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Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Titel: Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Autoren: Andrea Koßmann
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aufklebte, klebte sie sich selbst direkt in mein Leben. Wir verstanden uns auf Anhieb und passten zusammen wie Pat und Patachon, Bonnie und Clyde, A-Hörnchen und B-Hörnchen, Dick und Doof … obwohl, die Letztgenannten sind nun wirklich kein charmanter Vergleich für uns.
    Pia und ich sind beste Freundinnen, aber das bedeutet nicht, dass wir immer einer Meinung sind. Wir streiten uns sogar manchmal, auch wenn wir nie lange aufeinander böse sein können. Als wir uns kennenlernten, war es so, als würde man sich zum ersten Mal im Leben zunächst ein Stück Vollmilchschokolade in den Mund stecken und dann auf die glorreiche Idee kommen, gleich zwei Paprikachips nachzuschieben. Und auf einmal merkt man, dass genau das eine wunderbare Verbindung ergibt, die man nicht mehr missen möchte. Ja, genau so muss es sein. Ich bin übrigens die Schokolade, und Pia ist der Paprikachip.
    Klopf, klopf – klopf, klopf – klopf, klopf, kloooopf.
    Das ist sie! Pia klopft immer die Melodie von Knockin’ on Heaven’s Door an meine Tür, damit ich direkt weiß, wer da zu mir will. Denn ansonsten könnte auch Frau Mattheuser vor mir stehen, meine alte, neugierige Nachbarin, die es doch tatsächlich mal gebracht hat, hier mitten in der Nacht wie verrückt zu klopfen. Als ich aufmachte, wollte sie wissen: »Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Ich habe ein so fürchterliches Stöhnen aus Ihrer Wohnung gehört und dachte, ich schau mal lieber nach! Da ist doch vorhin ein Mann in Ihre Wohnung gegangen. Wollte er Sie umbringen?«
    Nun, natürlich hatte ich zuvor nicht gestöhnt, weil mir irgendwas weh tat oder mir jemand ein Messer an den Hals hielt. Ich hatte lediglich Besuch von Sascha. Und hey, welchen Grund sollte es da schon geben, wenn man stöhnt?
    »Bei mir ist alles in bester Ordnung«, versuchte ich, sie abzuwimmeln.
    »Sind Sie sicher, Kind? Soll ich nicht lieber mit reinkommen?«
    Wollte Frau Mattheuser (geschätzte hundertfünfundsiebzig Jahre alt) sich vielleicht auf die Couch setzen und uns zuschauen? Ich glaube, manchmal unterschätzt man alte Menschen, weil man meint, sie hätten doch sowieso keinen Sex mehr. Aber wer weiß … vielleicht ist Frau Mattheuser trotz der akkuraten Blüschen und grauen Röcke ein ganz scharfes Luder, arbeitet tagsüber nebenbei in einer Telefonsexagentur, schmeißt sich abends als Domina in Lack und Leder und tut immer nur so gesittet …
    Lachend reiße ich die Tür auf.
    »Lass mich vorbei, mir fällt gleich alles runter«, stöhnt Pia hektisch und drängelt sich an mir vorbei ins Wohnzimmer. Sie ist voll bepackt mit diversen Flaschen, Dosen, Tuben und hat alles zwischen Arm, Schulter, Busen und Kinn geklemmt. Ich frage mich, wie sie es geschafft hat, dennoch zu klopfen.
    Übrigens spielt das Klopfen zwischen Pia und mir eine große Rolle. Nicht umsonst nennen wir uns manchmal scherzeshalber the crazy Knocking-Ladies .
    Pia wohnt seit zwei Jahren in der Wohnung genau über mir. Das hat nicht nur einen praktischen, sondern auch einen finanziellen Aspekt: Seitdem wir unter dem gleichen Dach wohnen, wundert sich die Telefongesellschaft sicher über unsere plötzlich so niedrigen Rechnungen.
    Während wir früher stundenlang, nächtelang, wochenlang am Stück miteinander telefonierten, so reicht es jetzt, dass Pia über mir einmal mit dem Fuß auf den Boden stampft, wenn sie mit mir reden möchte; wenn ich Pia dringend brauche, klopfe ich mit dem Stiel meines Wischmopps gegen die Decke.
    Dann gehe ich entweder zu ihr rauf, oder aber sie kommt zu mir runter; nicht selten treffen wir uns im Treppenhaus und beschließen dann spontan, in welche Wohnung wir zum Quatschen gehen. Am Anfang haben wir ein paar Mal den Fehler gemacht, direkt vor Ort und Stelle loszureden – aber auf wundersame Weise tauchte dann immer Frau Mattheuser auf, und die gehen unsere Geschichten nun wirklich nichts an.
    Das Klopfen ist aber auch eine Möglichkeit, ein wenig aufeinander aufzupassen. Wenn ich Männerbesuch habe, so gebe ich zwischendurch immer mal zwei kurze Wischmopp-Klopfer ab, um zu vermelden, dass alles okay ist. Während wir früher mit unseren Erfahrungsberichten bis zum nächsten Tag warten mussten, so können wir uns jetzt auch mitten in der Nacht schon drüber »unterhalten«, wie der Kerl im Bett ist.
    Einmal kurz klopfen bedeutet, dass wir reden müssen. Zweimal kurz heißt, es ist alles in Ordnung. Bei dreimal klopfen lassen wir den anderen wissen, dass er so lala war und wohl nicht noch ein zweites
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