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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
Autoren: dtv
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explodierten. Ich hab einfach nur irres Glück gehabt. Als Fälscher beeinflusst du ja nicht den Markt, du bedienst ihn. Du setzt keine Trends, du musst sie vorausahnen, riechen, erspüren.«
    »Gibt es so was wie goldene Regeln des Fälschens?«
    »Nur für einen selbst, nicht für alle. Meine oberste Maxime: Vergeh dich nie an einem Klee. Erstens ist er ein armseliger Kritzler, zweitens hat dieser Pedant sein eigenes Werkverzeichnis angelegt und alles von der ersten Kinderzeichnung bis zu seinen letzten Blättern nummeriert und archiviert, da ist das Provenienzproblem unüberwindbar. Konzentrier dichauf marktgängige Chaoten wie Corot oder Giacometti, die irgendwann selbst nicht mehr wussten, wie viel und was sie geschaffen hatten. Befriedige deine Eitelkeit woanders. Der Fälscher lebt im Schattenreich. Fälsche nicht aus Rache und Hass auf den Kunstmarkt, der dir die kalte Schulter gezeigt hat, fälsche, um Geld zu verdienen, dann wirst du auch Geld verdienen. Und wenn möglich: Lass das Fälschen deine einzige kriminelle Leidenschaft sein. Und noch eins, vielleicht das Wichtigste.«
    »Daraus ist nie was geworden, oder?«
    Erschrocken stoppe ich die Wiedergabe. Plötzlich steht Véronique vor mir, wie aus dem Nichts, was nicht so schwer ist, weil mein Blick nach innen auf vergangene Zeiten gerichtet war.
    »Véronique! Woher wissen Sie …?«
    »Wenn Sie im
Grand Caffè
mit Stöpseln in den Ohren sitzen, hören Sie bestimmt sein Interview ab.«
    »Stimmt.«
    »Sie haben mich also wiedererkannt, Monsieur?«
    »Natürlich. Sie sehen aus wie immer.«
    »Ich weiß. Hässlichkeit altert nicht.«
    Jetzt mit einem halbherzigen Kompliment reinzugrätschen, würde nur Véroniques Zorn erregen. Außerdem hat sie recht.
    »Nein, es wurde leider nichts draus. Denen vom Film waren die Figuren zu alt und das Milieu zu uncool, denen vom Fernsehen fehlte es an sozialer Relevanz.«
    Sie legt mir eine geschlossene Plastikkassette von der Größe eines DIN-A4-Ordners auf den Tisch. »Vielleicht denken die vom Fernsehen anders, wenn sie das hier kennen.«
    »Was ist das? Wollen Sie sich nicht setzen, Véronique?« Véronique bleibt stehen und deutet mit ihrem überlangen Kinn auf den Platz. »Ich vertreibe mir die Zeit ein wenig, währendSie das Material studieren. Monsieur trug mir auf, dafür zu sorgen, dass es Ihnen zur Kenntnis kommt.«
    »Monsieur? Welcher denn? Antoine oder Antal oder Anselm?«
    »Lesen Sie.«
    Sie geht rüber auf den Platz, spricht mit den alten Männern unter den Platanen, packt die Boules aus ihrer Tasche, spielt mit den Alten Pétanque. Und blickt alle fünf Minuten neugierig zu mir herüber.
  6
    Allgemeine Wiener Versicherung Am Ring 109
    Wien
    24.9.1994
    DIENSTZEUGNIS
    Herr Anselm Polkert, geboren am 29.4.1941 war von Mai 1966 bis September 1994 in unserem Unternehmen beschäftigt. Zunächst als Bote in der Registratur eingestellt, entwickelte Herr Polkert großen Ehrgeiz, nahm nicht nur unsere vielfältigen Schulungs- und Weiterbildungsangebote wahr, sondern holte 1971 auch die Matura nach, was ihm zahlreiche Karrieremöglichkeiten in unserem Unternehmen eröffnete. Herr Polkert wandte sich dem komplizierten Feld der Kunstversicherung zu, verschaffte sich dort in kurzer Zeit umfassende Kenntnisse vor allem im Bereich des Schadenanfalls durch Fälschungen und Imitate. Seit 1981 bis zu seinem jetzigen Ausscheidenleitete er im Bereich des
risk-assessment
die Abteilung »Arts, Galleries, Exhibitions, Museums«. Dank seines zurückhaltenden Auftretens bei gleichzeitig hoher Fachkompetenz war er bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie bei unseren Kunden sehr beliebt und angesehen.
    Herr Anselm Polkert verlässt unser Unternehmen auf eigenen Wunsch, da er sich beruflich neu orientieren möchte. Wir bedauern seinen Weggang außerordentlich und wünschen ihm in seinem neuen Betätigungsfeld alles Gute und Gottes Segen.
    Prof. Dr. Franz Blechinger
Vorsitzender des Vorstandes
    Wie um diese Existenz mit möglichst glaubhaften Dokumenten zu untermauern, hatte Anselm dem Schreiben seine letzte Lohnsteuerkarte, den abgelaufenen Hausausweis der Allgemeinen Wiener sowie ein Päckchen alter Visitenkarten beigefügt. Schwindler wissen um die Brüchigkeit der Wahrheit und versuchen, wenn sie sie brauchen, sie mit allen Mitteln zu stützen.
    »Is was?« Klar, dass Véronique vor Neugierde fast platzt. Ich scheine die Körpersprache des Überraschten zu sprechen, dabei bin ich es gar nicht. Dass sich bei Anselm
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