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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
Autoren: dtv
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dem Heiratsschwindler Antoine tröstet, der sich mit Nachnamen Perrier nennt, damit die Damen auch noch beim Bubblewasserschlürfen an ihn denken.«
    »Leidenschaft war noch nie deine Leidenschaft.«
    »Nicht, wenn sie mit Zirkel und Lineal ausgemessen wird. Heiratsschwindler kalkulieren, wo andere exaltieren. Sie heucheln Gefühle und hecheln nach Geld …«
    »Rede nicht so poliert geschnauzt. Schau dir die beiden einfach mal an. Wir sind morgen Abend zum Essen bei ihnen eingeladen.«
    »Wo?«
    »Auf Cap Ferrat.«
    »Vermutlich in der atemberaubenden Villa des Verblichenen.«
    »Natürlich. Du kannst auch gerne in deinem Che-Guevara-T-Shirt kommen, das mit der Aufschrift ›Friede den Hütten, Krieg den Palästen‹.«
    Als ich die Villa
Le Minotaure
auf Cap Ferrat zum ersten Mal sah, kam sie mir eher mickrig vor. Erst später erschloss sich mir ihr wahrer Luxus: Man hatte in keiner Ecke, keinem Raum, keiner Etage der Villa den Eindruck, ihre Bewohner wollten sich durch sie erhöhen, keine Angebereien, keine Museenehrfurcht vor all den Schätzen, die da an den Wänden hingen (und von denen ich bis heute nicht sagen kann, ob sie Originale oder Fälschungen waren). Die Bilder wirkten wie Gebrauchsgegenstände, eher wie Kühlschrankmagneten als Kunstwerke. Das Mobiliar bestand aus ausgesuchten Einzelstücken verschiedener Stile und Epochen, die zum Teil sehrkühn, aber nie absichtslos zusammengestellt waren und so etwas wie die innenarchitektonische Illustration einer Biographie darstellten. Unmittelbar war die Handschrift einer sehr eigenwilligen Person zu erkennen: Saskia.
    Das Einzige, was ihr nicht stand, war Wut, weshalb sie mich bei unserem ersten Zusammentreffen vor einem Jahr im Casino nicht gleich in jenen Bann zog, dem ich jetzt sofort erlag. Saskia zu beschreiben, täte ihr unrecht. Manche erinnerte sie an Liz Taylor, andere an Simone Signoret, bevor sie der Alkohol zerfraß, wieder andere an Ingrid Bergman, was den Verdacht nahelegt, dass sie in Wahrheit eine Projektionsfläche war, auf die ihr jeweiliges Gegenüber seine eigenen Phantasien warf. Stellen Sie sich also die faszinierendste Frau vor, die Sie kennen, verdoppeln Sie die Faszination und Sie haben Saskia.
    Sie erinnerte sich natürlich noch an den Casino-Abend, aber leider nicht an mich, wie sie mit einem Lächeln und einem Blick zu Anselm gestand. Ich musste also für eine Schmeichelei ihm gegenüber herhalten. Ich hätte sie sehr wohl noch in Erinnerung, erklärte ich, aber eben völlig anders. Details des Abends zählten nicht, mischte sich Anselm ein.
    »Nein, Antal, wenn es um uns geht, zählt jedes Detail«, erwiderte Saskia.
    Antal? Ich blickte Florian fragend an. Der nickte mir kurz zu, um zu signalisieren, dass das Namensthema kein Thema sei. »Der Name Antal überrascht Sie?«, fragte mich Saskia. Verunsichert druckste ich herum. »Nun, er ist sehr selten, zumindest außerhalb Ungarns, klingt ein wenig nach k. u. k. Rittmeister und Arthur Schnitzler.«
    Da hörte ich es zum ersten Mal, dieses kurze, samtige Lachen, das einzig Saskia beherrschte. Ein Lachen, das imstande ist, das Feuer der Hölle zu ersticken, wie Florian später schwarmbilderte.
    »Rittmeister! Gefällt mir. Wenn Sie ihm damals im Casino begegnet sind, kennen Sie ihn vermutlich noch als Antoine den Heiratsschwindler, bekannt auch als der ligurische Lude …«
    »Wieso ligurisch?«, fragte Anselm.
    »Weil deine Schürfstellen von Viareggio über San Remo und Monte Carlo bis Cannes und Saint Tropez reichten, also entlang der ligurischen Küste.«
    »Der Fischer muss zum Fisch, nicht umgekehrt.«
    »Oder er ändert seinen Speiseplan. Apropos. Bitte.«
    Das alles hatte sich noch im Eingang der Villa abgespielt, nun bat Saskia uns ins Esszimmer. Anselm nahm ihren Arm. Die beiden gingen vor, und da Saskia ein hinten tief dekolletiertes Kleid trug, konnte ich sehen, wie ihr Rücken sich an Anselms Seite wohlig räkelte.
    Saskia stellte uns Véronique, ihre Haushälterin, vor, die nun das Essen auftrug. Sie grüßte stumm. Véronique dürfte im gleichen Alter wie Saskia gewesen sein, wirkte aber größer und hagerer und hatte eine auffallend verpustelte Gesichtshaut. Es schien mir im ersten Moment, als habe Saskia bewusst eine unansehnliche
femme de ménage
engagiert, um ihre eigene Attraktivität noch mehr zur Geltung zu bringen. Dazu passte der sehr vertraute Ton, in dem sie zu Véronique sprach. Da schwang die Huld der Beglückten mit. Das Essen war unausgefallen exzellent,
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