sie sich nicht wenig verwunderte. Einen ganzen Tag blieb er bei ihr, und gab ihr, als er wieder abreiste, so viel Geld, als sie nöthig hatte: denn der König schenkte ihm oft große Summen, womit er viel Gutes that.

     
    Nun begab es sich, daß der König sich zu einem Kriege gegen einen andern benachbarten König, welcher ungerecht und treulos war, rüsten mußte. Rosimond eilte sogleich an den Hof des feindlichen Königs, machte sich durch seinen Ring unsichtbar, und erfuhr nun alle Geheimnisse der Feinde. Dadurch wurde es ihm leicht, alle ihre Anschläge zu vereiteln, und den Krieg zu seinem Vortheil zu führen. Er selbst stellte sich an die Spitze der Armee, und kommandirte sie so geschickt, daß er den Feind in einem Haupttreffen völlig vernichtete, und bald darauf einen ehrenvollen Frieden schloß.

     
    Diese rühmliche That machte den König überaus glücklich, und er beschloß, Rosimond, den er noch immer für seinen rechten Sohn hielt, mit einer Prinzessinn zu verheirathen, welche die Erbinn eines benachbarten Königreichs war, und an Schönheit und Liebenswürdigkeit ihres Gleichen nicht hatte.

     
    Rosimond war in Verlegenheit, was er hierbei thun sollte, denn er wollte nicht unrecht handeln. Zu seinem Glücke aber erschien ihm die Fee, als er eben auf der Jagd war, in dem Walde, wo er sie das erste Mal gesehen hatte. Er erzählte ihr sogleich das Vorhaben des Königs, und bat sich ihren Rath aus. »Hüte dich, Rosimond,« sagte sie, »dich mit einer Prinzessinn zu vermählen, als ob du der wahre Prinz wärest. Man muß keinen Menschen betrügen, und es ist billig, daß der Prinz, für welchen man dich hält, wiederkomme, und seinem Vater in der Regierung folge. Geh' also, und hol' ihn zurück; die Winde, die ich abschicken werde, sollen dein Schiff nach der Insel führen, wo er sich aufhält. Eile, deinem Herrn diesen Dienst zu thun, und vergiß nicht, als ein ehrlicher Mann, in deinen natürlichen Stand wieder zurückzukehren.«

     
    Rosimond befolgte gern einen so weisen Rath. Er bat sich von dem Könige die Erlaubniß aus, eine Reise, zur Vermehrung seiner Kenntnisse, machen zu dürfen, und begab sich dann zu Schiffe. Die Winde führten ihn bald nach der Insel, wo der wahre Sohn des Königs sich aufhielt, und das Vieh hüten mußte. Rosimond machte sich unsichtbar, und nahm ihn aus der Weide von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher