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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn
Autoren: Karen Templeton
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Also kann ich nicht einfach dort auftauchen, wenn mir der Sinn danach steht.
    „Dann ruf mich an, wenn du zurück bist“, sagt Nedra, und ich antworte: „Klar“, obwohl wir beide wissen, dass ich das nicht tun werde.
    Ich hänge seufzend ein, erleichtert und zugleich deprimiert darüber, dass ich nun wieder meinen Gedanken nachhängen kann. Gott, ist dieses Gefühl gruselig, als ob man in dichtem Nebel auf einem Drahtseil die Niagara-Fälle überqueren muss. Wenn ich einfach ganz ruhig abwarte, nicht überstürze, dann taucht die echte Ginger bestimmt wieder auf. Wird endlich wieder lebendig.
    Ich habe mich total eingeigelt. Fast die ganze Woche habe ich im Pyjama auf meinem Sofa gelegen, Chips und Häagen-Dazs und Cherry Cola runtergeschlungen und gleichzeitig wie ein Zombie Soaps angeschaut. Außerdem gibt es ja noch diese Talk-Shows mit Sally Jesse und Oprah und natürlich diese faszinierenden Gerichtsserien. Meine Güte, wie kommen die nur immer an diese Leute ran?
    Während ich mein Eis mampfe, starre ich mein Hochzeitskleid an, das noch immer in der Mitte des Zimmers liegt wie eine verwelkte Magnolie. Ich habe keine Ahnung, was ich damit machen soll. Ich kann es ja nicht einfach wegwerfen, und noch weniger kann ich es als Andenken aufbewahren oder jemand anderem geben, nachdem so viel schlechtes Karma daran klebt. Deshalb liegt es da also. Mit etwas Glück wird die Seide sich eines Tages einfach biologisch abgebaut haben und nur noch einen kleinen, niedlichen Haufen seidenüberzogener Knöpfe zurücklassen, die ich dann beerdigen könnte oder so.
    Der Tüll bleibt an meiner Wade hängen, als ich auf dem Weg zur Couch auf das Kleid trete. Vielleicht hätte ich mir mal die Beine rasieren sollen.
    Vielleicht hätte ich mal baden sollen.
    Ich lasse mich auf die Couch sinken – zwar habe ich nicht ein einziges Mal geputzt, aber immerhin meine Bettwäsche tagsüber in den Kasten des Sofas gestopft –, den Mund voller schmelzender Schokolade und Eiscreme. Ich bin ein einziges Wrack, das können Sie mir glauben. Komischerweise fühlte ich mich vor ein paar Tagen besser als jetzt. Es gab eine kurze Zeitspanne, als …
    Okay, Moment mal. Lassen Sie uns in der Zeit etwas zurückgehen, damit Sie auf dem Laufenden sind.
    An den Tag nach der Hochzeit kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Wer behauptet, dass man durch Champagner keinen Kater bekommt, lügt. Am Tag darauf aber war ich wieder so weit hergestellt, dass ich mich in die Küche wagte und meinen Anrufbeantworter abhörte, auf dem sich immerhin um die fünfundzwanzig Nachrichten angesammelt hatten. Neuer Weltrekord. (Ich hatte mein Handy ausgeschaltet. Ich ging davon aus, dass die Welt mal ein paar Tage ohne mich auskommen konnte.) Ich sammelte das letzte bisschen Mut zusammen – und auch Teds köstlichen Zitronen-Mohn-Napfkuchen –, hievte meinen Hintern auf den Barhocker und drückte den „Wiedergabe“-Knopf.
    Die ersten dreizehn Nachrichten waren wie erwartet verschiedene Variationen des Themas „Bist du in Ordnung? Ruf mich an“ von meiner Mutter. Dann: „Hallo Ginger, hier ist Nick. Wollte mich nur mal melden und hören, ob du was brauchst. Wenn ja, ruf mich an.“
    „Nick“. Nicht „Nicky“. Hab’s kapiert. Und auch, dass seine Stimme aufrichtig besorgt klang und nicht im Geringsten flirtig oder so. Nein, wirklich. Er gehört schließlich zur Familie, auf eine periphere Art und Weise. Und wo ich einmal nüchtern war, wurde mir auch schnell klar, dass ich auf ihn nur wegen des Alkohols und des Schocks so reagiert hatte. Ganz abgesehen davon, dass Paula mir von Nickys – Nicks – neuer Freundin erzählt hat. Sie sagte, sie habe sie ein Mal getroffen, sie sei ganz in Ordnung, aber um Gottes willen schon die sechste in diesem Jahr, und sie halte ja große Stücke auf ihren Schwager, doch wann zum Teufel würde er endlich mal erwachsen werden?
    Weitere drei Nachrichten von meiner Mutter, dann: „Mädchen, nimm den verdammten Hörer ab!“ Terrie. „Komm schon, komm schon … verdammt. Ich weiß, dass du da bist, wahrscheinlich heulst du dir die Augen aus, und das ist dieser blöde Kerl nun wirklich nicht wert.“
    Eines muss ich Terrie lassen, sie würde niemals so blöde Sprüche wie „andere Mütter haben auch hübsche Söhne“ oder „Da gibt es noch genug Fische, die du angeln kannst“ von sich geben. Ihrer Meinung nach beginnen Fische, wenn man sie geangelt hat, sowieso nur zu stinken.
    „Gut, ich nehme an, dass du entweder rumsitzt
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