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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge
Autoren: Christian David
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spürte sie, wie nervös Belonoz zuletzt geworden war. Er befand sich in einer Art Lauerstellung. »Immerhin wissen wir jetzt, dass der Zusammenhang zwischen den Morden an den drei Frauen und dem Sommercamp vor zehn Jahren feststeht.«
    »Aber was soll das alles mit Pratorama zu tun haben?«, fragte Kovacs. »Dieser Kontext ist wirklich bizarr. Ich sehe da überhaupt keine Verbindung.«
    »Vermutlich begreifen wir das erst, wenn wir den Namen des Täters kennen«, sagte Lily und hörte im selben Augenblick ihr Handy summen. »Moment, bitte.«
    Auf dem Gang vor Belonoz’ Büro blickte sie auf das Display. Es war Sima. Lily fragte sich kurz, ob sie antworten sollte. Andererseits konnte es Neues von Tom geben. Und sie behielt recht.
    Rechtsanwalt Sima war bester Laune, seine Stimmte sprudelte beinahe über vor Begeisterung. »Frau Kollegin, ich habe das Alibi für Tom. Er kann also nicht der Mörder von Selma Jordis gewesen sein. Übrigens gilt das auch für Nicole Saborsky. Ihre Vertretung habe ich am Vormittag übernommen.«
    »Welch ein Glücksfall«, sagte Lily betont kühl. »Was für ein Alibi soll das sein?«
    »Ein sehr gutes. In der Nacht, als Selma Jordis getötet wurde, waren Tom und Nicole auf einer Party in einem Lokal namens Slim Body . Und zwar stundenlang. Dafür habe ich genügend Zeugen aufgetrieben. Inklusive den Besitzer des Lokals. Aber auch eine Journalistin war dabei, Sie kennen Sie garantiert. Es handelt sich um Gaby Koch. Sie hat dort Fotos gemacht.«
    Fast hätte Lily laut gelacht. »Ja, die kenne ich. Mailen Sie mir die Informationen, ich lasse sie überprüfen. Inzwischen bleiben Tom und Nicole in Haft. Machen Sie’s gut.«
    Sima wollte weiter argumentieren. »Schön, aber wäre es nicht …«
    Doch Lily hatte bereits die Taste auf ihrem Handy gedrückt und das Gespräch beendet. Sie ging zurück in Belonoz’ Büro. Nachdenklich berichtete sie, was sie von Sima erfahren hatte. »Da bahnt sich etwas an. Georg Sima will die beiden freibekommen. Das ist er schon seinem Ruf schuldig. Womöglich spekuliert er darauf, beim nächsten Termin mit dem Haftrichter die Aussage des Dealers zu entkräften. Was ihm nicht schwerfallen wird. Schließlich haben wir keine Spuren von Heroin bei Tom und Nicole gefunden. Weder in ihren Körpern noch dort, wo sie wohnen.«
    Der Major erlaubte sich ein halbes Lächeln. »Ein aufgelegtes Spiel für Sima. So ein Glückspilz. Was machen wir?«
    »Ich möchte Tom und Nicole bei uns behalten. Hier sind sie in Sicherheit. Ihre Alibis werden wir also in aller Ruhe und ohne unnötige Hektik untersuchen.«
    Mit fröhlichem Gesicht kam Steffek herein und legte zwei Fotos auf den Schreibtisch. »Es hat geklappt.«
    »Phantastisch«, sagte der Major und schob Lily die Bilder hin. »Na, erkennen Sie diese zwei Personen?«
    Er deutete nacheinander auf die Gesichter. Lily betrachtete die Fotos kurz. »Das eine zeigt Nicole … und das andere Lavinia.«
    Belonoz schien sich diebisch zu freuen. »Würde man annehmen, Frau Doktor. Als Sie bei Petra Back waren, ist mir eine Idee gekommen. Kollegin Metka hat ein Foto von Lavinia im Internet gefunden. Von einer Theateraufführung der Schauspielschule, die sie bis vor einem Jahr besucht hat. Das und ein Bild von Nicole haben wir dem Kollegen geschickt, der für die Phantombilder zuständig ist. Mit ein paar Wünschen für die Bildbearbeitung.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Lily ahnungsvoll.
    »Die Person, die Sie als Nicole erkannt haben, ist in Wahrheit Lavinia. Und umgekehrt. Steffek war in den beiden Geschäften, wo die Helme und Lederanzüge verkauft worden sind. Die Verkäufer haben die veränderte Lavinia als Käuferin identifiziert.«
    Lily bedeckte ihren Mund mit der Hand. Für einen Moment war sie zu verblüfft, um etwas sagen zu können. »Mir hätte das früher auffallen sollen … Das ist unverzeihlich … natürlich, diese Ähnlichkeit … und Lavinia hat auch noch Schauspiel studiert …«
    Belonoz berührte sie sanft auf dem Rücken, als wollte er sie aufmuntern. »Egal, Frau Staatsanwältin. Sowas übersieht man leicht, wenn man die Leute aus der Realität kennt. Da lässt man sich ablenken. Durch die Art, wie jemand geht, spricht und gestikuliert. Die Zweidimensionalität von Fotos schafft dagegen eine Art Abstraktion.«
    »Trotzdem … meine Intuition, auf die ich mir so viel einbilde, ist offenbar nicht unfehlbar.«
    »Nicht einmal der Papst ist permanent unfehlbar. Wollen Sie also päpstlicher sein als
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