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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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während sie in Lizas coole Jeans und das sexy Abercrombie-T-Shirt schlüpfte. Für die Busfahrt würde sie ihre Turnschuhe anbehalten und erst an der CS High Lizas hohe Stie­fel anziehen. Sie warf die Plastiktüte mit dem Schminkzeug, das sie sich von Lizas Kommode zusammengeklaut hatte, neben sich ins Waschbecken. Ihre Schwester würde ausrasten, wenn sie wüsste, dass Lainey sowohl ihren Schrank als auch ihre Schub­laden geplündert hatte. Deshalb musste bis Mitternacht alles wie­der an seinem Platz sein, wenn Liza von ihrem Job auf der Bow­lingbahn heimkam. Sie ging das Durcheinander von Pudern und Lippenstiften durch, bevor sie sich für eine Palette mit braunem und grünem Lidschatten entschied. Einen Moment zögerte sie und kreiste den Finger über den schimmernden Puder. Außer an Halloween hatte sich Lainey noch nie geschminkt. Gelegentlich nahm sie ein wenig Lipgloss. Hoffentlich erinnerte sie sich daran, was Molly ihr letztes Wochenende alles ins Gesicht gekleistert hatte, und in welcher Reihenfolge. Sie wollte nicht aussehen wie ein Clown.
    Eine halbe Stunde später kam sie aus dem Mädchenklo und stolperte beinahe kopfüber in den riesigen gelben Putzeimer, den der Hausmeister vor sich herschob. Beide schnappten nach Luft. Dann sah sich der Hausmeister hektisch um, als hätte er Lainey von einem Fahndungsfoto wiedererkannt, und schrie etwas, was auch ohne Spanischkenntnisse zu verstehen war.
    Höchste Zeit. So schnell es, ohne zu rennen, ging, hastete sie auf die Haupttür zu und betete, dass am Freitagnachmittag auch die Schulverwaltung früher Feierabend machte.
    Gut, dass sie ihre Turnschuhe trug. Als sie die Sample Road erreichte, war sie schon völlig außer Atem und musste rennen, um den Bus noch zu erwischen. Sie setzte sich auf einen Sitz ganz vorn und wich dem starren Blick eines verwahrlosten Mannes aus, der auf der anderen Seite des Gangs saß, an einer Orange lutschte und sie nicht aus den Augen ließ. Sie wischte sich die Hände an der Jeans ab und bat den Fahrer leise, ihr an ihrer Hal­testelle Bescheid zu sagen. Sie blickte aus dem Fenster und sah Läden, Banken und Restaurants vorbeigleiten. Orte, an denen sie Dutzende von Malen gegessen oder eingekauft hatte, doch heute, dachte sie und versuchte, sich das Grinsen zu verkneifen, das sich auf ihrem ganzen Gesicht ausbreiten wollte, heute war es, als sähe sie alles zum ersten Mal.

 

6
     
    Von seinem Parkplatz vor dem zweistöckigen Allstate-Versiche­rungsgebäude aus beobachtete er, wie die schmale Gestalt mit dem langen kastanienbraunen Haar aus dem Bus stieg und sich umsah wie eine Touristin, die zum ersten Mal das Empire State Building aus der Nähe betrachtete - voller Ehrfurcht, Staunen und Aufregung.
    Kein Zweifel. Sie war es eindeutig.
    Hübsch sah sie aus, in ihrer engen Bluejeans und dem mo­dischen engen T-Shirt, die Büchertasche unbeholfen über die Schulter geworfen. Und sie hatte eine hübsche Figur - nicht zu rundlich, nicht zu knochig. Den Hunger-Look von Kate Moss konnte er nicht ausstehen, aber üppige Monroe-Kurven machten ihn auch nicht an. So viele Mädchen strengten sich sehr an, wie etwas auszusehen, das sie nicht waren. Zuerst kamen ausgestopfte BHs und formgebende Unterhosen, dann Brustimplantate, Fett­absaugen, Nasen-OPs und Botox. Was man sah, war nicht mehr unbedingt, was man bekam. Es tat gut, jemanden zu sehen, der von dem Barbie-Bild, das in Modemagazinen und auf MTV pro­pagiert wurde, noch nicht verdorben war. Jemand, dessen schöner Körper noch ... rein war.
    Aufgeregt beobachtete er, wie sie vor dem Haupteingang der Schule stehen blieb und sich zögernd umsah. Einen Augenblick befürchtete er, sie würde hineingehen. Er ging zwar davon aus, dass keiner mehr da war, doch er wollte nicht eines Besseren belehrt werden. Das würde alles kaputt machen. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Dann, nach ein paar Sekunden, drehte sie sich um und ging über den verlassenen Parkplatz hinter die Schu­le in Richtung Baseballplatz. Um auf ihn zu warten.
    Sein Mund fühlte sich plötzlich an, als hätte er Watte ver­schluckt, und er rieb sich die Hände, damit sie nicht zitterten. Eine schlechte Angewohnheit - ein Tick, wie seine Mutter sagte. Immer wenn er zu aufgeregt wurde, zitterten seine Hände. Der Tick war so schlimm, dass er ihn behinderte, wenn er Leute ken­nenlernte. Vor allem hübsche Mädchen.
    Er warf einen letzten Blick auf das Foto in seinem Schoß. Dann steckte er es ins
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