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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
Autoren: dtv
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dass er aus Wien und nicht aus Ungarn stammte, dass er bei einer Versicherung arbeitete, bevor er Saskia kennenlernte, dass er …«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Na von Saskia natürlich. Glauben Sie im Ernst – eh voilà,
carreau
!« Sie hatte meine Kugel mit ihrer weggekickt. »Saskia wusste das alles. Vor Saskia lösten sich Geheimnisse auf wie der Morgennebel in der Sommersonne.«
    »Hat sie ihm gesagt, was sie von ihm weiß?«
    »Wo denken Sie hin? Natürlich nicht! Ihre einzige Sorge war, dass er um keinen Preis ihre Wahrheit erfuhr.«
    »Saskias Wahrheit?«
    »Dass sie eine
plongeuse d’épave
war.«
    »Eine was?«
    »Ich glaube, ihr Deutschen sagt ›Wracktaucherin‹ dazu.«
    »Frauen, die sich auf möglichst alte und möglichst reiche Männer kaprizieren?«
    »Richtig. Deswegen fälschte auch Saskia ihr Vorleben. Jugoslawien, Schmuggel im Orient-Express, Kloster – alles Humbug, um die Beschützerherzen gutgläubiger alter Männer höherschlagen zu lassen.«
    »Und was ist Saskias Wahrheit?«
    »Saskia war eines von sechs Kindern eines jähzornigen Schreiners in Toulouse und hatte eine ganz normale, verprügelte Kindheit. Als Au-pair-Mädchen in London brannte sie mit dem Bassgitarristen einer obskuren Band – nicht die Sex Pistols! – durch und hing im Chelsea-Hotel in New York ab.Dort machte Warhol das Foto von ihr, was rasch die reichen Männer auf den Plan rief, und von da an schnappte sich Saskia die Professor Higginse dieser Welt.«
    »Die auch mal Lichte hießen.«
    »Richtig. Aber das ist eine andere Geschichte. Sie haben noch eine Kugel, Monsieur.«
    Wir spielen drei Aufnahmen, von denen Véronique zwei gewinnt, und reden dabei nicht weiter. Véronique blockiert aus irgendeinem Grunde, ich muss das bisher Gehörte und Gelesene erst verarbeiten. Und zu Ende lesen.
    Auch in Potemkinschen Dörfern läst sichs gut leben, glaube mir. Dieser Adorno soll doch mal gesagt haben, es gäbe kein wahres Leben im Falschen. Hätte er uns mal besuchen solen. Es gibt mehr Falsches im wahren Leben. Ich weis es, ich war bei einer Versicherung.
    Glück ist imer bedroht, weil es alles andere lächerlich macht. Leute mit bösen Absichten drängten sich auf, mir mitzuteilen, was für ein Vorleben Saskia wirklich hatte. Sie war eine plongeuse d’épave, na und? Ich nehme mal an, die Männer vor mir waren ebenfals glüklich mit ihr gewesen. Wraks lieben es, wenn sie weiblichen Besuch bekomen. Und nun wird Saskia da wo sie jetzt ist, männlichen Besuch bekomen. Ich tauche zur Wraktaucherin. Die Koordinaten dafür: 43 Grad, 40 Minuten, 51.8 Sekunden Nord und 7 Grad, 19 Minuten und 26,9 Sekunden Ost. Du solst der Bote sein.
    Dem Brief liegt eine Seekarte bei, in dem der angegebene Ort vermerkt ist. Er liegt in der Bucht von Villefranche. Dann ist da noch eine Erklärung zur Kremierung und Seebestattung und eine Zeichnung auf einer leicht zerfledderten Serviette. Sie zeigt die behaarten Beine Michelles, die uns damals immerbedient hatte, und zwar im schlanken, in die Länge gezogenen Stil Modiglianis. Die Signatur besteht aus drei As. Sollte Anselm vielleicht doch die ein oder andere Fälschung eigenhändig gefertigt haben?
  7
    Kurz vor sieben Uhr morgens hatte die kleine Barkasse mit Véronique, mir und der Urne den Hafen von Villefranche verlassen. Wir steuern nun auf die angegebenen Koordinaten zu, wo sich, wie mir der Bootsmann erklärte, unter Wasser eine tiefe Felsspalte auftut. Dort, so hatte mir Véronique erzählt, hatte ein gramgeschüttelter Anselm vor zwei Monaten die Asche von Saskia verstreut. Da sie, als sich ihr Ende abzeichnete, nicht wollte, dass »irgend so ein dummer Stein, auf den die Vögel kacken« Gedenkobjekt sein sollte, hatte Saskia auf Seebestattung bestanden, damit Anselm beim Anblick des Wassers immer an sie denken konnte. Anselm, so hatte Véronique berichtet, war zunächst dagegen gewesen, doch als Saskia anmerkte, er als »Antoine Perrier a. D.« müsse diesen Gedanken doch nachvollziehen können, auch wenn Meerwasser kein Mineralwasser sei, gab er lächelnd nach.
    Nun steht Véronique mir abgewandt an der Reling und starrt auf das mindestens 16-stöckige Kreuzfahrtschiff, das auf Reede vor Villefranche liegt und dem wir uns nähern. Mit der Frage »Was werden Sie jetzt machen?«, versuche ich eine Konversation mit ihr in Gang zu kriegen.
    »Sie meinen, ob ich mir eine andere Arbeitsstelle suche?«
    »Dürfte ja nicht zu schwer sein hier in der Gegend.«
    Ein wenig zu schnell, als dass
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