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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab
Autoren: Ian Rankin
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möchte.«
    »Da sind Sie im falschen Büro gelandet.«
    »Sie ist sich aber ganz sicher.«
    Rebus sah Bliss mit einem Softdrink in der einen und einem Sandwich in der anderen Hand ins Büro zurückkommen, den oberen Rand einer Chipstüte zwischen den Zähnen. »Bleiben Sie mal dran«, sagte er in den Hörer. Dann zu Bliss: »Schon mal von einem DI namens Magrath gehört?«
    Bliss legte das Sandwich auf seinen Schreibtisch und nahm die Tüte aus dem Mund.
    »Der hat den Laden hier aufgebaut«, erklärte er Rebus.
    » Wie meinst du das?«
    »Er war der erste Chef der SCRU – wir sind sozusagen alle seine Kinder.«
    » Wie lange ist das her?«
    »Ungefähr fünfzehn Jahre.«
    »Unten ist jemand, der ihn sucht.«
    »Na, dann viel Glück.« Bliss sah Rebus’ Miene. »Er ist nicht tot, er hat sich vor sechs Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Ein Haus oben im Norden an der Küste gekauft.«
    » DI Magrath arbeitet schon seit sechs Jahren nicht mehr hier«, erklärte Rebus in das Mundstück des Hörers.
    »Kann dann bitte jemand anders mit ihr sprechen?«
    » Wir haben hier ganz schön zu tun – worum geht’s denn?«
    »Eine Vermisstenanzeige.«
    »Fällt eigentlich nicht in unser Ressort.«
    »Anscheinend kennt sie DI Magrath persönlich. Er hat ihr seine Karte gegeben.«
    »Hat sie auch einen Namen?«, fragte Rebus.
    »Nina Hazlitt.«
    »Nina Hazlitt?«, wiederholte Rebus für Peter Bliss. Bliss dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte er den Kopf.
    »Und was genau will sie von uns?«, fragte Rebus den Mann unten am Empfang.
    » Wär’s nicht einfacher, wenn ihr sie das selbst fragt?«
    Rebus überlegte. Bliss saß an seinem Schreibtisch und packte sein Krabbensandwich aus – er holte sich immer dasselbe aus der Kantine. Cowan müsste ebenfalls bald auftauchen, seine Finger würden nach Chips mit Speckgeschmack riechen. Vielleicht war ein Ausflug nach unten gar keine so schlechte Idee.
    »Fünf Minuten«, sagte er in den Hörer und beendete das Gespräch. Dann fragte er Bliss, ob man sich in der Abteilung je mit Vermissten beschäftigt hatte.
    »Meinst du, wir haben nicht schon genug zu tun?« Bliss stieß mit der Schuhspitze an ein halbes Dutzend muffig riechender Kisten, die sich neben ihm stapelten.
    »Vielleicht hatte sich Magrath vor seiner Versetzung hierher ja auf Vermisstenanzeigen spezialisiert.«
    »Soweit ich weiß, war er ganz normal beim CID angestellt.«
    »Kanntest du ihn?«
    » Wir haben immer noch Kontakt. Magrath ruft mich hin und wieder zu Hause an, um zu sehen, ob es die SCRU noch gibt. Er hat mich damals eingestellt – und das war mehr oder weniger das Letzte, was er gemacht hat, bevor er die goldene Uhr überreicht bekam. Nach ihm kam Eddie Tranter, und danach war Cowan an der Reihe.«
    » Was höre ich da?« Cowan kam zur Tür herein. Er rührte mit einem weißen Plastiklöffel in einem Cappuccino. Rebus wusste, dass er den Löffel ablecken würde, bis auch der kleinste Rest Schaum verschwunden war, um ihn dann im Papierkorb zu entsorgen. Anschließend würde er den Kaffee schlürfen und dabei seine E-Mails am Computer lesen. Und im Raum würde es nach geräuchertem Speck und essigsauren Krabben riechen.
    »Zigarettenpause«, sagte Rebus und warf sich sein Jackett über.
    »Aber nicht zu lange«, ermahnte ihn Cowan.
    » Werde ich schon vermisst?«, fragte Rebus und warf ihm im Weggehen eine Kusshand zu.
    Der Empfangsbereich war nicht groß, und sie war kaum zu übersehen, weil sie die Einzige war, die in der Stuhlreihe Platz genommen hatte. Als Rebus näher trat, sprang sie auf. Die Tasche auf ihrem Schoß fiel zu Boden, und sie bückte sich, um den herausgefallenen Inhalt aufzusammeln. Zettel, mehrere Stifte, ein Feuerzeug, Sonnenbrille und ein Handy. Rebus beschloss, ihr lieber nicht zu helfen, wartete, bis sie wieder stand, Kleidung und Haare geordnet und sich gefasst hatte.
    »Ich bin Nina Hazlitt«, erklärte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
    »John Rebus«, erwiderte er. Ihr Händedruck war fest, mehrere goldene Armreifen tanzten an ihrem Handgelenk. Sie trug ihr rotblondes Haar zu einem Bob frisiert, so nannte man das wohl, und war schätzungsweise Ende vierzig. Sie hatte Lachfältchen auf beiden Seiten ihrer blassblauen Augen.
    »Ist DI Magrath in Rente?« Rebus nickte, statt eine Antwort zu geben, und sie reichte ihm eine Visitenkarte, die alt und fleckig war, die Kanten wellten sich bereits. »Ich habe versucht ihn anzurufen …«
    »Diese Nummer ist schon lange
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