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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Autoren: Eva Ehley
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zeigen.«
    Bastian überlegt einen Moment. »Aber ich werde Sie in der Zwischenzeit nicht allein lassen.«
    »Ich will mich nur anziehen.«
    »Trotzdem.«
    Hubert Mönchinger seufzt leise, dann nickt er. »Einverstanden.«
    »Wo ist eigentlich Ihre Schwester?«, erkundigt sich Silja jetzt. »Wir waren ja nicht gerade leise an der Tür. Hätte sie das nicht auch hören müssen?«
    Ohne auf diese Frage zu antworten, steht Hubert Mönchinger auf und verlässt den Wohnraum. Hauptkommissar Bastian Kreuzer folgt ihm mit wenigen Schritten Entfernung. In der Tür dreht er sich noch einmal um und zieht ratlos die Schultern hoch.
    »Soll ich nach ihr suchen?«, fragt Silja leise.
    Bastian schüttelt den Kopf. »Warten wir’s ab, das klärt sich schon.«
    »Na hoffentlich«, antwortet Silja und kommt sich plötzlich vor, als sei sie in einem Hitchcock-Film und würde in Bates Motel darauf warten, dass endlich die Dusche abgestellt wird.

Freitag, 24. Juni, 02.36 Uhr,
Kurpromenade Westerland
    Das blasse Licht des Vollmondes liegt auf Meer und Strand. Es überzieht die Wellen mit silbernem Glanz und versieht jeden einzelnen Fußabdruck im Sand mit einem schmalen Innenschatten. Außer dem sanften Klatschen der Wellen ist nichts zu hören. Die Möwen schlafen, und auch in den Gebäuden jenseits der Kurpromenade sind alle Fenster dunkel.
    Mittlerweile haben Hubert Mönchinger, Silja Blanck und Bastian Kreuzer den breiten Teil der Promenade hinter sich gelassen, so dass jetzt nur noch das weiß gestrichene Gitter auf der Meerseite und die niedrige Dünenkette zu ihrer Rechten ihren Weg begrenzen. Hubert Mönchinger geht mit ruhigen Schritten voran, bedächtig und keinesfalls eilig. Dabei wirkt er nicht, als suche er etwas, sondern eher wie jemand, der die Stille und den Aufenthalt an dem ungewöhnlichen Ort zu dieser nächtlichen Stunde unbefangen genießt.
    Plötzlich kann Silja die Anspannung nicht mehr aushalten und raunt Bastian zu: »Der führt uns doch an der Nase herum. Irgendwas stimmt hier nicht.«
    Aber Bastian winkt nur ab und folgt Hubert Mönchinger schweigend. Schließlich zupft Silja ihn am Arm, und als er nicht reagiert, hält sie ihn fest und hindert ihn am Weitergehen.
    »Vielleicht hat gar nicht Hubert Mönchinger seine Frau umgebracht, sondern es war seine Schwester. Und jetzt hat er uns hergelockt, damit sie in Ruhe fliehen kann«, wispert Silja.
    Bastian schüttelt stumm den Kopf und lässt seinen Blick über den Strand wandern. Wie Aliens wirken die leeren Körbe, eine Armee diszipliniert in Reih und Glied aufmarschierter Außerirdischer in gestreiften Uniformen, die die Einsamkeit der Nacht nutzt, um den Sylter Weststrand zu okkupieren.
    Doch einer der Soldaten ist aus der Reihe ausgeschert. Sein Gesicht, die offene Front, steht nicht zur Kurpromenade gewandt, wie es bei all seinen Kameraden der Fall ist, sondern es blickt direkt aufs Meer.
    »Da müssen wir hin«, sagt Hubert Mönchinger leise und dreht sich zu den Ermittlern um.
    »Wollen Sie vorangehen, Herr Mönchinger?«
    »Ja. Natürlich. Ich gehe vor.«
    Mönchingers Stimme klingt wie die eines folgsamen Kindes. Mit behutsamen Schritten steigt er die Treppe zum Strand hinab und geht anschließend langsam an der Reihe der vorschriftsmäßig ausgerichteten Körbe entlang. Hubert Mönchinger hat den Kopf stolz erhoben, als schreite er eine Formation ab. An dem zum Meer gewandten Strandkorb bleibt er stehen, sieht aber nicht hinein, sondern den beiden Ermittlern entgegen, die ihm gefolgt sind. Sein Blick zwingt sie, innezuhalten.
    »Ich habe keinen Moment daran geglaubt, dass Sie den Mörder meiner Frau wirklich finden können. Und ich glaube ehrlich gesagt auch immer noch nicht, dass Sie ihn gefunden haben. Denn das habe ich getan …«
    Mit einer winzigen, sehr bescheiden wirkenden Geste weist Hubert Mönchinger auf den umgedrehten Strandkorb.
    »Was haben Sie getan?« Siljas Stimme ist schrill.
    »Was ich getan habe, wollen Sie wissen? Ganz einfach, ich habe die Mörderin gefunden – und bestraft.«
    Mit einer angedeuteten Verbeugung tritt er zur Seite, wie ein Theaterdirektor, der nach einem langen Prolog die Bühne für seine Schauspieler freigibt.
    Endlich gelingt es den beiden Ermittlern, einen Blick ins Innere des Strandkorbs zu werfen. Im kalten Licht des Mondes sitzt Christa Mönchinger akkurat in der Mitte des gestreiften Polsters. Ihre Hände liegen still zu beiden Seiten der Hüften und die Augen sind weit geöffnet, als wollten sie das
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