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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn
Autoren: Karen Templeton
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wirklich bereit bin, diesen Schritt zu gehen …“
    Dieser Mann ist verdammte fünfunddreißig Jahre alt! Wann glaubt er denn, dass er bereit sein wird?
    „… ich meine, der Sex war großartig, oder?“
    Ich warf einen Blick auf meinen Couchtisch und seufzte.
    „Und wer konnte schon ahnen, dass meine Eltern mich gleich vermisst melden würden, um Himmels willen? Ich hoffe nur, dass du dadurch nicht noch mehr Ärger hattest …“
    Oh, nein. Gar nicht.
    „… und ich hoffe, dass wir vielleicht eines Tages Freunde sein können, obwohl ich absolut verstehen könnte, wenn du mich jetzt hasst.“
    Meinst du?
    „Wie auch immer. Ich werde mich irgendwann die Woche noch bei Blockbuster melden …“
    Was zumindest eine offene Frage beantwortet. Wobei ich den Mistfilm noch immer nicht gefunden habe.
    „… es macht dir doch nichts aus, das Video schnell dort abzugeben, wenn du die Wohnung verlässt? Und dann sollten wir noch irgendwie verabreden, wie du an deine Sachen kommst. Vielleicht kannst du ja meine Mom anrufen. Ich meine, das wäre doch wahrscheinlich einfacher für dich, oder nicht?“
    Deswegen die Pilgerreise nach Scarsdale.
    „Oh, und hör mal …“. Was ich hörte, konnte als herzzerreißendes Seufzen durchgehen. „Ich wollte nicht, dass du auf den ganzen Rechnungen sitzen bleibst, das schwöre ich. Bitte schick sie in mein Büro, ja? Ich werde mich um sie kümmern, versprochen. Nun“, ein Räuspern, „ich schätze … nun. Mach’s gut. Und Ginge?“
    „Was?“ keife ich die unglückselige Maschine an.
    „Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun, okay? Das meine ich Ernst. Du bist wirklich großartig. Gott, es tut mir Leid.“
    Da hast du zumindest Recht.
    Nachdem ich im Schnelldurchlauf die anderen Nachrichten – alle von meiner Mutter – abgehört hatte, starrte ich auf den Kuchen und musste feststellen, dass ich inzwischen die Hälfte davon aufgegessen hatte. Nicht dass das wirklich schlimm gewesen wäre, weil ich – und jetzt hassen Sie mich bitte nicht – essen kann, was ich will und niemals zunehme (obwohl ich den leisen Verdacht hege, dass all diese Kalorien in meinem Körper herumschwirren wie mikroskopische Luftmatratzen und sich exakt zu meinem vierzigsten Geburtstag von selbst aufblasen). Dann begann ich zu heulen – ein schluchzendes, atemloses Heulen –, das zusammen mit den Kuchenresten in meinem Mund dazu führte, dass ich mich entsetzlich verschluckte, bis ich glaubte, dass mein Hirn explodieren müsse.
    Fünf Minuten später war ich nur noch ein schwaches, zitterndes, schwitzendes Bündel und kam zu der entmutigenden Einsicht, dass ich den Drecksack noch immer liebte, obwohl ich mich lieber mit einem stumpfen Messer hätte ausweiden lassen. Und fast eine Woche später empfinde ich noch genauso. Ich meine, aus welchem anderen Grund hätte ich sonst ein Dutzend Tüten Chips verdrückt? Ich müsste ihn hassen, ich weiß, aber ich war noch nie zuvor verliebt, nicht wirklich, und ich muss feststellen, dass man so was nicht einfach abdrehen kann wie einen Wasserhahn. Was entweder bedeutet, dass ich einfach sehr loyal – oder sehr dumm bin. Ja, ich bin verletzt und wütend und hätte gute Lust, einen Mord zu begehen, aber als ich die Nachricht zurückspulte (als ob Sie das nicht getan hätten!), fiel mir auf, wie verzweifelt er klang …
    Nun. Wie auch immer. Ich saß also da, schaufelte mir noch immer Kuchen in den Mund und überließ mich meinen Emotionen, als das Telefon klingelte. Ich erschrak zu Tode, weil ich die Klingel zu laut gestellt hatte. Viel zu erschrocken um daran zu denken, dass ich ja eigentlich nicht rangehen wollte, nahm ich den Hörer ab.
    „Hallo Ginger? Hier ist Nick.“
    Ich könnte wetten, dass Sie das bereits geahnt haben, oder?
    Ich jedenfalls nicht. Und ich dachte, ja klar, als ob es mir wegen so was besser gehen würde. Ich fuhr mir mit den Händen durchs Haar, aber leider blieb mein Verlobungsring in einer Strähne hängen. Ich zuckte zusammen – und bekam einen erneuten Hustenanfall.
    Nick fragte mich, ob ich in Ordnung sei, aber ich konnte natürlich nicht antworten, schließlich war ich kurz davor zu ersticken. „Warte einen Moment“, krächzte ich, wankte zum Waschbecken und schüttete ein halbes Glas lauwarmes Wasser hinunter. Uff.
    Eine Minute später nahm ich wieder den Hörer in die Hand und presste hervor: „Rate mal, wer sich bei mir gemeldet hat?“
    „Ich weiß“, sagte Nick. „Ich habe gerade davon gehört. Munson geht’s
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