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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger
Autoren: Max Catto
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gehört; daß du bereit bist, es zu beweisen. Denn schließlich kann eine Frau es nicht für immer bewahren. Und du wußtest: Alles war umsonst gewesen, alles umsonst, die vielen Toten. (Den Priester nicht mitgerechnet, versteht sich. Der erwartete eine heiligere Art von Dankbarkeit. Hoffentlich bekam er sie.)
    Dann aber lachte sie und meinte: »Ich glaube, Männern gebührt ihr Lohn.« Und da geschah es.
    Zuerst hielt sie es für übersprudelnde Liebesglut. Das nämlich hatte sie sich vorgestellt, wie es sich alle Südamerikanerinnen vorstellen. Aber es ging eher brutal vor sich, du rissest ihr das Kleid herunter, wie Rinde vom Baum. Sie war ängstlich, es war doch das erste Mal, und es war gar nicht schön, der Schmerz und der Schock und die Schmach, der feste Griff, das drängende Knie und der Drude auf ihre Lungen, der ihr den Atem nahm. Und dann sah sie dein verzerrtes Gesicht und begann sich zu fürchten. Du aber holtest dir Leos und Miguels und Charleys Lohn.
     
    Der Mann, den sie Harry nannten, heftete die Augen auf die Stiefel des Obersten. Als er aufblickte, trafen ihre Augen einander. Beide sahen rasch weg. Der Oberst griff nach dem Protokoll, das der Schriftführer eben beendet hatte, und dachte: Wer wird das je glauben? Ich halte ein Hornissennest in der Hand. Der Minister wird alles tun, daß der Akt in seinem Büro begraben bleibt. Und der Vizepräsident der Zentralamerikanischen Erdöl AG kann ruhig schlafen. Doch die Sache mußte zu Ende gebracht werden.
    Daher fügte der Oberst dem Protokoll hinzu:
    »Man fand ihn in der Gosse hinter dem Hotel. Er lachte und weinte. Die Leute hielten ihn für betrunken. Eigentlich hätten sie die Polizei verständigen sollen. Aber die kommt immer mit Fragen, auf die man keine Antwort weiß. Sie brachten ihn also zum Arzt. Dem sah er flehend ins Gesicht, als wollte er um Gnade bitten, und sagte gequält: ›Ich habe sieben Menschen getötet.‹ Allein der Arzt wußte, daß in der letzten Zeit in Los Muzon niemand gestorben war – außer der Witwe Morales, und die hatte der Hitzschlag getroffen. Er gab ihm daher eine Spritze, die ihn in einen todähnlichen Schlaf versetzte. Dann rief er die Polizei.«
    Er unterzeichnete schwungvoll: Manuel Cardenas, Oberst. Und fügte das Datum hinzu.
     
    ENDE
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