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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Autoren: Eva Ehley
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hören sind. »Ehrlich gesagt, ich find’s toll, dass du mich hier eingeschleust hast. Und wenn man dann noch so gut verköstigt wird …« Sie trinkt einen Schluck aus ihrem Glas und schließt genießerisch die Augen. »Wer zahlt dieses luxuriöse Catering eigentlich?«
    »Einiges ist gesponsert, den Rest übernimmt die Galerie. Und nur kein Mitleid! Die Provisionen, die Ronald einstreicht, sind stattlich.«
    »Ihr duzt euch?«
    Judith zuckt die Schultern. »Das sagt gar nichts. Ist unter Künstlern so üblich.« Sie produziert ein betont falsches Lachen, wirft mit großer Geste die Haare in den Nacken und streicht sich übertrieben affektiert über die Hüften. »Und sind wir nicht alle Künstler, irgendwie?«
    Silja lacht herzlich über die Showeinlage ihrer Freundin, wird aber schnell wieder ernst. »Na ja, du in jedem Fall, finde ich. Schließlich hast du einen Kunstgeschichts-Abschluss in der Tasche, während ich schon nach drei Semestern das Teilzeit-Studium aufgegeben habe.«
    »Weil du dich eben doch für den Beruf entschieden hast, den du gelernt hast und den du liebst.«
    »Umso mehr freue ich mich, dass du dieses Praktikum hier auf der Insel ergattern konntest. Du hättest ja auch nach New York gehen können – oder nach Mumbai.«
    »Wie kommst du denn auf Mumbai?«, erkundigt sich Judith verwirrt und stürzt gleich darauf den restlichen Champagner hinunter. »Ah, das tut gut. Auch wenn ich seit heute Mittag nichts mehr gegessen habe. Aber was soll’s, morgen kann ich ausschlafen.« Sie angelt sich zügig ein weiteres Glas vom Tablett eines Kellners.
    »Dabei ist morgen doch bestimmt Hochbetrieb in der Galerie. Schließlich sollen die Bilder ja Käufer finden, oder?«, wendet Silja ein.
    »Alles halb so schlimm. Ich glaube, zwei sind schon so gut wie weg. Die genauen Gebote weiß ich nicht, aber Ronald wirkte vorhin ziemlich zufrieden.«
    »Und wer sind die Käufer?«
    Judith Lissen zuckt die Schultern. »Betriebsgeheimnis. So weit geht unser Vertrauensverhältnis nun doch wieder nicht. Aber es sind ja genügend Promis anwesend. Da wird der eine oder andere schon das nötige Kleingeld haben.« Sie blickt sich vorsichtig um. »Die Dame mit den fetten Perlen in den Ohren, die da hinten an der Bar gerade den Herrn im grellroten Kaschmirpulli zutextet, ist, glaube ich, eine schwerreiche Verlegerswitwe. Und vorhin ist mir ein ziemlich prominenter Schauspieler über den Weg gelaufen, der immer mal wieder in Kunst investiert. Übrigens, da wir gerade die Leute durchhecheln – weißt du vielleicht, wer der schlanke Grauhaarige mit dem süffisanten Grinsen und dem Presse-Schild am Revers ist? Irgendwie kommt mir der bekannt vor.«
    Silja Blanck runzelt die Stirn. »Du hast doch nicht ernsthaft Interesse an dem? Ich kenne ja deine Vorliebe für ältere Männer, aber von Fred Hübner kann ich dir echt nur abraten.«
    »Er hat eine nette Art zu flirten. Ziemlich cool und witzig. So was trifft man nicht allzu oft. Aber warte mal – Fred Hübner, das ist doch dieser Skandalbiograph mit dem Alkoholproblem.« Judith wirft einen knappen Blick zu dem Journalisten hinüber, der ein halbvolles Wasserglas in der Hand hält und sich gerade bemüht, den smarten Architekten, von dem eines der Exponate eingeliefert worden ist, in ein Gespräch zu verwickeln. »Na egal. Jetzt scheint er ja gerade trocken zu sein.«
    »Trotzdem«, warnt Silja. »Der Typ hat die unselige Tendenz, sich in irgendwelche Verbrechen verwickeln zu lassen und uns dann in die Quere zu kommen.«
    Lachend blickt Judith sich um. »Aber heute Abend ist hier doch alles friedlich. Oder glaubst du tatsächlich, dass einer der Anwesenden im Champagnerrausch zum Mörder wird?«

Sonntag, 5. August, 02.13 Uhr,
Nachtclub Rotes Kliff, Kampen
    Leicht und fein wie eine sehr gute Daunendecke hüllt die Sommernacht das Promidorf ein. Die Stimmen vor der Galerie sind längst verhallt und die Straßen um den Dorfpark herum liegen still und friedlich im Mondlicht. Nur die Kreuzung vor dem Nachtclub Rotes Kliff ist noch belebt. In dem Durchweg zum Innenhof wird die Currywurst-Bude belagert und an den Stehtischen halten sich rauchend und lachend etliche Nachtschwärmer auf. Gerade tritt ein Grüppchen junger Erwachsener aus dem Club. Die drei smarten jungen Männer in Chinos und Jackett, einer hellblond, zwei dunkelhaarig, werden von zwei brünetten Mädchen mit edlen Gesichtszügen begleitet, die dünne Cocktailkleider tragen. Alle fünf sind ziemlich angetrunken und
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