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Maenner weinen nicht

Maenner weinen nicht

Titel: Maenner weinen nicht
Autoren: Constanz Loeffler
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gestellt werden? Dass nun auch noch ein ganzes Buch vor allem Männern psychisches Leid andichten will? Wo doch längst klar ist, dass die Depression eine klassische Frauenkrankheit ist!
    Sicher, Sie haben in den vergangenen Monaten viel lesen müssen über Burnout, Depression und unser ausgebranntes Volk; alle großen Magazine, Tageszeitungen, Talkshows und Nachrichtensendungen berichteten ausführlich darüber.
    Dennoch gibt es Neuigkeiten: Die Depression trifft Männer genauso wie Frauen. Doch sie haben einen entscheidenden Nachteil: Da es Männern aus unterschiedlichen Gründen oft schwerfällt, sich mit ihren emotionalen Problemen zu beschäftigen, trifft eine Depression sie meist völlig unvorbereitet – und dann umso häufiger ins Schwarze.
    Wie sich das anfühlt, welche typischen Beschwerden es bei Männern gibt und was Sie tun können, um eine Depression zu verhindern, haben wir recherchiert und aufgeschrieben. Für Männer, die ahnen, dass es sie vielleicht treffen könnte. Die bereits in einer depressiven Krise stecken oder die einen Rückfall befürchten. Und für alle anderen, die sich für das besondere Phänomen der Männerdepression interessieren.
    Unterstützt hat uns der Bayreuther Psychiater, Psychotherapeut und Depressionsforscher Prof. Manfred Wolfersdorf. Auch er stellte während seiner jahrzehntelangen Arbeit mit Patienten fest: Die Anzahl der leichten und mittelschweren Depressionen bei Männern nimmt zu.
    Kennengelernt haben wir ihn, als wir im Jahr 2008 das erste Mal zum Thema Männer und Depression für einen Artikel im »Focus« recherchierten – und feststellten, dass sich bis dato weder die Wissenschaft noch die Öffentlichkeit intensiv damit beschäftigt hatte.
    Dann nahm sich im November 2009 der Hannoveraner Torwart Robert Enke das Leben, und das Thema Depression ging durch die Medien. Immer mehr Prominente outeten sich als krank und sprachen über ihre depressiven Episoden oder Burnouts: der Skispringer Sven Hannawald, der SPD -Politiker Matthias Platzeck oder der Moderator Bruce Darnell. Die meisten der Prominenten haben sich wieder gefangen oder sind auf dem besten Weg dahin.
    Unbeachtet in der aufgeregten Debatte ist dabei bis heute geblieben: Vor allem bei Männern wird die Krankheit häufig übersehen und verkannt. Um das zu ändern und um Betroffenen und ihren Angehörigen neue Wege und Strategien gegen die Erkrankung aufzuzeigen, haben wir dieses Buch geschrieben. Wir möchten Ihnen Hoffnung machen: Die Depression ist heilbar.
    Lesen Sie Geschichten von Männern, die es geschafft haben, ihre Krankheit zu überwinden. Vor allem aber: Achten Sie auf sich. Im besten Fall erspart Ihnen das eine schmerzliche Talfahrt.
    Herzlichst
    Constanze Löffler & Beate Wagner
    Berlin, im September 2012

1 Die »neue« Männerkrankheit
    »Hör nicht auf! Gib nicht auf,
es ist so ein wundervolles Leben.«
    Hurts, »Wonderful Life«

»Warum immer ich?« I
    Der Mut Teresa Enkes habe ihm das Leben gerettet, wird Andreas Biermann, Profifußballer des 1. FC St. Pauli, später sagen. Die Witwe des Hannoveraner Torhüters Robert Enke sprach am 11. November 2009, nur einen Tag nach dessen Suizid, über die jahrelangen Depressionen ihres Mannes. Über die Verzweiflung, über die Momente der Hoffnung, über sein Versteckspiel und die Therapie bei seinem Kölner Psychiater. Sie habe geglaubt, dass sie es gemeinsam schaffen könnten, aber die Liebe allein reiche wohl doch nicht, gestand Teresa Enke damals im Fernsehen. Schließlich stand ihnen mit der Depression des Torwarts mehr als eine Laune im Weg.
    Als Fußball-Kollege Andreas Biermann diese Bilder sah und Teresa Enkes Worte hörte, wurde ihm offenbar einiges klar. Er begriff, dass auch er in einer Krise steckte. Und dass seine Gefühle, seine Verzweiflung und sein schwindender Lebensmut kein Einzelschicksal waren. Biermann entschied sich, gegen den »schwarzen Wirbel in seinem Kopf« zu kämpfen: Am 12. November 2009, zwei Tage nach Enkes Selbstmord, ließ sich Biermann auf die Depressionsstation des Klinikums Nord in Hamburg-Ochsenzoll einweisen, fast zwei Monate verbrachte er dort. Der Ausgang war ungewiss: was ihn erwarten, wie lang der Weg der Genesung dauern und ob er jemals wieder auf dem Fußballplatz stehen würde.
    Nur so viel war klar: Er wollte etwas ändern. Etwas tun gegen die Verzweiflung, die ihm wenige Wochen zuvor schon einmal komplett den Lebensmut geraubt hatte. Damals hatte Biermann auf einem Parkplatz die Abgase seines Autos
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