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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman
Autoren: Natascha Sagorski
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es hier ganz offensichtlich keine freundlichen Kaninchen und Grinsekatzen, sondern nur Designerklone und Mascara-Männer gibt.
    »Die vierte Tür links ist die Toilette, da kannst du dich umziehen. Ich warte oben auf dich! Hier sind übrigens die Studios, da findet dich keine von den Hyänen!«, flötet Manuel mir zwinkernd zu, schwingt sich davon und überlässt mich meinem Schicksal.
    Leicht irritiert von der stechend grünen Wandfarbe, die beim Betrachten unangenehm in den Augen brennt, mache ich mich seufzend auf die Suche nach der Damentoilette.
    Als ich sie gefunden habe, schaue ich mich erst einmal in meiner improvisierten Umkleide um. Besonders designermäßig sieht es hier im Gegensatz zur Redaktion zwar nicht aus, aber immerhin gibt es Bidets (die mich sofort an den letzten Marokko-Urlaub mit Marcel erinnern. Schluck). »Reiß dich zusammen, Anna, du brauchst wirklich dringend etwas mehr Contenance!«, murmele ich mir selbst zu und merke erst, wie sehr ich besagte Contenance tatsächlich brauche, als ich das verstaubte Plastikpaket öffne. Darin kommt nämlich ein ätzendes weißes T-Shirt zum Vorschein, mit der originellen Aufschrift in fetten Lettern: »Wenn sie umschalten, schalten wir sie aus! FY 0: Die neue FBI -Serie auf KNL ! Ab Mai 2001.«
    Nein!!!!, schreit alles in mir. Ich will mich nicht noch weiter demütigen! Manuel, dieser homosexuelle Möchtegernjournalist hat mich reingelegt! Wahrscheinlich sitzt er jetzt oben in der Redaktion, umgeben von den Designertröten, und lacht sich in seine manikürten Pranken. »Ich will zu Leonie!«, schießt es mir durch den Kopf, doch da ich meine Handtasche inklusive des (sowieso leeren) Handys in der Redaktion gelassen und obendrein keinen blassen Schimmer habe, wo genau sich Schnitt vier und somit Leonie befinden könnten, bin ich wohl oder übel auf mich allein gestellt.
    Während ich schicksalsergeben das T-Shirt auspacke und feststelle, dass es zusätzlich zu seiner natürlichen Hässlichkeit auch noch fünf Nummern zu groß ist und auf dem Rücken ein riesiges Einschussloch prangt, frage ich mich unwillkürlich, ob dieses sackartige Ding wirklich eine bessere Bekleidung ist als ein Burberry-Trenchcoat mit einem bisschen Erbrochenem darauf. Sicher bin ich mir da nicht.
    Und an diese komische Polizeiserie kann ich mich nicht mal mehr erinnern. Was allerdings kein Wunder ist, wenn alle Werbemaßnahmen dafür so armselig waren wie dieses Shirt. Wahrscheinlich war die Serie ein Riesenflop. So wie dieser blöde Job. Leider habe ich im Moment jedoch keine Alternative, wie mir einfällt. Was soll’s, schlimmer kann’s nicht kommen!, lüge ich mich selbst an, schlüpfe vorsichtig aus meinem Trenchcoat und werfe ihn ins Waschbecken. Ebenso verfahre ich mit meiner leicht feuchten Bluse und betrachte mich danach im Spiegel. Doch von unten steigt mir immer noch ein leichtes Müffeln in die Nase. Den sauren Geruch, den mein teurer BH von Victoria’s Secret verströmt, kann nicht mal ich (und das nach zwei Stunden ununterbrochener Dauergeruchsbedampfung) ignorieren. Seufzend ziehe ich auch ihn aus und werfe ihn zu den anderen Couture-Opfern ins Waschbecken. Ich bin stinksauer auf Manuel, aber auch auf die Frau aus dem Zug, auf Marcel sowieso und mittlerweile auch auf mich selbst.
    Wieso muss ich mich ständig in solch einen Schlamassel bringen?, frage ich mich und will nach dem T-Shirt auf der Waschbeckenablage greifen, fasse aber ins Leere. Sogar dieses bescheuerte T-Shirt macht sich vor mir aus dem Staub! Wütend trete ich so fest gegen die gekachelte Wand, dass ein stechender Schmerz meinen Fuß durchzuckt. Das ist doch alles ein elendiger, doofer Mist! Ich knirsche vor Wut mit den Zähnen und beginne entnervt, den Boden nach dem Shirt abzusuchen – das hässliche Ding muss irgendwie runtergefallen sein! Aber auch unter dem Waschbecken ist von der Geschmacksverirrung in XXL nichts zu sehen. Ich spähe in jeden Winkel – ohne Erfolg. Schäumend vor Wut richte ich mich auf, und fast trifft mich der Schlag. Voller Panik reiße ich die Augen und den Mund auf und schreie um mein Leben!
    » WAHHHH !!! WAHHHH !!!! WAHHHH !!!!!! WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHH !!!!!!! WAHHHHHHHHHHHWAHHHHHHHHHWAHHHHHHHHH !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!«
    Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein Mann vor mir! Er ist nicht minder verblüfft, mich zu sehen, und so schockiert von meiner kreischenden Verbalattacke, dass er kurzerhand in mein Schreien einfällt. So stehen wir uns erst einmal
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