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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung
Autoren: Michaela Thewes
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Mannes betonte, ließ mich aufhorchen. »Meinst du nicht, Daniel ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen?«
    »Wie ich bereits sagte: Unsere Ehe steckt ganz schön tief in der Scheiße. Da werden Männer bekanntlich leicht schwach.«
    Es war nicht die derbe Ausdrucksweise, die mich nach Luft schnappen ließ. Was Nina da von mir verlangte, war ganz schön harter Tobak, denn mit »schwach werden« meinte sie vermutlich nicht, dass ihr Mann vor lauter Herzeleid deprimiert oder gar weinend zusammenbrechen würde und meine Aufgabe darin bestand, ihn zu trösten. Aber ich fragte, nur so zur Sicherheit, lieber noch mal nach: »Habe ich das richtig verstanden: Ich soll dafür sorgen, dass dein Daniel nicht fremdgeht, während du weg bist?«
    »Du hast’s erfasst.«
    Ob Ninas Eheprobleme etwas mit einer anderen Frau zu tun hatten? Auf jeden Fall schien es mit ihrem Vertrauen in Daniels Treue nicht so weit her zu sein ...
    Apropos Vertrauen: Und wer passt hier in der Zeit auf Simon auf?, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Er war ein äußerst attraktiver Vertreter der männlichen Spezies. Nicht, dass ihn mir womöglich eine andere Frau vor der Nase wegschnappte. Allerdings befand sich das Sauerland – zumindest geografisch – ja nicht am anderen Ende der Welt. Ich konnte also jederzeit in Düsseldorf vorbeischauen, um nach dem Rechten zu sehen.
    »Wie lange brauchst du denn meine Dienste als Baby- und Männersitterin?«, fragte ich immer noch ein wenig unschlüssig und ertappte mich dabei, wie ich nervös an meiner Unterlippe herumknabberte.
    »Keine Ahnung. Drei Wochen ... vielleicht auch vier ... höchstens fünf ...«
    Abgesehen von ein bis zwei Millionen wirklich schönen Dingen, gab es nichts, was ich lieber getan hätte, als wochenlang auf dem Land zu versauern und auf Ninas Mann und dessen Kinder aufzupassen. Aber Nina befand sich in Schwierigkeiten, nur das zählte. Ich war mir sicher, dass sie das Gleiche für mich getan hätte. Als ich Tag und Nacht für meine Steuerberaterprüfung gebüffelt hatte, war Nina sogar vorübergehend bei mir eingezogen, um mich in dieser stressigen Zeit zu unterstützen. Sie hatte für mich gekocht, meine Wäsche gewaschen, mir Mut zugesprochen, wenn ich mal wieder davon überzeugt gewesen war, es nicht zu schaffen, und hatte mich, wenn alles Zureden nicht half, mit Tequila abgefüllt.
    »Bitte!«, flehte Nina. »Es ist wichtig.«
    Entschlossen richtete ich mich in meinem Schreibtischstuhl auf. »Okay. Wann soll ich kommen? Sag mir, wann du mich brauchst, und ich werde da sein.«
    Nina lachte gezwungen. »Sofort.«
    »Oh.« Nina schien es wirklich eilig zu haben, von Daniel wegzukommen. »Willst du mir nicht endlich sagen, was vorgefallen ist?«, drängte ich sanft.
    Wenn ich ihren Göttergatten beaufsichtigen sollte, musste sie mir schon mehr Informationen geben, damit ich mir ein möglichst genaues Bild von der Situation machen konnte. Ich wartete auf eine Antwort, die hoffentlich ein wenig Licht ins Dunkle bringen würde, doch stattdessen vernahm ich am anderen Ende der Leitung nur ein leises Schluchzen. Dann, endlich, begann Nina zu sprechen.
    »Es ist wahnsinnig anstrengend, ständig mit einer anderen Frau konkurrieren zu müssen, noch dazu ...« Der Rest des Satzes ging in unartikuliertem Schniefen unter. »Vergangene Nacht hat Daniel ... vergangene Nacht hat er sogar im Schlaf ihren Namen gerufen.«
    »Ach du heiliger Strohsack«, entfuhr es mir entsetzt.
    Zugegeben, diese Form der Beileidsbekundung war nicht besonders aufbauend, aber was hätte ich sagen sollen? Das kommt in den besten Ehen mal vor? Zwar wollte ich meine Schwester trösten, aber doch nicht anlügen. Auf jeden Fall fand ich Ninas Verzweiflung durchaus nachvollziehbar. Daniel hatte einen derben Verstoß gegen die Spielregeln begangen. Was für ein Mistkerl. Ein Gentleman genießt und schweigt. Wenn ein Mann schon die Frechheit besitzt, von einer anderen Frau zu träumen, dann hat er dabei gefälligst die Klappe zu halten, dachte ich.
    Während ich mir den Kopf darüber zermarterte, wie ich meine Schwester ein wenig aufrichten könnte, schwang die Bürotür auf und Hans-Hermann kam im Sturmschritt in den Raum geeilt. Vor meinem Schreibtisch bremste er abrupt ab. Hans-Hermann war ein toller Chef und verfügte über viele gute Eigenschaften. Er war fair, großzügig und verständnisvoll; Geduld gehörte jedoch zweifelsohne nicht zu seinen Stärken. Alles musste sofort sein. Ruhelos trommelte er mit
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