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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman
Autoren: Natascha Sagorski
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was dir je passiert ist! Jetzt ist Showtime, Baby!«
    Oh Gott, ich habe Leonie noch nie in ihrem Berufsumfeld erlebt, aber bevor mir das Showtime-Versprechen Angst einjagen kann, jage ich auch schon meiner Freundin hinterher, die mit wehender Tunika auf einen riesigen Fahrstuhl zuschwebt und sich strahlend nach mir umdreht.
    »Das wird so-o su-per, Sü-ße!«, trällert sie freudig und unterstreicht jede Silbe, indem sie im Takt den Aufzugknopf drückt. Irgendwie wirkt sie seltsam nervös und überdreht.
    Ich will sie gerade fragen, was mit ihr los ist, da ist auch schon der Aufzug da, die Türen gleiten lautlos auf, und mich nehmen vier perfekt geschminkte Augenpaare ins Visier.
    »Hallo, Mädels«, quietscht Leonie fröhlich und scheucht die vier ein Stück nach hinten, damit wir auch Platz in der Kabine haben. »Das ist Anna, eure neue Kollegin«, stellt meine Freundin mich vor.
    Sofort bricht unter den vier Make-up-Püppchen das große Getuschel aus, und ich verstehe Wortfetzen wie »Ihre beste Freundin« und »Wegen der haben sie Lea gefeuert«. Leonie bekommt jedoch nichts davon mit oder tut zumindest so und strahlt einfach weiter vor sich hin. Ich murmele ein leises »Hallo« und versuche den Fleck auf meiner Brust so gut es geht mit der Hand zu verbergen. Noch bevor wir in der Redaktion angekommen sind, bemerke ich das synchrone Naserümpfen der Bobby-Brown-Fraktion und sehe, wie ein vierfaches höhnisches Grinsen sich auf meine Brust richtet.
    Mein Gott, das ist ja schlimmer als an der Jurafakultät, denke ich noch, da werde ich auch schon an Leonies Seite aus dem Aufzug in ein riesiges Großraumbüro ausgespuckt. Die vier Grazien drängeln sich sofort an mir vorbei und sausen – natürlich weiterhin laut tuschelnd – so schnell davon, als hätten sie gerade gehört, dass jemand auf der Damentoilette Marc-Jacobs-Taschen zum halben Preis verscherbelt.
    Gerade als ich denke, dass ich jetzt erst mal durchatmen kann, kommt eine aufgeregte Wasserstoffblondine mit Paillettenschal auf uns zugerannt. Sie bleibt keuchend vor Leonie stehen und japst verzweifelt: »Du musst sofort in Schnitt vier mitkommen, Annabell sitzt gerade an dem Halle-Berry-Interview, und auf den Bändern ist kein Tooon!« Bei dem Wort »Ton« wird ihre Stimme so schrill, dass ich Angst habe, gleich von den berstenden Glasscherben der bodenhohen Fenster erschlagen zu werden. Doch nichts dergleichen passiert, stattdessen spüre ich, wie meine beste Freundin sich neben mir versteift.
    »Oh Gott!«, kreischt sie. »Das ist der Aufmacher. Verena bringt mich um!!!« Ich verstehe erst mal nur Bahnhof. »Ich muss kurz weg, Anna!«, höre ich noch, dann schreit eine sich schnell entfernende Leonie-Stimme: »Manuel, komm bitte kurz rüber und kümmere dich um sie. Und gib ihr was zum Anziehen !«
    Als ich panisch aufblicke, sehe ich gerade noch einen türkisfarbenen Fetzen um die nächste Ecke verschwinden, die trippelnde Wasserstofffrau im Gefolge. Sehnsüchtig starre ich den beiden hinterher und fühle mich sofort ähnlich verlassen wie Bambi seinerzeit im dunklen Wald.
    »Du bist also Anna«, schallt es da auch schon von hinten.
    Als ich versuche, mich blitzschnell aufzurichten und umzudrehen, um die Quelle dieser Ansprache zu finden, stoße ich mit dem Kopf gegen die Nase eines ziemlich dürren Mittzwanzigers, der daraufhin laut fluchend einen Schritt zurückweicht und mich – wie sollte es anders sein? – erst mal eingehend und kritisch mustert. Gut, mit meinem immer noch feuchten, erbrochenen Kaffeefleck auf der Brust und dem immer noch schmerzverzerrten und mittlerweile wohl recht verschmierten Gesicht wirke ich vielleicht nicht gerade wie die geborene Lifestyle-Redakteurin. Aber ganz ehrlich, der Typ vor mir (anscheinend dieser Manuel) sieht mit seiner rot pochenden Nase und den weggeblinzelten Schmerzenstränen hinter den langen Wimpern (trägt der etwa Mascara?) auch nicht gerade aus wie die neue Muse von Karl Lagerfeld.
    »Nun ja«, räuspert sich Manuel und scheint meinen kleinen Nasenanschlag erst mal ignorieren zu wollen. »Anna also. Kennst du jemanden bei Prada, Anna?«, fragt er mit undurchsichtiger Miene.
    Ich schüttele verwundert den Kopf.
    »Gucci?«
    Ich schüttele erneut und beginne mich zu fragen, was er eigentlich von mir will.
    »Miu Miu?«
    »Nein«, antworte ich mittlerweile aufgrund seiner sich zunehmend verfinsternden Miene recht zerknirscht.
    »Tja, Schätzchen, dann wirst du es schwer haben. Lea, die Redakteurin, die
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